Unsere Fahrrad-Tour von Bath zum Land’s End

Planung und Anreise:

Eigentlich hegten wir schon seit Jahren den Wunsch, mal Cornwall zu durchradeln. Da wir am liebsten mit unseren eigenen Rädern fahren, ist die Anreise und die Heimreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln immer ein spezielles Unterfangen. Unsere Erfahrungen in Italien und Frankreich zeigten, dass Fahrräder im Zug nicht immer einfach mitzunehmen sind, auch wenn nach Fahrplan Fahrräder erlaubt sind. Auch das Umsteigen erwies sich nicht immer als einfach. Eines Tages kam uns die Idee, mal zu schauen, welche Fluggesellschaften den Airport Bristol anfliegen. Easy Jet war die Lösung! Diese Gesellschaft fliegt in 1 ½ Stunden von Genève Airport direkt nach Bristol. Wir wussten, dass der Verlad mit der SBB kein Problem war. So buchten wir im 2008 unsere Reise nach Südwestengland. 10 Tage vor den Ferien verunglückte dann Armin mittelschwer, so dass alles annulliert werden musste. Nach diesem Ereignis entschlossen wir uns, vorerst einfachere Touren zu machen (2009 Wien – Budapest, 2010 Prag – Berlin) Anfangs 2011 nahmen wir wieder alle Unterlagen aus dem Jahr 2008 zur Hand und planten unseren Trip erneut. Die Bahnfahrt von Winterthur, dem Jura Südfuss entlang, nach Genf war schon ein Erlebnis. Die Verpackung unserer Räder in Trans-Bags im Flughafen Genf war zwar schweisstreibend, aber klappte einwandfrei. Im Flughafen Bristol warteten wir gespannt auf unser Gepäck. Selbst die Räder kamen auf dem Förderband. Dieser Transport lehrte uns, für den Heimweg die Veloständer besser zu demontieren.

Route:

Beim Durchstöbern eines Reiseführers erfuhren wir, dass es in Grossbritannien 10 000 Meilen Radwege gibt, teilweise auf alten Bahntrassees und dass bei der Firma Sustrans die entsprechenden Karten erhältlich sind. Im Internet fanden wir dann heraus, dass es einen West Country Way (von Bristol nach Padstow) und einen Cornish Way (von Padstow nach Land’s End), zusammen ca. 600 km, gibt. Beide Wege sind als „National Network Nr. 3“ bestens ausgeschildert. Die Karten, sowie die Wahl des Radweges erwiesen sich als ausgezeichnet. Der Weg führte über wenig bis gar nicht befahrene Strassen. Oft waren wir ganz allein unterwegs. Selbst in den Städten wurde der Weg so gewählt, dass man nie auf Hauptstrassen fahren musste.
Etwas naiv gingen wir schon an dieses Projekt. Wir wussten zwar, dass Südwestengland hüglig ist, aber dass die Hügel so steil sind, haben wir nicht erahnt. 25 % und mehr Aufstieg und Abstieg, das mehrmals täglich, hat uns ganz schön gefordert. Bald sahen wir ein, dass unsere Tagesleistung von 50 km reine Utopie war. So haben wir bald unseren Plan, in 12 Tagen am Land’s End zu sein und dann noch ein Stück zurückzufahren, bald geändert. Wir beschlossen, ganz gemütlich Richtung Land’s End zu radeln und dafür links und rechts noch einen Abstecher an sehenswerte Orte zu machen. Von Bodmin nach Truro gibt es zwei Routen, eine durch Nord Cornwall, die andere der Südküste entlang. Nachdem wir in Somerset und Devon der rauheren Nordküste gefolgt sind, entschieden wir uns in Bodmin für den sanfteren Süden.

Land und Leute:

Die grossen, saftigen Weiden, mit Gebüschen eingezäunt, mit unzähligen Kühen und Schafen haben uns besonders beeindruckt. Wie glücklich müssen doch diese Tiere sein! Nach einem harten Aufstieg, die Fahrt durchs Exmoor, ganz allein auf der alten römischen Strasse, nur einige wilde Pferde links und rechts, die mystische Stimmung, das alles war ein ganz besonderes Erlebnis für uns. Brombeeren von Bristol bis zum Land’s End haben uns den schmalen Strassen entlang begleitet. Besonders in Somerset und Devon liessen uns die fülligen, wunderschönen „Hanging Baskets“ oft die Fotokamera zücken. Verschiedene Sorten von Hortensien, in allen Arten von Blautönen haben uns begeistert. Die Fahrt auf dem Engine House Trail, ein Unesco Weltkulturerbe, war ein besonderer Höhepunkt für uns. Einzig das Land’s End hat uns enttäuscht. Wenn es nicht unser Ziel gewesen wäre, hätte sich ein Besuch nicht gelohnt. Ein kitschiger Vergnügungspark wurde dort gebaut, nicht einmal einen schönen Leuchtturm gibt es dort zu sehen. Es gibt viele schönere Orte in Cornwall zu sehen, als diese Touristenattration, z. B. das nur wenige Kilometer entfernte Minack Theatre, das von einer Müllerstochter während 50 Jahren in die Klippen gehauen und gemauert wurde.
Die kühlen Engländer sind wahrscheinlich ausgestorben oder leben an einem anderen Ort. Kaum standen wir an einer Strassenecke, unsere Karte studierend, wurde uns Hilfe angeboten. Viele suchten den Kontakt mit uns, fragten, woher wir kommen und welches unser Ziel sei. So kamen viele nette und lustige Gespräche zustande. Auf den Radwegen zeigten sich auch die Hunde, wie ihre Besitzer sehr diszipliniert. Keiner schimpfte über die Radfahrer, sondern pfiff seinen (Kampf-)Hund sofort zu sich oder nahm ihn an die Leine. Geduldig, ohne Hupen, fuhren die Autofahrer, auf den schmalen Strassen hinter uns her, bis es eine geeignete Ausweichstelle gab.
Auch die Gastronomie hat uns nicht enttäuscht. Zwar hörten wir mal eine Diskussion zweier deutschsprachigen Frauen, die England als „kulinarische Katastrophe“ bezeichneten. Das englische Frühstück ist halt wie es ist – eine Kalorien- und Cholesterinbombe. Aber man kann ja weniger bestellen. Verschiedenste Fische, Meeresgetier und Fleischgerichte haben wir probiert. Alles hat bestens geschmeckt und war einwandfrei gekocht. Das gute Essen hatte auch einen höheren Preis, aber immer noch günstiger als bei uns. Unsere Devise: Wenn man so essen will wie zu Hause, bleibt man am besten daheim!
Obwohl in allen Reiseführern gemahnt wird, dass während der Hauptsaison (bis Ende August) alle Unterkünfte ausgebucht sind, haben wir es gewagt, ohne Vorreservierungen, uns auf die Reise zu begeben. Meistens problemlos haben wir immer ein B + B oder ein kleines Hotel gefunden. Nur an den Wochenenden, wie z. B. Bank Holiday, brauchte es etwas mehr Flexibilität, Ueberzeugungskraft und Glück.
Abgesehen vom englischen Wetter-Mix, sind wir total positiv und begeistert von Südwestengland nach Hause gekommen und können diese Tour jedem empfehlen.

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