Lagos – Sevilla 308 km Autobus
Sevilla – Lebrija 80 km
Lebrija – Sanlucar de Barrameda 37 km
Sanlucar de Barrmeda – El Puerto de Santa Maria 48 km
El Puerto de Santa Maria – Cadiz – El Puerto de Santa Maria 30 km Schiff
El Puerto de Santa Maria – Conil de la Frontera 50 km
Conil de la Frontera – Zahara de los Atunes 40 km
Zahara de los Atunes – Tarifa 36 km
Tarifa -Algeciras 19 km Bus

Nach gut 4 Tagen faulenzen in Lagos waren wir wieder offen für Neues. Wir schafften es sogar, uns für eine Stunde zwischen die Strandtouristen ans Meer zu setzen. Um von der Westalgarve nach Sevilla zu kommen, planten wir eine Busfahrt. Das Busunternehmen riet uns, den 6:15 h Bus zu nehmen, da es in diesem Bus mehr Platz für die Fahrräder habe. So klingelte der Wecker um 4:00 h früh, damit wir genügend Zeit hatten, um zum Busbahnhof zu fahren und unsere Räder zu verpacken. Plötzlich hatte Chef Meili die Idee, mit dem Verpacken der Räder noch zuzuwarten und erst die Reaktion des Chauffeurs abzuwarten. So trödelten wir in früher Morgenstunde am Busbahnhof umher und plauderten mit einem italienischen Paar, das in derselben Pension wohnte, wie wir. Kurz vor 6:00 h wurde der Billetschalter geöffnet, der junge Mann am Schalter sah uns mit den Rädern dastehen und forderte uns auf, die Räder sofort auseinander zu nehmen und in Plastik zu verpacken. Er kam kaum nach mit Staunen, wie schnell das plötzlich ging. Wir sind ja ein eingespieltes Team! Aber eben, unser Adrenalinspiegel sprengte beinahe die Skala. Pünktlich fuhren wir los Richtung Andalusien. Während der Fahrt zwischen Lagos und Vila Real sahen wir immer noch unsere Schweissperlen auf der Strasse glitzern, die wir auf unserer Tour hinterlassen hatten.
Nach der Grenze wurden erst die Uhren wieder um eine Stunde vorausgestellt. Ab jetzt gilt für uns: „Morgenstund hat Gold im Mund“ und abends spät ins Bett. Wir müssen uns dem spanischen Lebensrhythmus anpassen. Als wir durch die weiten Felder, ohne Dörfer, fuhren, waren wir froh, uns für die Busvariante entschieden zu haben. In Portugal waren wir schon von den Weiten beeindruckt, in Spanien ist alles noch viel grösser. Andalusien ist zum Beispiel doppelt so gross wie die Schweiz.
Pünktlich um 11:30 h kamen wir in Sevilla an. Die Dame in der Touristeninformation war uns nicht besonders behilflich bei unserer Suche nach einer Schlafgelegenheit. Sie gab uns lediglich einen Stadtplan in die Hand und markierte darauf das ehemalige Judenviertel „Barrio de Santa Cruz“, wo viele Hotels und Pensionen zu finden sind. In einer der vielen, schmalen, verwinkelten Gassen fanden wir denn auch bald eine schmucke Pension. Nach einer erfrischenden Dusche begann unser Erkundungsmarsch durch die Stadt. Erst wollten wir eine brauchbare Strassenkarte, in einem möglichst kleinen Massstab, von Andalusien. Kein leichtes Unterfangen! Von Laden zu Laden wurden wir geschickt und schliesslich mussten wir uns mit einer Karte Massstab 1 : 300 000 begnügen. Unser zweites Problem war der Fotoapparat, der nicht mehr richtig funktionierte. Erst glaubten wir es wäre getan mit dem Austausch der Batterie. Eine solche Batterie zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit. Später stellten wir fest, dass sich wahrscheinlich ein kleines Sandkorn im Objektiv verklemmt hatte. Zum Dritten wollten wir abklären, ob die Möglichkeit bestehe, mit dem Schiff auf dem Rio Guadalquivir, bis zur Mündung ins Meer, nach Sanlucar de Barrameda zu fahren. Es gibt ein Schiff, das fährt aber nur samstags. Solange wollten wir nicht in Sevilla bleiben, also bleibt nur noch die eigene Muskelkraft übrig. Diese drei Abklärungen kosteten uns einige Kilometer Fussmarsch und einige Nerven und der Nachmittag war im Flug vorbei. Nach dem Nachtessen, zurück in der Pension, fielen wir gleich in den Tiefschlaf und erwachten am anderen Morgen erst um 8:00 h wieder.

Da der Fotoapparat wieder einigermassen funktionierte, machten wir uns auf Sightseeing- und Fototour. Unser erstes Ziel war die „Plaza de Espana“. Dieser Platz wurde 1929 für die „Exposicion Iberoamericana“ mitten in einem Park mit ca. 3500 prächtigen Bäumen, errichtet.

Man fühlte sich dort fast wie in einer anderen Welt. Auf dem Weg zur Kathedrale kamen wir an der „Antigua Fabrica de Tobacos“ vorbei. Das Gebäude gehört heute zur Universität.

Die ehemalige, riesige Tabakfabrik war der Arbeitsplatz von Bizets Opernheldin „Carmen“. Die Fabrik beherbergte ihr eigenes Gefängnis,
Ställe für 400 Maulesel, 24 Innenhöfe und sogar eine Kinderkrippe.
Vor der Kathedrale wurde ich dann ganz gehörig übers Ohr gehauen. Zwei freundliche Frauen nahmen uns beide gleich in Beschlag, ohne dass wir wussten, was mit uns geschieht, drückten sie jedem von uns einen Buchsbaumzweig in die Hand, wohl darauf bedacht, dass wir genügend Abstand voneinander hatten und begannen ungefragt aus „der Hand zu lesen“. Langes Leben, gesund, etwas nervös, grosse, starke und intelligente Kinder und gutes Zurechtkommen in Spanien, verhiess man uns. Solche Sachen hört man doch gerne! Zum Glück erzählten sie betreffend Kinder beiden das Gleiche, sonst hätte es noch ein familieninternes Problem gegeben. Am Schluss verlangte die gute Frau Geld, ich klaubte ein Euro-Stück aus der Tasche. Da wurde sie energisch und verlangte Papiergeld. Von der Situation völlig überrascht, nahm ich einen 20 Euro-Schein aus der Tasche und wollte wechseln. Sie riss mir den Schein aus der Hand, ich wollte ihn ihr wieder entreissen, aber es war hoffnungslos. Sie war so dreist, dass sie nochmals 20 Euros für die zweite Hand wollte, da wurde aber ich energisch. Bei Armin lief dasselbe ab, nur, er packte das Euro-Stück wieder ein, tat so, als ob er einen Geldschein suchen würde und lief davon. 1: 0 für Armin! Mir wurde wieder einmal bewusst: Nicht die Taschendiebe, sondern die „freundlichen, schmeichelnden“ Leute sind besonders dreist..
Anschliessend besichtigten wir die riesige Kathedrale von Sevilla, Armin lachend, ich über mich selbst verärgert.

Gleich hinter dem Südportal steht das Grabmal von Christopher Kolumbus, der Sarg wird von vier Sargträgern auf den Schultern getragen.

Diese symbolisieren die vier Königreiche Spaniens zur Zeit der ersten Entdeckungsfahrten. Es sind dies: Kastilien, Leon, Aragon und Navarra. Nur, ob wirklich die Gebeine des grossen Entdeckers im Sarg liegen, darüber ist man sich nicht so einig. Die sterblichen Überreste wurden 1899 aus der Karibik überführt und galten lange als die von Christopher Kolumbus. Die dominikanische Republik jedoch behauptet, dass die Knochen unter einem Grabmal in der Hauptstadt Santo Domingo ruhen. Verschiedene DNA-Analysen haben ergeben, dass es sich bei den Knochen in der Kathedrale Sevilla, tatsächlich um diejenigen von Kolumbus handeln müsse. Allerdings wurden seine Gebeine nach seinem Tod mehrmals umgebettet und es ist durchaus möglich, dass sie in verschiedene Himmelsrichtungen verstreut sind. Irgendwie würde es zu Kolumbus passen, dass er noch im Tode, wie im Leben, zwischen Spanien und der Karibik hin- und hergerissen wurde.
Unsere nächste Aufmerksamkeit galt dem Alcazar. Der Alcazar war Residenz vieler Generationen von Kalifen und Königen. Das Bauwerk entstand 913 n. C. als Festung muslimischer Herrscher.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde es ständig erweitert und umgebaut.

Spätere christliche Herrscher nutzten dieses komplexe Gebäude ebenfalls als Residenz und legten zauberhafte Gärten an.
An einem Tag konnten wir nicht alles Sehenswerte der Stadt sehen. Wir waren aber begeistert von dieser stolzen Hauptstadt Andalusiens, mit den grünen Parkanlagen, Pferdekutschen, den vielen Restaurants und Tapas-Bars, dem Baustil und dem Ambiente.

Kolumbus – Denkmal

Alle schönen Städte, die wir bis anhin auf unserer Reise gesehen hatten, wurden durch Sevilla „in den Schatten gestellt“. Im Weiteren ist sie eine ausgesprochen fortschrittliche Velostadt. Breite Radwege, die auch eifrig benutzt werden, führen durch das ganze Zentrum.

Markierungen links und rechts der Radwege in der Stadt.

Der Tag fing gut an und wir waren ja wieder offen für Neues, wussten aber noch nicht, dass dieser unvergesslich in unsere Velogeschichte eingehen würde. Leider stehen uns keine guten Radführer mehr zur Verfügung, wie das in Portugal der Fall war. Wir markierten unsere Route auf unseren Karten, wählten natürlich Nebenstrassen und liessen unser Vorhaben vom Besitzer der Pension begutachten. Er fand die Auswahl unseres Weges perfekt, aber wir wetten, dass er den Weg überhaupt nicht kannte. Kurz nach 7:00 h morgens verliessen wir das Zentrum auf den breiten Radwegen. Schnell waren wir zurück in unserem Radlerleben. Je weiter Sevilla in den Hintergrund rückte, desto mehr verschlechterten sich die Strassen, bis wir auf einer Naturstrasse weiterfuhren, die zu einem Militärcamp führte. Wir versuchten dieses zu umfahren und standen bald vor einer Schleusenanlage mit hochgezogener Zugbrücke.

Alles neu und perfekt, die Anlage aber menschenleer, die Zufahrtsstrassen diesseits und jenseits des Flusses nur Feldwege. Erst standen wir da und warteten. Bald hatten wir das Gefühl, dass die Brücke in diesem Jahrhundert wahrscheinlich nicht passierbar sein wird und fuhren zum Militärcamp zurück. Dort wurden wir erstmals mit einer Maschinenpistole empfangen, aber freundlich wurde uns weiter geholfen. Der junge Mann zeigte uns einen Weg, das heisst eine Mountainbikepiste, die wir benutzen konnten, um wieder auf eine asphaltierte Strasse zu kommen. Wegweiser und Ortstafeln kennt man in dieser dünnbesiedelten Gegend nicht. Wir fuhren durch riesige Tomaten- und Gemüsefelder, die nach Pestiziden und Herbiziden rochen, bis wir wieder auf einer Naturstrasse, inmitten von Reisfeldern landeten.

Zuerst kam noch das eine Ah und Oh über unsere Lippen, aber mit der Zeit wirkten diese unübersehbaren Felder fast beängstigend auf uns. Ab und zu erhob sich eine Cooperative mit Silos aus der Ebene, sonst nichts als Reis, kilometerweit.

Keiner der wenigen Personen, denen wir begegneten, konnte uns auf unserer Karte zeigen, wo wir uns befanden.

Chefelektriker Storch auch nicht!

Wir wussten nicht, ob wir uns immer noch auf dem richtigen Weg befanden oder ob wir in den Reisfeldern umherirrten. Wir waren gespannt, was unser GPS, das unsere Tour aufzeichnet, am Abend sagen würde. Die wenigen Autos, die uns kreuzten oder überholten, hüllten uns jedes Mal in eine dicke Staubwolke. Dann plötzlich, mitten in der Pampas, hatte Armins Velo einen Plattfuss. Bei einem verlassenen Haus, im Schatten eines Baumes, flickten wir den Schlauch. Komischerweise hatte er ein Loch in der oberen Naht. Einige Kilometer ging alles gut, dann wieder ein Plattfuss am selben Rad, dieses Mal kein Schatten weit und breit. Dafür hatte es einen Bewässerungskanal in der Nähe. Armin setzte sich ans Ufer, um im Wasser zu prüfen, wo sich das Loch im Schlauch befand. Er liess die Füsse im kühlen Wasser baumeln und dann plötzlich, was schaute gleich neben ihm aus dem Wasser? Eines meiner heissgeliebten Lieblingstiere, die mich zur Flucht schlagen – eine Schlange! Bis jetzt sind wir nur toten Tieren auf der Strasse begegnet. Armin hatte sie nicht bemerkt, aber mein Schrei, weit herum hörbar, liess ihn aus dem Wasser jucken. Es war ein schwieriges Unterfangen, den Reifen zu flicken, denn wir hatten keine brauchbaren Ersatzschläuche mehr dabei. Zum Schluss funktionierte die Reparatur doch. Kaum Auszudenken, wenn wir unsere Räder auf den restlichen 20 km durch dieses menschenleere und schattenlose Gegend, hätten schieben müssen. Wir sahen schon die Schlagzeilen der Schweizer Presse vor uns: 2 Schweizer Velofahrer in Andalusiens Reisfeldern verirrt, verdurstet und verhungert! Irgendwann kamen wir zu einer Strassenkreuzung, wo wir das Gefühl hatten, dass diese Strasse uns aus der Einsamkeit führt, aber keine Wegweiser, nichts. Unser Gefühl war richtig, Staubig und verschwitzt erreichten wir Lebrija. Wir stellten keine grossen Anforderungen an diesen Provinzort. Nur zwei Sachen sollte es in diesem Ort geben, eine Velowerkstatt und eine Schlafgelegenheit. Der erste Gang führte uns jedoch zu einer Tankstelle, wo wir den Reifen nochmals pumpen wollten. Der Anblick des Rades stimmte uns nicht gerade freudig. Wie ein Geschwür presste sich der Schlauch zwischen Felge und Pneu hervor. Wir fragten uns durch nach einer Velowerkstatt. Der Velomechaniker riss gleich Pneu und Schlauch heraus. Verächtlich warf er den Reifen, den wir beim alten Mann in O Grove gekauft hatten, in eine Ecke. Er putzte an beiden Velos die Ketten, prüfte die Bremsen und wusch sie gleich noch. Er staunte nicht schlecht, wie viel Schmutz aus dem Wechsel kam. Beruhigt, dass alles wieder in Ordnung war und wieder brauchbare Ersatzschläuche im Gepäck hatten, gingen wir auf die Suche nach einer Schlafgelegenheit. Zum Dessert durften wir dort die Räder in den ersten Stock hinauf tragen. Den Staub, vermischt mit Sonnenschutzcreme, mussten wir beinahe mit einer Drahtbürste von unseren Körpern entfernen. Nach GPS waren wir gar nicht falsch gefahren. Das Nachtessen nahmen wir nicht mehr wirklich wahr.

Nach einem Tiefschlaf und noch benommen von den Erlebnissen vom Vortag machten wir uns auf den Weg nach Sanlucar de Barrameda. Heute wollten wir uns nicht mehr auf die Äste hinaus lassen und wählten den Sicherheitsstreifen entlang der Nationalstrasse. Ausserhalb Lebrija wurden die Gemüsefelder am frühen Morgen bereits bewässert. Das Gelände war nicht mehr ganz so flach wie am Vortag, sanfte Hügel erheben sich aus den Ebenen. Bald gab es nur noch abgemähte Weizenfelder und endlose Steppen zu sehen, an den Hügelhängen werden Reben kultiviert.

Ab und zu weideten einige Pferde, in der Steppe wurde nach Hasen gejagt. Eigentlich stellten wir uns diese Region etwas grüner vor, ist sie doch bekannt für die Produktion von Sherry. Sanlucar de Barrameda gehört zum Sherry-Dreieck Jerez de la Frontera – El Puerto de Santa Maria – Sanlucar de Barrameda.

Sherry ist ein weltbekanntes Getränk und hat hier so manche Familie reich gemacht. Dieser einzigartige Wein entsteht durch die Kombination aus Klima, kalkhaltigem Boden, der die Sonnenwärme aufnimmt, aber gleichzeitig die Feuchtigkeit speichert und einem speziellen Reifevorgang. Zuerst werden die Sherrytrauben gepresst.

Dann lässt man den dabei entstandenen Most gären. Innerhalb weniger Monate bildet sich eine schaumige Hefeschicht auf der Oberfläche. Nun wird der Wein in grosse Fässer aus amerikanischer Eiche gefüllt und in den Bodegas gelagert. Die Fässer zu etwa 5/6 gefüllt, werden in mindestens drei Reihen über einander gelagert. Der älteste Wein liegt zuunterst. Ungefähr drei Mal im Jahr werden 10 % des Weines aus den untersten Fässern abgezapft. Diese werden dann mit Wein aus der Reihe darüber aufgefüllt etc. Insgesamt reift der Wein drei bis sieben Jahre. Bevor er in Flaschen abgefüllt wird, reichert man ihn mit etwas Weinbrand an.
Das Sherrydreieck bringt aber noch einiges anderes hervor. In der Nähe des Karthäuserklosters, La Cartuja bei Jerez de la Frontera werden seit ca. 500 Jahren die stolzen, andalusischen Vollblutpferde gezüchtet. Ebenfalls in dieser Region werden die Kampfstiere für die Arena gezüchtet und zum dritten stammen einige bekannte FlamencotänzerInnen aus dieser Region.
Für uns hatte Sanlucar de Barrameda noch einen anderen Anziehungspunkt, die Seefahrtsgeschichte. Von hier brach einst Christopher Kolumbus zu seiner dritten Karibikreise auf. Etwa 20 Jahre später folgte ihm der Portugiese Ferdinand Magellan, der wie Kolumbus eine Westroute zu den asiatischen Gewürzinseln suchte. Trotzdem man sich im Ort mit der Seefahrergeschichte rühmt, erinnert nichts mehr an diese heldenhaften Taten.

In der Touristeninformation klärten wir noch den Fortgang unserer Reise ab. Siehe da, der junge Mann wusste einiges über die Ortstafel hinaus. Er wusste uns zu erzählen, dass es nach Rota, am Nordende der Bucht von Cadiz gelegen, einen Radweg gibt und dass dort Schiffe nach Cadiz fahren und auch Velos transportieren. Er drückte uns sogar noch einen Fahrplan in die Hand. Solch ein Service ist keine Selbstverständlichkeit.

Der neue Tag schien auf unserer Seite zu stehen. Das Hotel servierte das Frühstück schon ab 7:00 h. Wenn es später serviert wird, verzichten wir darauf und verpflegen uns unterwegs, um von der Morgenfrische zu profitieren. Den Radweg fanden wir auf Anhieb, er war gut markiert und hatte Wegweiser mit Distanzangaben. Der Anblick, der etwas lieblicheren Landschaft motivierte uns zusätzlich. Wir wussten, dass das Schiff nach Cadiz in Rota um 10:00 h fahren würde. Punkt 9:30 h standen wir am Hafen und sahen eine lange Menschenschlange vor dem Billettschalter stehen. Wie es sich gehört, stellten wir uns hinten an. Nach einer Stunde Wartezeit, das 10:00 h Schiff war bereits abgefahren, erhielten wir die ernüchternde Antwort, dass heute keine Velos transportiert werden. Der Versuch, von Norden nach Cadiz zu kommen, war gescheitert.

Erinnerungsfoto Hafen von Rota

Die ansässige Touristeninformation empfahl uns, es von Osten her, von El Puerto de Santa Maria aus, nochmals zu versuchen. Man macht uns das Radlerleben nicht leicht und so war wieder eigene Muskelkraft gefragt. Entlang einem riesigen amerikanischen Militärstützpunkt, mit Kriegsschiffen, Flugzeugträgern, eigenem Flugplatz und sehr viel Stacheldraht pedalten wir nach El Puerto de Santa Maria, ans Ostende der Bucht von Cadiz. Sonderbarerweise wurde dieses Stück von unserem GPS nicht aufgezeichnet. Amerikanische Zensur? Schon eingangs des Ortes stand eine Tafel mit den Abfahrtszeiten der nächsten Schiffe. Es war kurz vor 13:00 h, also sollten wir das Schiff um 13:30 h locker erreichen. Wie in Rota gab es wieder eine lange Menschenschlange vor dem Billettschalter.

Dieses Mal stellten wir uns nicht hinten an, sondern drängten uns durch, um erst zu fragen, ob Velos transportiert werden. Klare Antwort. Hoy no, muchas gente! In unserem Reiseführer war noch von einem Fährschiff „El Vapore“ die Rede. So fragten wir uns zu diesem Schiff durch. El Vapore – Glugg, Glugg, war die Antwort. Kurzerhand beschlossen wir, nun eben zwei Nächte in El Puerto de Santa Maria zu bleiben und anderntags ohne Velos, mit dem Schiff nach Cadiz zu fahren.

Auch in El Puerto herrschten einst die Mauren

Das war leichter gesagt als getan. Einerseits hat die Hochsaison begonnen, andererseits findet die Regatta der ganz grossen, mehrmastigen Hochseesegelschiffe statt, die dieses Wochenende in Cadiz Zwischenhalt gemacht haben, bevor sie nach A Coruna in Galizien weitersegeln. Deshalb die vielen Leute. Nach langer Suche fanden wir dann doch noch eine bezahlbare Unterkunft für zwei Nächte.
In der Touristeninformation wollten wir noch einige Ratschläge für unsere Weiterfahrt nach Tarifa holen. Auf unseren Karten sind rund um Cadiz, El Puerto de Santa Maria und Puerto Real nur Autobahnen eingezeichnet. Als wir unseren Wunsch äusserten, erschrak die junge Dame erst und meinte, das sei unmöglich, denn das seien mindestens 100 km. Wir klärten sie dann auf, dass wir aus der Schweiz hier hin gefahren wären, über 4000 km in den Pedalen haben und dass diese 100 km für uns Peanuts wären, falls es eine geeignete Strasse gäbe. Erst liess sie ein Geschrei los, wir wären ja die Kings of Bicycles, dann erklärte sie uns mindestens fünf Mal, wenn sie mit dem Auto nach Tarifa fahre, dass sie sich immer an die blauen Autobahntafeln halten würde, ja nie den weissen folgen. Solche Ratschläge kann man rauchen! Es wäre doch einmal ein Kassensturz-Thema in der Schweiz, die Kompetenz der Touristeninformationen unter die Lupe zu nehmen.

Aber erst wollten wir nach Cadiz, also begannen wir zu rechnen: Das erste Schiff fährt 10:00 morgens, der Billettschalter öffnet um 9:00. Also wenn wir ein Billett für das erste Schiff ergattern wollen, müssen wir um 8:00 vor dem Schalter stehen. Siehe da, wir waren nicht die Ersten, aber doch früh genug, dass unser Plan aufging. Bis wir das Schiff betraten, war die Menschenschlange schon wieder unheimlich lang.
Cadiz liegt auf einer langen Landzunge, die an einer schmalen Stelle mit dem Festland verbunden ist. Nach so vielen Hindernissen am Vortag, hatten wir erst den Besuch dieser Stadt in Frage gestellt, waren dann aber doch froh, dass wir alle Mühen auf uns genommen hatten. Es ist ein schöner, eleganter und zivilisierter Ort, rundum vom Atlantik umgeben.

Blick vom Torre Tavira über die Stadt

Kathedrale von Cadiz

Der Regatta wegen, war die ganze Stadt in Festlaune und von Wirtschaftskrise war nichts zu merken. Eine riesige Menschenmenge tummelte sich um den Hafen, um die wunderschönen Schiffe aus verschiedenen Nationen zu besichtigen.

Obwohl Restaurants und Cafébars keine Mangelware sind, war kaum ein freier Tisch zu finden. Kaum nachvollziehbar, dass man sich kaum 50 km entfernt, in der Steppe befindet.
Nicht nur die grossen Segelschiffe der heutigen Zeit stechen hier in See, sondern auch Kolumbus brach hier für seine vierte Reise in die Karibik auf. Durch die Entdeckung Amerikas erlebte die Stadt einen Boom, hatte deswegen aber auch ihre Feinde. Die Engländer versenkten einst hier die startbereite spanische Armada und legten die Stadt in Schutt und Asche.
In der Touristeninformation in Cadiz erhielten wir folgende Auskunft: Die Dörfer entlang der Costa de la Luz, zwischen Cadiz und Tarifa wären nicht mit Strassen miteinander verbunden, deshalb bleibe uns nur die stark befahrene Nationalstrasse. Jedes Kind sah auf der Landkarte, dass dies nicht stimmte.

So stand der heutige Tag wie ein grosses Fragezeichen vor uns. Erstens wussten wir nicht, wie wir aus dem Autobahngewirr um El Puerto de Santa Maria, Cadiz, San Fernando und Puerto Real herauskommen würden, zweitens wegen negativer Prognosen, einerseits aus dem Reiseführer, andererseits von den Touristeninformationen in Cadiz und El Puerto, ob wir ein freies Bett zum Schlafen finden würden. Wir redeten uns ein, dass wir das Ganze in Ruhe angehen würden und den Tag auf uns zukommen lassen würden. Wir nutzten die Gunst der Stunde, erstens war es Sonntag, somit hatte es frühmorgens wenig Verkehr, zweitens keine Camions. Vor Sonnenaufgang waren unsere Räder bepackt. Wir waren nicht die einzigen in den Gassen von El Puerto. Die letzten Nachtschwärmer waren immer noch auf Tour. Was uns niemand gesagt hatte, dass es über Kilometer einen schönen Radweg entlang der vierspurigen Autostrasse gibt. Plötzlich ging er zu einer Naturstrasse über, die in ein wattenmeerähnliches Naturschutzgebiet führte. Wir wagten es nicht, ihm zu folgen, denn wir hatten keine Ahnung wohin er führte. Solche Abenteuer wollen wir nicht mehr eingehen. Da wir ja Highway tauglich sind, wählten wir schliesslich doch noch für einige Kilometer, den Sicherheitsstreifen der Autostrasse. Zum Glück waren auch noch Freizeit-Velofahrer unterwegs, die wir nach dem Weg fragen konnten. Auf angenehmen Nebenstrassen kamen wir schliesslich im Küstenort Conil de la Frontera an.

Auch unser zweites Problem war schnell gelöst. Schon beim ersten Hotel hatte es freie Zimmer. In den Küstenorten herrscht zur Zeit Hochsaison. Alle Spanier begeben sich im August in den Urlaub ans Meer.
Conil de la Frontera ist ein blendend weisser Ort an der Costa de la Luz. Ein goldener Sandstrand erstreckt sich über Kilometer von Cadiz nach Tarifa und lässt die ganze Küste in einem ganz sonderbaren Licht erscheinen. Auch hier erklärten wir der Dame in der Touristeninformation unser Problem, dass wir gerne nach Tarifa radeln möchten, aber nicht auf der Nationalstrasse. Erst erschrak sie und meinte, das wären sicher mehr als 70 km und mit dem Fahrrad unmöglich. Als wir ihr klarmachten, dass wir schon den ganzen Weg aus der Schweiz aus eigener Kraft gefahren wären und diese lumpigen Kilometer kein Problem darstelle, verneigte sie sich vor uns und schenkte uns zur Belohnung eine DVD von Conil de la Frontera. Sie war uns auch weiter behilflich und reservierte uns für den nächsten Tag ein Zimmer in unserem nächsten Etappenort.
Als wir durch das Städtchen streiften, trafen wir auf drei lustige Gesellen mit einem Hund. Sie bettelten Geld für Bier, Whiskey etc. Als wir das dritte Mal an ihnen vorbeikamen, kamen wir mit ihnen ins Gespräch. Alle drei stammen aus Deutschland.

Seit 17, 14 resp. 3 Jahren wandern und betteln sie durch Spanien, oder verdienen sich etwas Kleingeld als Gelegenheitsarbeiter. Das nächste Ziel sei Alicante, an der Mittelmeerküste. Den Hund hat der eine vor 3 ½ Jahren bei der Suche nach einer leeren Petflasche aus dem Müllcontainer gefischt. Die restlichen sieben Geschwister des Hundes wären bereits tot gewesen. Er hat den Welpen aufgepäppelt und nun sind sie dicke Freunde. Der Hund wirkte wohl genährt und gepflegt. Das erbettelte Geld brauchen sie natürlich nicht für Alkoholikas, sondern um sich und den Hund zu ernähren. Ausserdem müsse der Hund nächsten Monat geimpft werden, das koste auch einige Euros. Der Hundebesitzer kam ins Schwärmen und erzählte uns, dass er einmal eine wunderschöne Freundin aus Rapperswil gehabt hätte. Wir hatten das Gefühl, dass in diesen drei Randständigen ein weiches Herz klopft. Auch solche Begegnungen und Gespräche bereichern unsere Reise.

Wie schon erwähnt, es ist Hochsaison und in diesen Touristenorten ist mächtig was los, so auch in Conil de la Frontera. Beim Verlassen des Ortes zu früher Morgenstunde, gingen die Letzten singend und johlend von der Party nach Hause. Wir jedoch, sportlich und seriös, traten kräftig in die Pedalen, bis ein Leuchtturm mit berühmten Namen, auf einer Landzunge in den Himmel ragte, der Cabo de Trafalgar.

Vor diesem Kap machte einst die britische Flotte unter Admiral Nelson im Jahr 1805 kurzen Prozess mit der spanischen Seemacht. Trafalgar Square mit der Nelson Säule ist ja für jeden Besucher Londons, ein Begriff. Eigenartig, was uns während der Schulzeit, im Geschichtsunterricht, überhaupt nicht interessierte, hat eine ganz andere Wirkung, wenn man selbst am Ort des Geschehens steht.
Die Costa de la Luz ist vielerorts noch unberührt, Naturpark reiht sich an Naturpark, ob Wattenmeer oder Pinienwald.

In Zahara de los Atunes war ja unser Zimmer bereits reserviert und wir mussten nicht lange suchen. Die Pension lag nur wenige Meter vom langen, sauberen Sandstrand entfernt.

Wir wollten diese Gelegenheit nutzen und einmal baden gehen. Schliesslich war es so heiss, dass wir darauf verzichteten, uns lieber im Schatten aufhielten und es etwas später bei einem Spaziergang durchs Wasser am Strand beliessen.

Heute brachen wir auf unsere letzte Etappe zu unserem zweiten, grossen Zwischenziel, nach Tarifa auf, der südlichsten Spitze der iberischen Halbinsel, an der Strasse von Gibraltar. Auf unseren Karten war unser Weg nicht ganz klar ersichtlich. Deshalb fragten wir den Besitzer der Pension nach Rat. Er machte uns auf einem Totozettel eine Skizze und meinte, mit dem Velo sei das kein Problem, um von der einen Bucht zur anderen zu kommen. Wenigstens war der unwegsame Weg nur 2 km lang. Erinnerungen an den Jakobsweg wurden wieder wach. Der Weg führte uns jedoch durch einen wunderschönen, ruhigen Naturpark.

Nur einige Schafe blökten und einige Kühe sahen uns erstaunt an. Auf den letzten 15 km nach Tarifa konnten wir der Nationalstrasse nicht mehr ausweichen. Erstaunlicherweise hielt sich der Verkehr in Grenzen. Wir hatten es doch geschafft, auf vielen Nebenstrassen zum Ziel zu kommen. Bis vor 20 Jahren war Tarifa ein unbekannter Ort.

Hafeneinfahrt von Tarifa
Im Hintergrund ist Afrika zum Greifen nahe.

Wehrturm bei der Hafeneinfahrt

Dank der starken Ost- und Westwinde wurde es schliesslich zum Mekka der Wind- und Kitesurfer. Ein spezielles Publikum tummelt sich da. Wenn man durch die Gassen spaziert, wird einem bald klar, dass es auch ein Eldorado zum Shoppen oder Schaufensterbummeln ist. Des Platzes wegen kommt für uns kommt nur letzteres in Frage.
Wenn wir jeweils auf Zimmersuche sind, ist alles ruhig und still ums Hotel herum. Die Besitzer bestätigen jeweils, dass das Zimmer ruhig ist. Dann aber, nach 20:00 h abends, öffnen die Restaurants ihre Tore und in Blitzeseile werden die Tische auf die Strasse gestellt und jeder Gast findet:“ Wir machen durch bis morgen früh und singen pumpsfallera!“ Dazu kommen noch die Strassenmusiker mit Trompete, Gitarre oder Akkordeon, die mehr oder weniger harmonische Töne von sich geben.

Das Leben spielt sich im Süden begreiflicherweise draussen und nachts ab. So geschah es auch in Tarifa.

Nun sind wir genau 4 Monate unterwegs. Täglich waren wir den Launen der Natur ausgesetzt. Von der arktischen Kälte in Frankreich bis zur glühenden Sommerhitze in Südspanien, von leichten Brisen bis zu stürmischen Böen, Regen und Sonnenschein, gute und schlechte Gerüche, alles haben wir 1 :1 wahrgenommen. Über Ebenen, über Hügel bis hinauf über die Berge sind wir geradelt. Fast jeden Tag haben wir in einem anderen Bett geschlafen, einmal weich, einmal hart. Unter den verschiedentlichsten Duschen haben wir geduscht. Es ist immer spannend, wo das Wasser herauskommt. Im kalten Aubrac konnten wir es uns nicht einmal in den kühnsten Träumen vorstellen, dass eine kalte Dusche (die dritte am Tag) vor dem Schlafen gehen, eine Wohltat sein kann. Reiseapotheke und Verbandkasten blieben glücklicherweise unangetastet. Einige heikle Situationen gab es schon ab und zu, aber keine Unfälle. Die Räder brauchten ihren Service. Der Hinterreifen an Armins Velo wurde zwei Mal ersetzt, an meinem Velo vorsorglich ein Mal. Bremsbeläge mussten ersetzt werden und an Armins Velo brach lediglich eine Speiche. Jeden Tag packten wir unsere Satteltaschen aus und ein. Unzählige Kirchen, Kathedralen, Schlösser und Burgen besichtigten wir. Über 5000 km liegen hinter uns, wovon ca. 4300 km aus eigener Kraft erschaffen. Etwas stolz sind wir schon auf unsere Leistung.
Aber nun müssen wir die Fortsetzung unserer Reise überdenken. Ehrgeiz oder Vernunft?
Die Hitze haben wir unterschätzt. Wir können nicht vor 7:00 morgens starten, da es auf diesem Breitengrad noch dunkel ist.
Die andalusischen Berge stehen vor uns. Von 0 m über Meer geht’s hinauf, bis zu 1200 m.
Die Übernachtungsmöglichkeiten sind rar, es gibt lange Etappen. Wenn man den Reiseführern glauben will, ist das Hinterland im August ausgestorben und vieles ist geschlossen.
Es ist uns unmöglich 80 km pro Tag, innert 3 Stunden bei 40° C zu radeln. Es wäre auch unvernünftig.
Wir sind auch von Südspanien schlecht dokumentiert. Ausser einiger Internetausdrucken und schlechtem Kartenmaterial steht uns nichts zur Verfügung. Wie bereits beschrieben sind die Auskünfte nicht verlässlich.
At last but not least kommen auch einige Ermüdungserscheinungen dazu.
Deshalb haben wir uns in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht und nach einer befriedigenden für beide Lösung gesucht.
Die Reise fortsetzten und ab und zu den Bus besteigen? Jedes Mal die Ungewissheit, ob der Bus die Fahrräder mitnimmt oder nicht?
Reise abbrechen und nächstes Jahr im März, bei kühleren Bedingungen weiterfahren?
Reise abbrechen und mit dem Bus der Küste entlang nach Barcelona fahren?
Reise abbrechen und später die verschiedenen Gegenden mit dem Auto besuchen?
Räder heimschicken und als Rucksacktouristen weiterfahren?
Bis nach Malaga radeln, in den nächsten Flieger steigen und in die Schweiz fliegen?
Mit dem Fahrrad der Touristenmeile entlang nach Barcelona fahren, wo Unterkünfte keine Mangelware sind und kürzere Etappen möglich sind? Die Erfahrung der letzten Tage haben jedoch gezeigt, dass an den Touristenorten das Preis-Leistungsverhältnis im August überhaupt nicht mehr stimmt. Alles ist überteuert, ob Logis oder Essen. In jedem Ort die Jubel-Trubeltouristen!
Alle diese Möglichkeiten hatten wir durchdiskutiert, jeden Tag kam eine andere Idee. Jedoch keine dieser Möglichkeiten überzeugte uns. Wir wollten Spanien auch nicht fluchtartig verlassen. Die Wärme hat auch ihr Gutes, die Rheumatismen haben sich verabschiedet.

Nach einer erneuten schlaflosen Nacht entschied sich alles über unsere Weiterreise sehr schnell. Der Entscheid war klar, wir brechen unsere Reise nicht ab, folgen weiter unserer geplanten Tour, jedoch nicht mit Velo, sondern mit einem Mietauto.
Noch zerknittert, packten wir unsere sieben Sachen, begaben uns zum Busbahnhof und fragten dort, ob wir die Räder in den Bus nach Algeciras verladen könnten. Freundlich lächelnd und unkompliziert wurde unsere Frage bejaht. So konnten wir ca. 20 km auf der stark befahrenen Strasse und einiges an Höhenmetern vermeiden. In Algeciras angekommen, suchten wir erst die Hertz Autovermietung auf und anschliessend einen internationalen Transporteur, der unsere Velos möglichst sicher nach Hause transportiert. Bei Hertz lief alles schnell und speditiv. Der Mann war hilfsbereit, telefonierte für uns sogar mit der Transportfirma und erklärte uns den Weg dorthin. Die gut geschminkten und sexy Damen bei der Transportfirma jagten uns erstmals den Adrenalinspiegel hoch. Sie verlangten die Rechnungen der Räder, sie brauchen das für den Zoll. Logisch, dass wir die Rechnungen nicht hatten. Wir erklärten ihnen mühsam, dass es sich um gebrauchte Schweizer Räder handelt und die ganz einfach zurück in die Schweiz transportiert werden sollten. Plötzlich ging es dann doch ohne Rechnung. Um einige Euros erleichtert, marschierten wir dem Hafen entlang zurück zur Hertz-Filiale. Auf dem naheliegenden Markt kauften wir für ganze 44 Euros zwei Koffern mit Rädern für unser Hab und Gut. Wir hoffen nur, dass sie den Rest der Reise überstehen werden.

Chauffeuer, Koffern und im Hintergrund der gemietete Seat Ibiza

Algeciras ist eine hässliche Industrie- und Hafenstadt mit arabischem Einschlag. Sie ist auch Zentrum des Drogenschmuggels. Während der Sommermonate ist da mächtig was los. Hunderttausende von Marokkanern gehen hier auf die Fähre um in ihrer Heimat die Sommerferien zu verbringen. Wir hatten jedoch keine Lust hier länger zu verweilen und setzen nun unsere Tour mit dem Mietwagen fort.

Hfen von Algeciras mit Fels von Gibraltar im Hintergrund

An dieser Stelle bedanken wir uns bei Allen, die uns während der letzten Monate begleitet hatten, Kommentare in den Blog oder direkte E-Mails geschrieben hatten. Es freute uns jedes Mal, wenn irgendein Lebenszeichen von zu Hause kam. Wir hoffen, dass wir weiterhin, trotz Wechsel des Transportmittels, „verfolgt“ werden. Den Blog werden wir natürlich weiterführen.

2 Kommentare zu “Lagos – Tarifa – Algeciras 23. Juli – 1. August 2012”

  1. Lisbeth Sulzeram 09.08.2012 um 18:11

    Liebe Susi und Ehemann
    Wieder einmal habe ich mich in Euren Bericht vertieft, gestaunt, gelacht, vor Schreck OHHHH gesagt (Schlange) und mich einfach gefreut dass es Euch gut geht. Es ist ein fantastisches Abenteuer das Ihr da durchgestanden habt und ich finde die Idee, die Räder zurückzuschicken und mal per Auto doch weiter zu reisen… einfach gut. Ihr hattet so viel Glück auf zwei Räder… jetzt habt Ihr VIER… also immer noch für Jedes von Euch zwei. Kann also auch weiterhin nur gut gehen. Im Spital habe vor etwa 2 Wochen Luisa getroffen und ich habe sie auf Euren Besuch bei ihr und ihrem Vater angesprochen… Sie ist ja längst wieder zurück am „schaffe“!
    Also.. gute Reise weiterhin und… passt auf Euch auf und erholt Euch von den Pedal-Strapazen
    Lieben Gruss aus der „heissen“ Schweiz (Wetter und Zürcher Street Parade) und… viel Glück!
    Lisbeth Sulzer
    Feldbach

  2. René und Bethliam 12.08.2012 um 11:50

    Liebes Susi und Armin

    Euren Entschluss die Weiterreise ohne „zu pedalen“ weiterzuführen können wir – auch ohne eigene diesbezügliche
    Erfahrungen – absolut nachvollziehen.
    Wir wünschen Euch zu dieser Reiseart (Mietfahrzeug)
    viel Erfolg und auch viel Spass und viel Erleben besonderer Art.
    Auch mit dem Auto – nicht nur mit dem Stahlross – kann eine Reise absolut spannend und erfreulich sein.

    Mit lieben und herzlichen Grüssen

    René und Bethli