Archiv für die Kategorie 'China 2013'

Beijing ist eine Schatzkammer der Geschichte und gleichzeitig eine selbstbewusste, moderne Stadt, die sich aufmacht, China bis ans Ende aller Zeiten zu regieren. Die Bauwerke zeugen von allen historischen Epochen, von den Mongolen bis heute, von den vernachlässigten Gassen (Hutongs) über unterirdische Bunker aus den 1970-er Jahren bis zu den glänzenden Bauten zeitgenössischer Architekten.
Der grösste Reiz Beijings geht aber von den glanzvollen Bauten der Kaiser aus. Sie haben in Beijing mehr Spuren hinterlassen als in anderen kaiserlichen Hauptstädten wie Nanjing oder Kaifeng.
Die Stadt ist mit einer Gesamtfläche von 16800 km2 etwa so gross wie Belgien und zählt ungefähr 23 Millionen Einwohner. 7 Millionen sind täglich in der U-Bahn unterwegs.
In Beijing liessen wir uns im „5-Sterne Hotel Sohn“ nieder. Am ersten Tag zerrissen wir keine grossen Stricke. Wir besuchten keine buddhistischen oder taoistischen Tempel, einzig den Carrefour-Einkaufstempel in unmittelbarer Nähe.

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Seit April ist es hier um einiges wärmer geworden, keine kalten Winde blasen mehr durch die Häuserzeilen und die Bäume sind grün geworden, der Swimmingpool, der zum Haus gehört, ist in Betrieb. Nach einem Tag Herumtrödeln waren wir wieder voller Tatendrang. Tiananmen-Platz, Mao-Mausoleum und Verbotene Stadt standen auf unserer Besichtigungsliste. Mit Bus und U-Bahn erreichten wir das Südende des Tiananmen-Platzes. Der Platz „am Tor des Himmelsfriedens“ gilt als einer der grössten innerstädtischen Plätze der Welt.

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Der 30 ha grosse Platz wurde 1958/59 zum 10-jährigen Staatsjubiläum angelegt. Er ist gross genug, um eine halbe Million Menschen aufzunehmen. Während der Kulturrevolution fanden hier die grossen Paraden statt, mit Millionen von Teilnehmern. An seine Westseite grenzt Chinas Parlamentssitz, im südlichen Teil des Platzes thront der 4-eckige, typische, sozialistische Bau mit dem Mao Zedong-Mausoleum.

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Auf diesem Platz wurde am 4. Juni 1989 die Studentenbewegung, die mehr Demokratie forderte, blutig niedergeschlagen – heute noch ein Tabu-Thema in China. Ohne Sicherheitskontrollen gibt es kein Durchkommen auf diesem Platz und die Polizei ist allgegenwärtig. Nachdem wir all unsere Prüfungen bestanden hatten, wollten wir Mao Zedong unsere Ehre erweisen. Mit Rucksack und Fotoapparaten strebten wir dem Eingang entgegen. In grosser Aufregung kam ein Beamter auf uns zu gerannt, meinte „No Fotos“ und forderte uns auf, ihm zu folgen und unsere Kameras an einem Stand abzugeben. Ob es ein echter Beamte war – wer weiss? Wir liessen ihn springen und Mao Zedong in Frieden ruhen. Wenn man uns gesagt hätte, wir müssten unsere Kameras in den Rucksack stecken, hätten wir das befolgt, aber irgendwo abgeben, das war uns zu heiss. Wir überquerten die nackte Wüste aus Pflastersteinen (ohne Sitzbänke) Richtung Norden, zum Eingang der „Verbotenen Stadt“. Kurz vor unserem Ziel, sprach uns eine junge freundliche Dame an, sie wollte wissen, woher wir kommen etc. Bald kam sie zur Sache und wollte uns zu einer Kunstaustellung einladen. Als nun erfahrene China-Reisende wussten wir, das ist die gleiche Masche wie die Teezeremonien. In den Kunstaustellungen wollen sie ahnungslose Touristen mit wertlosen Kunstgegenständen über den Tisch ziehen. Wir lachten und liessen sie stehen.
Die „Verbotene Stadt“ ist der grösste und am besten erhaltene, historische Baukomplex in China.

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Diese historische Stätte, mit dem faszinierenden Namen, wird von einem 52 m breiten Wassergraben umschlossen. Normalen Bürgern war der Eintritt über 500 Jahre lang verboten. Die Herrscher zweier Dynastien lebten in diesem ausserirdischen Palast.

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Wand derr neun Drachen

Wand derr neun Drachen

Der letzte Kaiser wurde durch die Republik daraus vertrieben. Wir wendeten einige Stunden für die Besichtigung dieses imposanten Bauwerkes auf. Wir bestaunten die verschieden Hallen, mit wohlklingenden und viel verheissendem Namen, wie „Palast der Himmlisch-Männlichen Klarheit“.

Nachdem wir das Areal durch den Nordausgang verlassen hatten, stiegen wir trotz müden Füssen auf dem Jing Shan (Kohlehügel) der gleich gegenüber dem Palastkomplex liegt. Der Name „Kohlehügel soll sich auf die Kohlevorräte beziehen, die zu seinen Füssen gelagert wurden. Der Berg entstand aus dem Aushub des Palastgrabens und bietet heute einen wunderbaren Ausblick über Beijing und insbesondere über die Verbotene Stadt mit ihren gelb glasierten Ziegeldächern (gelb war dem Kaiser vorbehalten), wenn der Smog nicht zu dicht ist.

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Nach dem Feng Shui diente der Berg auch als Barriere, um die bösen Geister von der Verbotenen Stadt fernzuhalten.
Am Samstagmorgen klingelte der Wecker bereits um 5:00 h morgens. Pyjama und Zahnbürste wurden für unseren Wochenendausflug in den Rucksack gepackt. Vier Sitzplätze waren im Zug von Beijing nach Chengde für uns reserviert und eine 4 1/2 –stündige Fahrt durch den Talkessel von Beijing, zwischen Hügel und Berge hindurch, wartete auf uns.

Unser Ziel waren des Kaisers Sommersitz und sein Jagdrevier. Der Palast mit seinen verschiedenen Hallen, einem riesigen Garten, Jagdgelände und einem See ist von einer 10 km langen Mauer eingezäunt.

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Als der Kaiser Kangxi 1703 mit seinem Tross durch das Tal von Chengde zog, war er von der Landschaft so angetan, dass er dort einen Jagdsitz erbauen liess. Nach und nach entwickelte sich daraus eine Sommerresidenz. Die Bedeutung Chengdes nahm ständig zu, und der Hof der Qing-Kaiser hielt sich immer länger hier auf. Manchmal zogen die Kaiser mit ihrem 10 000-köpfigen Hofstaat für mehrere Monate nach Chengde. Die Reise dauerte 7 Tage. Hier trafen sich die Kaiser zu Verhandlungen mit den kriegerischen Grenzstämmen in weniger einschüchternden Umgebung als in Beijing. Mongolen, Tibeter, Uiguren und später auch europäische Gesandte kamen zu Besprechungen nach Chengde. Ab Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Residenz die grösste Bedeutung. Während dieser Zeit wurden auch viele Tempel gebaut, um die ausländischen Herrscher zu beeindrucken.
Nachdem wir die kaiserlichen Hallen besichtigt hatten, trennten wir uns von Lenka und Oliver, sie wollten zügig marschieren, wir wollten gemütlich den Park besichtigen. Armin und ich bestiegen einen Kleinbus, um einige der Aussichtspunkte zu sehen. Aber von Gemütlichkeit keine Spur! Der Fahrer raste über die betonierten, schmalen Strassen durch den idyllischen Wald. Wir hatten das Gefühl, in den Kurven fahre er nur noch auf zwei Rädern. Bei den Aussichtpunkten hielt er an, alle stiegen aus, rannten über den Aussichtshügel um auf der anderen Seite des Hügels wieder einzusteigen.

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Wir hatten die grösste Mühe, bei dem Tempo mithalten zu können und trotzdem noch einige Fotos zu schiessen. Nach einer knappen Stunde stiegen wir total erschöpft an der Bushaltestelle aus. Zum Glück blieb uns noch etwas Zeit, um uns an den Gestaden des Sees vom chinesischen Tempo zu erholen.

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Vor unserer Rückkehr nach Beijing besuchten wir das Puning Kloster, eines der vielen Klöster, die ausserhalb der Parkmauer gebaut wurden. Das einzige, aktive, buddhistische Kloster von Chengde, mit den quietschenden Gebetsmühlen, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut, um den Sieg über die westlichen Mongolenstämme zu feiern. Der vordere Teil ist typisch chinesisch geprägt, der hintere Teil ist nach tibetischem Muster gebaut.

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Montagmoren, für Lenka und Oliver beginnt eine neue Arbeitswoche, für Armin und mich unsere letzte Woche in China. In Beijing gibt es noch einiges zu sehen, deshalb zogen wir schon zeitig los. Die Regenschauer vom Sonntag hatten die Luft geputzt. Es war der geeignete Tag, um den Sommerpalast zu besuchen. Schon in der U-Bahn kamen wir mit einer chinesischen Sippe (Tante, Bruder, Schwester, Cousine) ins „Gespräch“. Keiner von ihnen sprach nur ein Wort Englisch. In Zeichensprache amüsierten wir uns trotzdem. Im Park des Sommerpalastes trafen wir die Clique wieder. Nach dem obligaten Fotoshooting beschenkten sie uns mit gegarten Maiskolben.

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Der riesige kaiserliche Garten mit seinen zahllosen Hallen, Wohnhöfen, Seen, Pavillons, Laubengängen und Pagoden, alle mit grün glasierten Ziegeldächer und teils in tibetischer Architektur gebaut, entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

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Der Qianlong Kaiser liess dieses Bauwerk zum 60. Geburtstag seiner Mutter erstellen. Den anschliessenden Kunming-See liess er von 100 000 Arbeitern ausheben und erweitern.

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Zweimal in ihrer Geschichte wurde die Anlage entweder geplündert oder teilweise zerstört. Das erste Mal 1860 durch die Engländer und Franzosen, das zweite Mal 1900 durch die alliierten Armeen nach der Niederschlagung eines Aufstandes. Der „Garten der Harmoniepflege“ wurde unter der Regie der Kaiserin Cixi wieder hergerichtet. 1924, nach der Vertreibung des letzten Kaisers, erhielt erstmals die Öffentlichkeit Zutritt. Wir waren ganz schön gefordert mit dem Treppen rauf und Treppen runter,

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über Steine und Felsen, vorbei an der „Halle des Altwerdens durch Güte“, dem „Pavillon des Buddhaweihrauchs“, der „Halle der ziehenden Wolke“ und dem „Tempel des Meeres der Weisheit“. Nur das festverankerte Marmorboot entzog sich unseren Blicken. Es war wegen Renovation unter einer Hülle versteckt.

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Wir waren froh, dass wir in einer schattigen, ruhigen Ecke uns ausruhen und an den geschenkten Maiskolben knabbern konnten.
Bevor wir uns auf den Heimweg machten, flitzten wir mit der U-Bahn zum Nationalstadion, wo 2008 die olympischen Spiele stattfanden. Natürlich wollten wir die exklusive Architektur des „Vogelnestes“ in Natura sehen.

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Die Schweizer Architekten Herzog und Demeuron haben schon eine einmalige Arbeit geleistet. Gegen einen Eintrittspreis konnten wir das Stadion besichtigen.

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Wir setzten uns auf die Zuschauerplätze und liessen uns nachträglich vom Geist der Spiele anstecken und stellten uns den rauschenden Applaus und die Siegerehrungen vor.

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Anderntags, frisch ausgeruht, setzten wir uns wiederum in die U-Bahn und sausten zum „Himmelstempel“. Dieses Bauwerk liegt in einen 267 ha grossen Park, umgeben von ungefähr 4000 knorrigen Zypressen, die teils über 800 Jahre alt sind.

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Die Bäume spenden angenehmen Schatten bei vollem Sonnenschein und über 30° C. Der grosse Park ist eine Oase der Ruhe, die nach konfuzianischen Prinzipien gebaut wurde. Der Himmelstempel ist nicht ein Ort, an dem Gläubige Räucherstäbchen anzünden. Er diente vielmehr als riesige Bühne für die Zeremonien, bei denen der Himmelssohn (Kaiser) um gute Ernten und göttliche Einsicht bat. Es gehörte zu den rituellen Aufgaben der Kaiser, durch jährliche Opfer für stete Harmonie Zwischen Menschen und Kosmos zu sorgen. Der Himmelstempel, der bedeutendste aller kaiserlichen Altäre, zeigt eine klassische chinesische Baukunst in höchster Vollendung.

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Vornehm glitzerten die blau glasierten Ziegeldächer und die goldverzierten Balken im Sonnenschein.

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Dieses Gebäude war bis 1913 nur den Mitwirkenden der Zeremonien vorenthalten, dann wurde es für das Volk zugänglich gemacht.
Nach vielen Kilometern Fussmarsch an der brütenden Sonne, hatten wir einiges an Wasser und Kalorien verbraucht und ein grosser Hunger machte sich breit. Oliver führte uns am Abend in ein feines Restaurant, wo wir uns mit den nötigen Eiweissen, Kohlehydraten und Vitaminen aufbauen konnten. Wir lernten, wie man die Peking-Ente mit den verschiedenen Zutaten in kleine Omelettchen packt und diese Päckchen mit den Stäbchen in den Mund führt. Gar nicht so einfach!

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Wohlgenährt und müde fielen wir ins Bett. Am nächsten Tag besuchten wir unsere letzen Tempel in China. Der Lama Tempel und der Konfuzius Tempel liegen nur einen Räucherstäbchenwurf voneinander entfernt.
Der Lamatempel oder wie er auch genannt wird, der „Palast der Harmonie“ hat der Verbotenen Stadt oder dem Himmelstempel einiges voraus. Er ist kein Museum, sondern wird heute noch von Mönchen bewohnt. Der Bau war ein Projekt der Mandschu Kaiser um zu zeigen, dass der zuvor einverleibte Tibet und die ebenfalls lamaistischen Mongolen im chinesischen Reich gut aufgehoben waren. Bei diesem Unterfangen wollte der kaiserliche Hof nicht knausern. Die Inschriftentafeln sind in Chinesisch, Mongolisch, Tibetisch und Mandschurisch geschrieben. Das berühmteste buddhistisch-tibetische Kloster ausserhalb des Mutterlandes, war einst eine Residenz eines Kaisers. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Herrschersitz in ein Lamakloster umgewandelt.

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Der Tempel zieht Pilger von weither an, die sich in tiefer Verehrung in den Hallen auf den Boden werfen. Über der ganzen Anlage schwebt der intensive Duft der Räucherstäbchen.

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Ganze „Blumensträusse“ aus Räucherstäbchen werden angezündet und der Handel zwischen U-Bahn-Station und Tempel blüht.

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Gleich auf der anderen Strassenseite stehen der Konfuziustempel und die kaiserliche Akademie. Im Vorfeld der olympischen Spiele in 2008 wurde diese Anlage frisch herausgeputzt. Wie in allen konfuzianischen Tempeln gleicht auch dieser Tempel eher einem Mausoleum, in dem Friede und Stille herrscht, ohne wimmelnde Gläubige.

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Zur angenehmen, ruhigen Stimmung tragen auch die alten knorrigen Zypressen mit ihren knöchernen Ästen bei.

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Ein schweigender Wald aus 190 Steinplatten mit Figuren und Schriftzeichen, stellt die 13 konfuzianischen Klassiker in 630 000 Schriftzeichen vor.

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Wir hatten das Glück, in dieser friedlichen Atmosphäre einer viertelstündigen Vorstellung, den alten chinesischen Tänzen, zu entsprechender Musik beizuwohnen.

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In der angrenzenden kaiserlichen Akademie legte einst der Kaiser bei einer jährlichen Zeremonie, vor tausenden knienden Studenten, Professoren und Hofbeamten, die Lehren der konfuzianischen Klassiker aus. Die ehemalige Akademie war für drei kaiserliche Dynastien die wichtigste Ausbildungsstätte.

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Was nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass im August 1966 der Beijinger Schriftsteller Lao She von der Roten Garde zum Konfuziustempel geschleppt wurde. Er musste vor einem Feuer knien, in dem die Kostüme der Pekinger Oper verbrannt wurden, wurde geschlagen und musste „antirevolutionäre Verbrechen“ gestehen. Am anderen Tag ertränkte sich der vielgeliebte Schriftsteller im Taiping See.
Nach dem Besuch dieser zwei Tempel schlenderten wir durch die angrenzenden Hutongs. Dies sind die alten, engen Gassen, wo noch der Geist und die Seele der alten Stadt atmen.

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Noch existieren hunderte von Hutongs, doch viele blieben auf Beijings Schnellstrasse zur modernen Metropole auf der Strecke. Die historischen Gebäude sind geschützt, doch viele müssen mit dem Abbruch rechnen. Die heutigen Hutongs sind ein Schmelztiegel von alten und neuen Hofhäusern aus alter Zeit. Viele wurden durch Um- und Anbauten während der sozialistischen Zeit verschandelt, andere grundlegend anders gebaut, vielleicht mit einer Garage für den Mercedes. Einige Strassen wurden mit kleinen Läden, feinen Restaurants und Kaffeebars attraktiv wiederbelebt. Bei der Hitze liess es sich jedenfalls unter den schattenspendenden Bäumen gut bummeln. Unser Spaziergang führte uns schliesslich zum Trommel- und Glockenturm, am Rande der Hutongs.

Gockenturm

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Drommelturm

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Früher hatten die Trommeln geschlagen um die Tagesstunden anzuzeigen. Je 70 steile, hohe Stufen mussten wir bei den Türmen hinauf und hinuntersteigen.

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Dafür wurden wir mit einer herrlichen Aussicht über die angrenzenden Hutons und der Beijinger Skyline am Horizont belohnt.

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Alternatives Transportmittel

Alternatives Transportmittel

Für die verbleibende Zeit unseres Aufenthaltes in Beijing hatten wir noch zwei Parkanlagen im Visier. In allen Städten in China waren alle Parks besonders schön angelegt, sauber und gepflegt. Sie sind der Treffpunkt vieler älterer Menschen, die entweder miteinander spielen, sich an den Open-Air Fitnessgeräten beweglich halten oder die mit ihren Grosskindern spazieren.

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Wir suchten erst den ältesten Park Beijings, den Ritan Park, auf. In alter Zeit fanden hier rituelle Opfer für die Sonne statt. Auf der Karte war der Park einfach zu finden und die dazugehörende U-Bahn Station ebenfalls. Nur, welchen Ausgang aus der U-Bahn-Station nimmt man wohl am besten? Wir entschieden uns für den Falschen und landeten im Business-Distrikt, mitten in den ultramodernen Wolkenkratzern.

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Die kleinen Nebenstrassen findet man auf keinem Stadtplan. So irrten wir lange umher und fragten uns etliche Male durch, bis wir endlich im gesuchten Park, unter den alten Zypressen, auf einer Parkbank durchatmen konnten.

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Der Beihai-Park, eine weitere grüne Oase Beijings, war uns ebenfalls einen Besuch wert. Der Park liegt im Nordwesten der Verboteten Stadt und wird vom Nordsee dominiert. Im Winter ist der See zugefroren und die Leute vergnügen sich mit Schlittschuhlaufen und anderen verschiedenen Aktivitäten auf dem Eis. Im Sommer blühen dort die Lotosblumen und Vergnügungsboote tuckern über die Wellen. Tagsüber tanzen alte Paare vor den Tempelhallen, in der Dämmerung suchen sich Liebespaare verschwiegene Bänke.

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Auf der Jadeinsel im See ragt die 36 m Dagoba im tibetischen Stil in den Himmel. Sie wurde Mitte des 17. Jahrhunderts für den Besuch des Dalai Lama gebaut.

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Oft hatten wir das Gefühl, die Chinesen hasten durchs Leben, haben es immer eilig, rennen nur den Yuans nach, sitzen schliesslich in der U-Bahn oder einem Tisch und schlafen erschöpft ein.

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Sobald man aber in den Parks die Lebensfreude sieht, die Freude an Musik und Tanz oder an gemeinsamen Karten- oder Steinspielen, fühlt man sich in einem ganz anderen China.
Trotz des kilometerlangen Fussmarsches durch den Park und eine Einkaufsmeile,

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wollten wir nicht auf eine Vorstellung einer Peking-Oper verzichten. Die chinesische Oper kennt viele regionale Besonderheiten. Die Peking-Oper aber ist das Mass aller Dinge- ein farbenprächtiges Spektakel aus Gesang, Sprache, Schwertkämpfen, Mimik, Akrobatik und Tanz.

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Als krönenden Abschluss, am unserem letzten Tag in Beijing, besuchten wir den Panjiayuan Markt, ein Eldorado für Flohmarktfans. Es gibt ca. 3000 Stände und Läden, die neben echt Antikem und antiquarischem jede Menge an Fälschungen und Kopien führen, dazu noch neues Porzellan und typischen Flohmarkttrödel.

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Nach dem Besuch des Marktes war unser Reisegepäck um einiges schwerer.
Das Wetter war auf unserer Reise durch China oft trüb, neblig und besonders im Süden auch feucht. Klare, sonnige Tage waren gezählt. Die verlieh der Reise einen etwas grauen Touch, in Peking aber, wo wir Smog und Dunst erwarteten, erlebten wir einige wunderschöne, sonnige, warme Tage, welche die ganze Reise aufhellten.
Mit vielen Eindrücken und Erfahrungen, die erst noch verarbeitet werden müssen und hunderten von Fotos, die uns als Erinnerung bleiben, kehrten wir gesund wieder nach Hause zurück, ins geordnete und ruhige Leben und in den geregelten den Strassenverkehr.

Nachts um 23:00 h verliessen wir Xi’an mit dem Nachtzug Richtung Pingyao. Vor der Abfahrt spitzte ich noch meine Ellbogen, damit ich mich dieses Mal ebenfalls in den Zug drängeln konnte. Meine Mühe war jedoch vergebens, der Zug stand schon früh auf dem Perron zum Einsteigen bereit und die Passagiere kamen tropfenweise. Im Morgengrauen fuhren wir durch die Agglomeration von Pingyao, ein trostloser Anblick. Ausgebeutete Kohlengruben, dem Zerfall überlassene, „verlotterte“Fabriken mit dutzenden von Hochkaminen und Bergarbeitersiedlungen. Die ganze Region von einer Kohlestaubschicht überdeckt. Auch Pingyao machte auf den ersten Blick einen staubigen Eindruck. Aber schon bald, als wir unser Hotel betraten, fühlten wir uns um Jahrhunderte ins alte China zurückversetzt. Im traditionellen, chinesischen Hotel, mit verschiedenen Wohnhöfen, liegt unser Zimmer für einmal nicht in der -zigsten Etage, sondern im Erdgeschoss in einem lauschigen Innenhof.

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Nach einer Dusche und einer kleinen Ruhepause, machten wir uns auf den Weg, den kleinen Ort, mit nur 450 000 Einwohnern zu entdecken. Pingyao ist fantastisch. Die Stadt hat die besterhaltene Stadtmauer des Landes. Sie stammt aus dem Jahre 1370, ist 10 m hoch, 6 km lang und völlig intakt. Aus 72 Wachtürmen wurde früher die Umgebung überwacht.

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In anderen alten Städten im Reich der Mitte verblassen langsam die Reize aus alter Zeit oder wurden längst Opfer der Kulturrevolutionen. In Pingyao hingegen ist das Meiste erhalten geblieben. Die Stadt bietet alles, was an Vorstellungen über China herumschwirrt. Mit roten Laternen geschmückte Gassen,

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elegante Residenzarchitektur, alte Türme und eine ganze Reihe historischer Bauwerke.

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Zum Glück ist der Ort vom Erneuerungswahn kommunistischer Städteplaner verschont geblieben. In der Stadt wird noch authentisch gelebt. Die Einheimischen hängen ihre Wäsche im Hof auf, sausen mit ihren Drahteseln durch die Gassen oder sitzen einfach im Hauseingang, um sich zu sonnen oder mit dem Nachbarn zu plaudern.

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Pingyao war schon früher eine blühende Handelsstadt. Hier wurden die ersten Banken Chinas gegründet und die ersten Schecks wurden hier eingeführt. Das hatte zur Folge, dass der Transfer grosser Silbermengen von einem Ort zum anderen vereinfacht.

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Kundenempfangs-Zimmer

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Gemütlich spazierten wir durch die staubigen Gassen und liessen uns in die alte Zeit versetzen. Wir bummelten ein Stück auf der Stadtmauer und schielten von oben in die Innenhöfe.

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Wir besuchten den Konfuziustempel, stiegen auf den Stadtturm und sahen uns das Ristenchang-Finanzhaus an.

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Dort wurde Ende des 18. Jahrhundert ein Geschäft für Farbstoffe gegründet. Durch den enormen Geschäftserfolg in China verwandelte sich der Betrieb 1823 in die erste Wechselbank Chinas, die schliesslich landesweit 57 Filialen betrieb. Einige hundert Meter von diesem Museum entfernt, liegt der alte Gerichtshof, wo früher Recht oder Unrecht gesprochen, die Leute bestraft oder ins Gefängnis geworfen wurden.

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Folterwerkzeuge

Folterwerkzeuge

Brandbekämpfungs-Werkzeuge

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Im ganzen Land trifft man immer wieder auf Fussmassage-Salons. Anscheinend ist es in China üblich, dass man ab und zu zur Fussreflexzonenmassage geht, denn in diesen Studios steht nicht ein Behandlungsbett, sondern gleich mehrere. Hier in Pingyao findet man ein solches Studio in jedem dritten Haus und auf der Strasse wird fleissig geworben. Das Angebot, für 30 Yuan (Fr. 5.–) sich eine Stunde lang die müden Füsse massieren zu lassen, tönte verlockend. Für zwei Personen handelten wir einen Rabatt von 10 Yuan aus. Erst entspannten wir unsere Füsse in einem Kräutersud. Danach überzeugten uns die Masseurinnen, dass wir nicht nur eine Massage, sondern auch eine Pedicure nötig hätten.

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Geschäftstüchtig, wie sie waren, empfahlen sie uns noch eine heilende Salbe. Die Nackenmassage lehnten wir dann aber entschieden ab, obwohl sie wahrscheinlich auch gut getan hätte. Die Frauen ergötzten sich ab Armins Haaren an den Beinen, für sie ist das fremd, chinesische Männer haben keine Körperhaare. Meinen Rat, für 100 Yuan sämtliche Körperhaare zu zeigen, lehnte Armin dann doch ab. Nach einer guten Stunde, mit lustigen Diskussionen in Zeichensprache und Gesten, hüpften wir mit gepflegten Füssen wieder davon.
Wahrscheinlich gefiel uns Pingyao so gut, weil wir bei den Sehenswürdigkeiten, gegen Vorweisung unseres Passes, für einmal keine Eintrittsgelder zahlen mussten. Hier waren die Eintritte ab Alter 60 Jahren frei. Auf unserer Reise haben wir mehr Geld für Eintritt gebraucht, als für die Mahlzeiten.

Pingyao und Datong liegen ca. 7 ½ Zugstunden voneinander entfernt. Erst in etwa 2 Jahren wird die neue Highspeed-Strecke betriebsbereit sein. So stiegen wir in Pingyao in den ganz normalen Hartseat-Zug ein, mit dem jeder gewöhnliche „Ottonormalchinese“ reist. Zum Glück hatten wir reservierte Sitzplätze, trotzdem mussten wir erst einen schlafenden Chinesen von unseren Plätzen verjagen. Knapp 10 Haltestellen gibt es auf dieser Strecke. Bei jedem Halt stiegen ca. 75 Leute aus und 100 Personen ein. Wer keinen reservierten Sitzplatz hat, der steht. Da das Drachenbootfest bevor stand, an dem die Chinesen zu ihren Familien fahren, waren sehr viel Studenten unterwegs. Viele von ihnen, aber auch ältere Leute hatten keinen reservierten Sitzplatz. Diese stehen dann stundenlang im Mittelgang des Zuges. Eine Studentin aus Xi‘an und ihr Freund standen mindestens 8 Stunden lang, bis sie an ihrem Heimatort angelangt waren. Wenn dann der Zug so richtig voll ist, zwängt sich noch eine Frau mit einem Früchtewagen, ein Mann, der Mittagessen verkauft, einer der Getränke an den Mann bringen will, oder einer der sonstigen Krimkrams verkauft, durch die Menge. Schliesslich kommt noch die Putzequipe. Der Erste sammelt den Abfall zusammen, der Zweite putzt zwischen den vielen Beinen hindurch, mit einem feuchten Besen den Boden. Keiner meckert oder schimpft. Uns gegenüber sassen eine 19-jährige Medizinstudentin und ein 18-jähriger Highschoolabsolvent. Bald fassten sie den Mut, sammelten ihre ganzen Englischkenntnisse zusammen und schon waren wir wieder in einem, zwar manchmal stockendem, aber doch angeregtem Gespräch verwickelt. Die Fahrt war so spannend und abwechslungsreich, dass wir fast nicht bemerkten, dass die Bahnlinie über einen 1600 m hohen Pass führt.
Nachdem wir in Luoyang, Xi’an und Pingyo einige schöne, sonnige und trockenwarme Tage erleben konnten, regnete es in Datong in Strömen. Datong liegt auf ca. 1100 m über Meer, dem entsprechend war es frisch und wir mussten unsere warmen Jacken aus unseren Koffern ziehen.
Datong liegt im Kohlegürtel im Norden Chinas, an der Bahnstrecke der transmandschurischen Eisenbahn Moskau – Peking. Es ist das Tor zu einigen der wichtigsten Kulturschätzen Chinas: die Ehrfurcht einflössenden Yungang Grotten, das hängende Kloster und die älteste Holzpagode der Welt. Weil sich die Millionenstadt, als ein in Kohlestaub gehülltes Schwergewicht, im hartumkämpften Tourismusmarkt, behaupten muss, hat sich die Stadtregierung in ein kostspieliges Facelifting eingelassen. Ganz China, von Nord bis Süd, ist eine einzige Baustelle. Wohntürme werden abgerissen und wieder aufgebaut, Tausende von Kranen stehen überall, Infrastrukturen, jeglicher Art, werden gebaut, aber was in Datong abgeht, übertrifft alles. Während der Mao-Zeit und noch in den 1980er Jahren wurde die Altstadt niedergewalzt. Es wurden Häuser im sozialistischen Stil (ohne Komfort, ohne Bad/WC) hingestellt. Nun wird wieder alles niedergewalzt und eine neue Altstadt im alten Stil wird auf den Trümmern neu aufgebaut.

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Einiges ist schon fertig gestellt, das meiste ist noch im Bau. Von der Moschee stammt nur der grosse Gebetssaal aus alter Zeit, die restliche Anlage wurde authentisch neu gebaut.

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Das Regenwetter in Datong war ein kurzes Intermezzo. Schon am nächsten Tag hellte sich der Himmel wieder auf und die Dächer, Bäume und Strassen waren vom Kohlenstaub gereinigt, die Temperaturen waren angenehm warm, nicht zu heiss und die Luft klar und rein. In der Zwischenzeit gesellten sich wieder Lenka und Oliver zu uns. Wegen des Drachenbootfestest haben auch sie drei Tage frei. Zusammen besuchten wir die Yungang Grotten, etwa 20 km ausserhalb Datong. Die Grotten wurden vom Völkerstamm der türkischsprachigen Tuoba aus dem Sandstein gehauen und sind geprägt von indischen, persischen und sogar griechischen Einflüssen, die über die Seidenstrasse nach China kamen. Mit den Arbeiten wurde ca. 460 Jahre n. C. begonnen und es dauerte etwa 60 Jahre, bis die 252 Grotten fertig gebaut waren. Sie sind die älteste Sammlung buddhistischer Steinmetzarbeiten in China.

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Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus zu dem etwa 60 km entfernten Heng Shan. Ein relativ neu erschlossener Berg, mit einer an die Hänge und Felsen geklebten Tempelanlage. Ein erster neuer Tempel liegt gleich beim Parkplatz.

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Die Mönche dort winkten uns gleich freundlich hinein und forderten uns auf, Räucherstäbchen anzuzünden, sich vor dem Buddha zu verneigen und eine Opfergabe zu spenden. Als Dank für die Opfergabe schlugen sie dreimal den Gong. Ein Mönch nahm Lenka und Oliver zu sich, ein anderer Armin und mich. Sie gaben jedem einen, mit chinesischen Zeichen bedruckten Zettel in die Hand, worauf wir unseren Namen schreiben mussten. Der Mönch faltete den Zettel kunstvoll zusammen und wir mussten ihn zwischen die Handflächen nehmen. Daraufhin schloss er die Augen und sprach irgendeinen einen „Segen“ aus. Am Schluss des Rituals sagte er zu uns „Money“ und schrieb auf einen Zettel 50! Wir lachten ihn aus und verabschiedeten uns freundlich. Der Mönch bei Lenka und Oliver war nicht so direkt. Er forderte Oliver auf den Zettel ins Portemonnaie zu legen. Wahrscheinlich wollte er schauen, wie gefüllt sein Geldbeutel ist. Oliver steckte den Zettel einfach in die Hosentasche und liess keinen Blick in sein Portemonnaie zu. Selbst im Tempel ist man von Abzockern nicht gefeit.

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Ein Katzensprung vom Heng Shan entfernt, ist das hängende Kloster anzutreffen. Das buddhistische Kloster ist gefährlich nahe an den Fels gebaut und wirkt noch überwältigender durch die langen Stützen, auf denen es ruht. Die Tempelhallen passen sich in geschickter Bauweise dem Verlauf des Felshanges an und sind miteinander durch wacklige Laufstege und Gänge verbunden.

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Was war wohl der Grund, ein Kloster an einen solch unmöglichen Ort zu bauen? Ich jedenfalls bekam dort oben Herzrasen und war froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

Stadttor bei Nacht in der neuen Altstadt von Datong

Stadttor bei Nacht in der neuen Altstadt von Datong

Zu viert bestiegen wir in Datong den Bus, um nach Beijing zu fahren. Bei schönstem Wetter fuhren wir über ein eindrucksvolles Hochplateau, mit vielen Naturschönheiten, bevor wir in den Beijinger Smog eintauchten.
8 Wochen sind wir nun durch China gereist und haben vieles gesehen und erlebt. Tausende von Eindrücken prasselten täglich auf uns nieder. China ist ein Land mit vielen Kontrasten und Widersprüchen. Es gibt die vielen grossen Städte mit tausenden von anonymen Wohntürmen, dann das Land mit den bescheidenen Häusern. Dazwischen gibt es nichts, keine Agglomeration mit schmucken Häusern und gepflegten Vorgärten. Es soll so etwas geben, diese Quartiere sieht man aber nicht, sie sind den Superreichen vorbehalten. In den Städten sind die prunkvoll beleuchteten Geschäfte der bekannten teuren Labels des Westens, einige hundert Meter davon entfernt schneidet der Coiffeur seinen Kunden die Haare auf der Strasse, weil es in seinem Lokal kein elektrisches Licht gibt. In den Städten sind die grossen Baumaschinen am Werk, auf dem Land tragen die Frauen die Bausteine in Körben am Rücken auf provisorischen Holztreppen hinauf und den Bauschutt hinunter. Überall wird noch viel Handarbeit geleistet, sei es auf den Feldern oder in der Stadt.

Bauarbeiterinnen sind überall anzutreffen

Bauarbeiterinnen sind überall anzutreffen

Die Felder werden von Hand gehackt und gejätet, die Strassen werden von Strassenkehrern gewischt. Kaum zu glauben, was einmal mit all diesen Menschen passieren wird, wenn Arbeitsabläufe rationalisiert und Maschinen eingesetzt werden. An den Vorzeigeorten wird fast mit der Zahnbürste gewischt und geputzt, dort wo es kein Geld bringt, lässt man allen Unrat liegen. Wir fuhren an kilometerlangen Windkraftwerken und immensen Solaranlagen, aber auch an unzähligen Kohlekraftwerken, teils in den Wohnquartieren, zwischen den Wohntürmen vorbei. Die Chinesen belächeln die Europäer, die „Langnasen mit den Kartoffelaugen“, streben aber nach Armani, Prada, „Lolex“ und Omega. Man rühmt sich damit, dass man in China etwas entscheidet und das auch sofort durchsetzt, wobei bei uns über alles immer abgestimmt wird. Sie machen sich lustig über die Amerikaner, trinkt aber den Kaffe bei Starbucks und issen den Burger bei Mc Donalds. Stolz fährt die Oberschicht mit den grossen Karossen des Westens durch die überfüllten Strassen. Kleinwagen sind selten zu sehen. In diesem ehemals kommunistischen, sozialistischen Staat herrscht ein Kapitalismus der übelsten Sorte. Jeder will heute sein Geld machen, morgen könnte es vielleicht zu spät sein. Was bei den „Bodenspuckern mit den Dollaraugen und Schlitzohren“ kein Geld bringt, wird nicht gemacht. So rüpelhaft die Leute auf der Strasse sein können, so freundlich und hilfsbereit sind sie auch. Trotz Sprachbarrieren wurde uns immer gerne geholfen, sei es auf der Strasse oder dem Bahnhof. Besonders junge Leute fragten uns immer wieder neugierig, woher wir kommen und wohin wir gehen. Häufig wurde uns freundlich zugelächelt, dass wir Touristen sind, war ja nicht zu übersehen. Auf der ganzen Reise wurden wir immer wieder gefragt, ob sie Fotos von uns und mit uns machen dürfen. Oft merkten wir es gar nicht, dass wir wieder in einer Digitalkamera gelandet sind. Man merkt auch, die jungen Leute wollen vorwärtskommen und sind voll Mut und Elan. Der jung Heugümper in Tunxi ist voll überzogen, im Jahr 2020 wird China wirtschaftlich so weit wie Amerika sein.
Das Essen haben wir von Südchina bis in den Norden immer wieder genossen, einzig in der Provinz Sichuan war es eine Spur zu scharf. Grosse Magen- oder Bauchleiden gab es keine. Der Tee gehört zum Chinesen, wie der Rotwein zum Franzosen. Es gibt keinen Chinesen, der nicht seine Teeflasche dabei hätte.

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In den Zügen gibt es immer heisses Wasser, damit man sich seinen Tee aufgiessen kann. Obwohl wir sehr wenige übergewichtige Chinesen sahen und die Frauen mit ihren schlanken Figuren wie Püppchen aussehen, hatten wirdas Gefühl, es werde von morgens bis abends gegessen. In den Strassen und Gassen, überall wird immer gekocht und gebraten. Manchmal wurden unsere Magensäfte durch die Düfte angeregt, oft verdarben sie unseren Appetit.
Die Reise war spannend, interessant und lehrreich. Wir werden viel Positives mit nach Hause nehmen, sind aber auch dankbar in der noch sauberen Schweiz wohnen zu dürfen. Viele haben das Gefühl in der Schweiz gäbe es zu viele Leute, in China gibt es noch viel mehr und das Gedränge ist noch viel grösser.
Nun sind wir auf unsere Erlebnisse während den nächsten 10 Tagen in Beijing gespannt.

In Nanjing stiegen wir in den Nachtzug um nach Luoyang weiterzureisen. Wir teilten unser Abteil mit zwei 40 – 50 jährigen Chinesen.

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Einer davon sprach einige wenige Worte Englisch. Trotz der Sprachbarrieren waren wir bald in ein angeregtes Gespräch verwickelt. Derjenige, der kein Englisch sprach, sagte dem anderen immer, was er fragen müsse. Beim Abschied sagten sie uns, dass sie letzte Nacht beschlossen hätten, besser Englisch zu lernen, damit sie künftig mit Fremden besser kommunizieren können, denn sie hätten viel Interessantes von uns erfahren. Nach der 12-stündigen Fahrt kamen wir morgens um 7:00 h in Luoyang an, gerade rechtzeitig für eine Dusche und das Frühstück im Hotel.
Luoyang diente einst 13 Dynastien als Hauptstadt,

Stadttor

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Altstadt

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bis sie im 10. Jahrhundert nach Kaifeng verlegt wurde. Früher verteilten sich 1300 buddhistische Tempel über die Stadt. Es gibt immer noch Kreise, die meinen, „Luoyang ist von altersher das Zentrum der Welt – es ist eine leuchtende Perle“. Heute kann man sich nur schwer vorstellen, dass Luoyang einmal der Mittelpunkt des chinesischen Universums und die östliche Hauptstadt der Tang-Dynastie gewesen ist. Dort wo früher der grosse Palastkomplex stand, befindet sich heute ein abgasverpestetes und hupendes Verkehrsgewühl.
Luoyang ist auch bekannt für das, im April stattfindende, Pfingstrosenfest. Obwohl meine Lieblingsblumen längst verblüht sind, ist nicht zu übersehen, dass diese Blume zur Stadt gehört. Künstliche Blumen in allen Farben, Bilder oder kunstvoll bemalte Fächer werden zum Kauf angeboten. Wir übernachteten im Pfingstrosen-Hotel.

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Etwa 15 km ausserhalb der Stadt befindet sich eines der wenigen in China noch existierenden Meisterwerke der buddhistischen Felsenbildhauerkunst, die Longmen Grotten.

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Etwa 500 Jahre n. Chr. wurde mit dem Bau des Kunstwerkes begonnen. Im Laufe der folgenden 200 Jahre entstanden auf über 1 km Kalksteinwand an den Ufern des Yi Flusses über 100 000 Bildnisse und Statuen von Buddha und seinen Schülern. Heute ist die Figurensammlung durch eine erschreckende Anzahl von Beschädigungen verunstaltet. Anfangs des 20. Jahrhunderts wurden viele Statuen von skrupellosen Sammlern geköpft oder entwendet.

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Viele davon landeten im Ausland, wie dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Atkinson Museum in Kansas City und dem Nationalmuseum in Tokio. Bei manchen Statuen wurden die Gesichter einfach abgeschlagen, eine gezielte Verunstaltung aus den dunklen Tagen der Kulturrevolution. Inzwischen werden nach und nach einige Bildnisse wieder zurückgegeben und die abgetrennten Köpfe werden wieder auf die Hälse gesetzt.
Nach dem Besuch dieses einmaligen Zeitzeugnisses, wo wir wiederum unzählige Treppen hinauf und hinunter gestiegen sind,

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besuchten wir das Kloster der weissen Pferde. Das Kloster wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründet und gilt als erster buddhistischer Tempel auf chinesischer Erde. Nachdem sich zwei Abgesandte des Hofes des damaligen Kaisers auf die Suche nach buddhistischen Schriften gemacht hatten, begegneten sie in Afghanistan zwei indischen Mönchen. Diese begaben sich auf zwei weissen Pferden nach Luoyang und brachten buddhistische Sutren (Schriften) und Statuen mit. Der beeindruckte Kaiser baute einen Tempel, um die beiden Mönche unterzubringen.

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Dort fanden sie auch ihre letzte Ruhestätte. Vom ursprünglichen Tempel ist heute nicht mehr viel zu sehen, im Laufe der Zeit wurde alles erneuert. Irgendwie muss dieser Tempel schon etwas spezielles sein. Nirgendwo anders gab es vor der Anlage so viele Verkaufsstände, wo Räucherstäbchen in verschiedenen Grössen angeboten wurden.

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Seit 2010 steht neben der chinesischen Tempelanlage ein indischer buddhistischer Tempel, ein Freundschaftsgeschenk der indischen Regierung an China.

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Gleich anschliessend ist eine thailändische Tempelanlage im Bau.

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Ein weiterer Ausflug galt dem Shaolin-Tempel. Er liegt etwa 1 ½ Autostunden von Luoyang entfernt, in den Hügeln. Dieser Tempelanlage ist eine grosse Kampfsport-Schule angegliedert.

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Das Shaolin-Boxen wird einem asketischen, indischen Mönch zugeschrieben. Dieser besuchte den Shaolin-Tempel und ergänzte die im Sitzen ausgeführten Meditationen der Mönche mit ein paar Atem- und Muskelaufbauübungen. Es war gerade Samstag und Hunderte von kleinen Knaben bis zu älteren Jugendlichen übten sich in Disziplin und in Körperbeherrschung.

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Der Tempel selbst diente im Laufe der Zeit immer wieder als Kriegsziel und wurde zuletzt 1928 in Brand gesetzt. Heute ist das Meiste wieder aufgebaut und die Anlage ist zu einem Touristenmagnet geworden.

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Besonders der Pagodenwald, ein aus 246 kleinen Ziegelpagoden bestehender Friedhof hat auf die Besucher eine spezielle Anziehungskraft.

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Am nächsten Tag reisten wirmit dem Zug weiter nach Xi’an. Das Einsteigen war wieder ein Abenteuer für sich. Ich verlor jeden Kampf gegen die Chinesen. Am Schluss stand ich noch ganz allein mit meinem Koffer auf dem Perron. Der Zug war bereits abfahrbereit. Der Schaffner stiess mich, samt Koffer einfach durch die Tür in die stockende Menge. Die Absätze noch auf dem Trittbrett, setzte sich der Zug bereits in Bewegung. Kaum sind die „Tiere“ im Zug, werden sie zu Lämmern, sind freundlich und hilfsbreit beimVerstauen des Gepäckes. Nach zwei Stunden hatten wir unser Ziel, Xi’an erreicht.
Xi’an, Ende oder Anfang der legendären Seidenstrasse, ist ein Schmelztiegel von verschiedenen Religionen und Kulturen, die Heimat von vielen verflossenen Kaisern, Kurtisanen, Dichtern, Mönchen, Händlern und Kriegern. Der Bummel durch das muslimische Viertel

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liess unsere Magensäfte gewaltig anregen.

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Köstlicher Duft von verschiedenen Gewürzen stieg aus den vielen Imbissbuden in unsere Nasen. Männer mit Schädelkappen und Frauen mit bedeckten Haaren prägen das Bild der schmalen Gassen.

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Tausende von Baumnüssen, in bester Qualität, werden zum Verkauf angeboten.

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In den Hinterhöfen wird Sesamöl fabriziert. Durch eine winzige Gasse, vorbei an zahlreichen Souvenirläden, erreichten wir die grosse Moschee. Diese Moschee, eine der Grössten in China, hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt, weniger chinesisch.

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Sie ist, nicht wie üblich, nach Süden gerichtet, sondern nach Westen, Richtung Mekka. Es ist eine Mischung aus chinesischer und islamischer Architektur. Der Gebäudekomplex beginnt mit einem typischen chinesischem Tempel, mit einer Geistermauer, die Dämonen abhalten soll. Das Minarett ist als Pagode getarnt und bei unserem Besuch wegen Renovierung eingepackt.

Weitere Merkmale Xi’an‘s sind der Glocken- und der Trommelturm.

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Der Glockenturm steht heut im Zentrum eines Verkehrskreiseln.

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Früher beherbergte der Glockenturm eine gross Glocke, welche bei Sonnenaufgang geläutet wurde. Sein Gegenstück, der Trommelturm steht einige 100 Meter entfernt, am Eingang zum muslimischen Viertel. Mit der Trommel wurde früher der Beginn der Nacht signalisiert. Einmal mehr haben wir uns die Füsse wund gelaufen. Wir waren so todmüde, dass wir beschlossen für den restlichen Weg zum Hotel, einen Elektro-Roller-Taxi zu besteigen.

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Ich glaubte, bis zur Ankunft im Hotel, meine Rippen und meine Wirbelsäule wären in kleine Stücke zerbrochen. Im Eiltempo raste der gute Mann auf der holprigen Strasse durch die Kurven, von Stossdämpfern keine Rede.

Stadtmauer von Xi'an

Stadtmauer von Xi’an

Am nächsten Morgen konnten wir es kaum erwarten, die Krieger der weltbekannten Terrakotta-Armee in Natura zu sehen. Aber wie das so ist in China, meist muss man eine gute Stunde oder mehr Autofahren, um in die Nähe der Sehenswürdigkeit zu kommen, dann gibt es mal einen Ticketschalter, von dort bis zur Ticketkontrolle muss man mit mindestens 1 km Fussmarsch rechnen, der Weg links und rechts gesäumt von Souvenirläden, mit mehr oder weniger aggressiven Händlern (bei der Terrakotta-Armee hätten man mit den Kriegern in verschiedenen Grössen und Ausführungen, tausende von Heeren zusammenstellen können).

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Nach der Ticketkontrolle geht es noch einmal 1 km bis zum Objekt, das man ansehen will. Bis wir den ersten Krieger ablichten konnten, hatten wir bereits müde Füsse und bei über 30° C floss schon der Schweiss von der Stirn.
Die Terrakotta-Armee ist einer der berühmtesten archäologischer Funde der Welt. Diese unterirdische Armee aus Tausenden von lebensgrossen Soldaten hat über zweitausend Jahre, schweigend die Seele des ersten Kaisers von China bewacht. Vielleicht befürchtete Kaiser Qin Shihuangdi die besiegten Geister im Jenseits wiederzutreffen oder er erwartete, seine Regentschaft setze sich in der jenseitigen Welt fort. Die faszinierenden Wächter mit ihren Pferden, in schlachtbereiter Aufstellung

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wurden 1974 per Zufall entdeckt, als Bauern einen Brunnen ausgraben wollten. Kein Soldatengesicht gleicht dem anderen.

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Für Qin Shihuangdi, der diese Armee bauen liess, war es ein Problem, dass damals die Geschichte Chinas nicht von Siegern geschrieben wurde, sondern von konfuzianischen Bürokraten. Seine Verachtung für den Konfuzius wurde so gross, dass er diese Lehre kurzerhand verbot. Alle konfuzianischen Texte wurden verbrannt und 460 der besten Gelehrten wurden lebendig begraben. Folglich ging der erste Kaiser Chinas als Tyrann in die Geschichte ein. Kein Wunder, musste er sich eine Armee bauen lassen, die seine Seele beschützen sollte. Doch er hat während seiner 36-jährigen Regentschaft, die er im zarten Alter von 13 Jahren antrat, einige bedeutende Leistungen erbracht. Als klassischer Erfolgsmensch schuf er, bevor er 40 Jahre alt war, eine effiziente, zentralistische Regierung, die späteren Dynastien als Vorbild galt. Er vereinheitlichte Masseinheiten, die Währung und vor allem die Schriftsprache. Er liess 6400 km Strassen und Kanäle bauen und eroberte 6 Königreiche. Dass Qin dazu hunderttausende von Menschen versklavte, verschaffte ihm endgültig einen Ruf, der so finster ist, wie das Schwarz, das er zur offiziellen Farbe seines Hofes erkor.
Auf der Rückfahrt nach Xi’an, machten wir Halt, beim grössten Wahrzeichen der Stadt, der grossen Wildgans-Pagode.

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Das viereckige Bauwerk wurde etwa 650 n. Chr. gebaut, um buddhistische Sutren aufzubewahren, die ein Mönch, namens Xuan Zang aus Indien mitgebracht hatte. Mönch Xuan Zang verbrachte die letzten 19 Jahre seines Lebens damit, die Schriften zu übersetzen.

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Viele dieser Übersetzungen werden heute noch gebraucht.
Den dritten Tag in Xi’an widmeten wir dem Hua Shan Gebirge. Die nähere Umgebung von Xi’an ist topfeben, also heisst es wiederum einige Autokilometer zurückzulegen, bis Gebirge in Sicht ist. Die Dimensionen sind anders in China. Die Granitkuppen des Hua Shan-Gebirges wurden früher von Einsiedlern und Weisen bewohnt. Der Berg ist einer der fünf heiligen Berge des Taoismus. So heilig scheint der Berg nicht mehr zu sein, nur ein kleiner Tempel steht versteckt zwischen den kleinen Gasthäusern und Ruhe zum Meditieren findet man kaum mehr. Unten im Tal, mitten in der Ebene, steht der Ticketschalter, wo man sich Karten für den Bus und den Eintritt für den Berg kaufen kann. So wird man schon um einige Yuans erleichtert. Anschliessend folgt eine ca. 20-minütige Busfahrt durch die chinesische „Schöllenen“ zur Talstation der Gondelbahn (zwischen Busstation und Talstation wieder die üblichen Souvenirläden). Dort wird man nochmals um einige Yuans erleichtert. Nach ca. 10-minütiger Gondelfahrt zwischen den steilen Felswänden hinauf,

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erreicht man den Nordgipfel.

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Alles ist eine sehr steile Angelegenheit, doch die Landschaft ist atemberaubend und was die Chinesen gebaut haben, ist bemerkenswert. Tausende von Treppen wurden da in den Fels gehauen oder an den Fels geklebt. 4 Stunden würde der schweisstreibende Aufstieg zu Fuss dauern, weitere 4 Stunden der Rundgang auf der Höhe über die 5 Gipfel.

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An Gasthöfen und kleinen Imbissbuden fehlt es nicht, aber auch hier, wie schon auf dem Huang Shan, muss jede Mineralwasserflasche von Menschen zu den Raststätten getragen werden.
In einer lauschigen „Gartenlaube“ schlürften wir eine Nudelsuppe, genossen die herrliche Aussicht und hatten unseren Spass mit zwei Hongkong-Chinesen. Sie amüsierten sich göttlich ab unserem Survival-Guide, besonders an der Rubrik „ Machen sie es günstiger; machen sie es noch günstiger“.

Kurz vor Mittag verliessen wir Hangzhou bei 32° C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Mit dem Auto wurden wir ins ca. 200 km entfernte Tunxi gebracht, den Ausgangspunkt für den Besuch der vielgerühmten gelben Berge in der Provinz Anhui. Dies ist eine sehr liebliche Provinz mit vielen Teeplantagen und Landwirtschaft. Kurz vor dem Ziel machten wir Halt, um eines der Huizou-Dörfer und einen Bonsai -Garten zu besuchen. Huizou ist die Heimat höchst erfolgreicher Kaufleute, die mit Holz, Tee und Salz handelten und im ganzen Reich eine Reihe lukrativer Pfandhäuser betrieben. Das hatte zwei Seiten. Einerseits waren die Bewohner meist ziemlich reich, aber sie waren auch immer irgendwo unterwegs. Mit 13 Jahren wurden viele junge Männer vor die Türe gesetzt, um anderswo Geschäfte zu machen. Meist kehrten sie nur einmal im Jahr nach Hause zurück. Statt ihre Familien zu entwurzeln oder sich dem angestammten Clan gegenüber respektlos zu zeigen, blieben diese Kaufleute mit ihren Heimatstädten verbunden, die sie kaum mehr zu Gesicht bekamen. Ihre Gewinne investierten sie in den Bau luxuriösen Residenzen und in den Bau von einigen der grössten Ahnenhallen Chinas. Vor diesem Hintergrund gehören die Huizou Dörfer , die über das ganze südliche Anhui verstreut sind, zu den schönsten des Landes, wozu auch die Tatsache beiträgt, dass sie häufig inmitten einer üppigen Landschaft, voller Hügel mit Bambus- und Kiefernwälder liegen. Im Hintergrund verlaufen die Silhouetten, der verschiedenen Hügelzüge.

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Der Bonsai-Garten gehört zu einem Privatbesitz. Ein reicher Mann hat ihn für seine Frau bauen lassen. Die Frau wäre jeweils gerne an den Westsee gefahren, weil aber die Entfernung für sie zu gross war, liess der Mann auf seinem Landstück einen Miniatur-Westsee bauen,

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umgeben von hunderten, wundervollen Bonsais.

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In dieser Umgebung stehen keine Industrieanlagen und die gute Luft liess uns tief durchatmen. Wir sind eben doch Landeier und fühlen uns in den Häuserschluchten bald einmal eingeengt.

Am nächsten Tag stand der Besuch des Huang Shan (gelbes Gebirge) auf dem Programm. Die Wetteraussichten waren nicht gerade ideal für den Aufstieg auf 1800 m, auf den schönsten Berg Chinas. Aber das Wetter können wir nun einmal nicht ändern. Wasserdicht ausgerüstet, fuhren wir während 1 Stunde zur Seilbahnstation, von dort mit der Gondelbahn auf ca. 1600 m. Im dichten Nebel und einmal mehr bei strömendem Regen kamen wir oben an. Der Besuch des Berges bei Regen und Nebel lohnt sich nur schon, um zu sehen, wie die Chinesen zu Berge gehen. Jeder Bergführer bei uns zuhause bekäme Herzkrämpfe. Die Chinesen kennen keine Gore-Tex Kleider oder Wanderschuhe. Bei Regenwetter kaufen sie an der Seilbahnstation dünne Plastikjacken- und Hosen, über die feinen Schühchen ziehen sie ebenfalls eine Plastikhaut.

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Natürlich kann man die Bergwege auch nicht mit unseren vergleichen, hier werden Autobahnen gebaut, damit man in der Hochsaison dem Ansturm gerecht wird.

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Im dichten Nebel waren wir jedenfalls froh, einen Führer dabei zu haben, wir hätten uns nicht orientieren können. Wir besuchten all die verschiedenen, bestens ausgebauten Aussichtspunkte und er erklärte uns, hier würden sie diese Felsformation sehen, dort jene. Wir sahen aber nur Bäume, sonst nichts.

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Unser junger Guide schien jedenfalls nicht unglücklich zu sein, als wir zurück ins Hotel wollten. Es schüttete die ganze Nacht, so konnten wir uns am Morgen um 5:30 h ohne schlechtes Gewissen im Bett nochmals drehen, der viel beschriebene Sonnenaufgang blieb uns ebenfalls vergönnt. So müssen wir uns selbst vorstellen, wie die Felsformationen mit den vielsagenden Namen, wie „Gipfel des Beginns des Glaubens“, „Pinsel, an dem eine Blume blüht“ oder „Gipfel der himmlischen Hauptstadt“ aussehen, wenn Nebelschwaden sie umschleichen. Erst als wir mit der Gondelbahn wieder talwärts fuhren, lichtete sich der Nebel in etwa auf halber Höhe und wir konnten uns kurz vorstellen, wie magisch das gelbe Gebirge wirkt.

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Auf dem Berg stehen einige Hotels, verbunden mit breiten Wegen und vielen Treppen,
auf und ab. So können die Hotels nicht mit Autos, oder anderen Fahrzeugen beliefert werden. Die Gondelbahn bringt die Lebensmittel etc. nach oben, anschliessend wird alles mit Menschenkraft verteilt. Etwa 1000 Männer sind täglich im Einsatz. 80 – 100 kg binden sie gleichmässig, in zwei Teilen verteilt, an ein Stecken, den sie über die Schulter legen.

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Für diese harte Arbeit erhalten sie 2,8 Yuan (1 Yuan = ca. 16 Rappen) pro Kilogramm. Auf dem Rückweg, wenn sie ihre schwere Last in den Hotels abgegeben haben, leeren sie all die Mülltonnen, die am Wegesrand stehen. Die Gesichter der Männer sind gezeichnet. Wir fragen uns, ob die junge Generation noch bereit sein wird, diese Arbeit zu erledigen.

Auf der Rückfahrt nach Tunxi besuchten wir Chengkan, ein weiteres Huizou-Dorf. Es ist ein lebendiges, aktives Dorf und bietet ein anderes Bild, als die anderen Museumsdörfer.

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Bauern laufen mit geschulterten Hacken durch den Ort, Teehändler wuchten Körbe mit frischgepflückten Teeblättern auf die Strasse, quakende Enten machen den Bach unsicher und in der Luft liegt der Duft von Stallmist – ein echtes Stück Leben im ländlichen China.

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In diesem Dorf steht der grösste Ahnentempel im südlichen China, ein massiver, hölzerner Komplex, mit mehreren Innenhöfen.

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In den Eingangsbalken sind 199 Pfingstrosenblüten geschnitzt.

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An den Wänden hängen viele Tafeln, mit Verhaltensregeln für die nächste Generation.

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Schade, in den Gassen liegt überall Unrat. Als ich unseren Führer darauf ansprach, antwortete er spontan, die werde am nächsten Morgen abgeholt. Wer’s glaubt!

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Es ist gut, ab und zu einen Führer zu haben, so erfahren wir doch noch einiges über die Traditionen, das Leben oder den Buddhismus in China, je nach Interessen des Guides. Wir sind aber auch immer wieder froh, wenn wir die guten Leute wieder loshaben, dann können wir alles etwas gemütlicher angehen. Der 23-jährige turnte mit uns auf dem Berg oben Treppen rauf und runter, bis uns manchmal der Atem fehlte und wir ihn wieder bändigen mussten. Wie ein „Heugümper“ hüpfte er mit uns durch die Gassen von Chengkan. Dafür haben wir einiges von ihm über die Traditionen erfahren. Auf unsere Frage, ob er als so junger Mann nicht einmal in ein Land gehen wolle, wo man Englisch spricht, für seine weitere berufliche Karriere, erklärte er uns, dass er eine Freundin habe, die er gerne heiraten möchte. Aber als Mann könne er dies erst tun, wenn er genug Geld gespart habe, um ihr eine Wohnung zu kaufen. Er wollte dann von uns wissen, wer bei uns das Sagen habe. Als wir ihm erklärten, dass wir die Entscheidungen meistens gemeinsam treffen, meinte er, seine Freundin entscheide alles, was die Familie betrifft, er alles, was ausser Hause entschieden werden müsse. Von diesen Traditionen haben wir auch in Shanghai von einem Vater eines 14-jährigen Sohnes erfahren. Er jammerte uns vor, erst müsse er für die Ausbildung des Sohnes Geld sparen, dieser möchte einmal gerne in Oxford oder Cambridge studieren, dann müsse er für seinen Sohn eine Wohnung kaufen, sollte dieser einmal Heiratspläne haben und schliesslich gehen die Hochzeitskosten sowie der Honeymoon ebenfalls zu Lasten des Vaters. Bei der Hochzeitsfeier dürfe man sich gar nicht knausrig zeigen, sonst verliere man das Gesicht gegenüber Freunden und Verwandten. Über die Geburt eines Sohnes könne man sich nur solange freuen, bis einem bewusst werde, welche Kosten auf den Vater zukommen werden. Ob diese Traditionen im modernen China weiter Bestand haben werden?

Eindrücke vom Etappenaugangsort Tunxi

Eindrücke vom Etappenaugangsort Tunxi

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Auf dem Bahnhof von Tunxi verabschiedeten wir uns von unserem jungen Heugümper und waren froh, wieder etwas langsamer gehen zu können. Die Bahnstrecke zwischen Tunxi und Nanjing ist nicht die Strecke, wo die komfortablen Hispeed- Züge eingesetzt werden. So mussten wir, obwohl während des Tages reisend, mit einem Liegewagen vorlieb nehmen. Geduldig warteten wir, bis das Tor geöffnet wurde, um den Bahnsteig zu betreten. Kaum war das Tor offen, rannten hunderte von Chinesen los, mit Säcken, Schachteln, Koffern und Taschen beladen, der Wagentüre des Zuges entgegen. Es sah aus, als wollen hunderte, vollbepackte Chinesen durch ein Nadelöhr rennen. Wir sahen bald ein, mit Anstand werden wir diesen Zug nie erreichen. Armin nahm den Kampf mit einer Frau auf, verlor ihn aber bitterlich. Der Bahnsteig war noch nicht angepasst für bequemes Einsteigen. Als wir endlich an der Reihe waren, mussten wir unser Gepäck über steile Stufen hinauf hieven, mit ungeduldigem Gedränge von hinten. Wir waren froh, als wir unsere reservierten Liegeplätze lebend und ohne grösseren Schaden erreichen konnten. Nach 5 ½ Stunden Fahrt erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein Nanjing. Obwohl diese Stadt auch über 3,4 Millionen Einwohner hat, war sie uns gleich sympathisch. Wir wurden nicht gleich von den hohen Hochhäusern erdrückt und in den Strassen spenden riesige Platanen Schatten und verleihen der Stadt eine grüne Lunge.

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Diese berühmte Universitätsstadt soll zu den angenehmeren und wohlhabenderen Städten China gehören und liegt in einer schönen Landschaft aus Seen, Flüssen und waldreichen Parks. Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie diente in der Vergangenheit zwei Mal als Hauptstadt. Das erste Mal im 14. – 17. Jahrhundert, das zweite Mal anfangs des 20. Jahrhunderts bei der Gründung der Volksrepublik China. Es gibt aber auch eine dunkle Seite im Geschichtsbuch der Stadt. Hier kam es im Jahre 1937, während eines japanischen Angriffs auf China zu den schlimmsten Kriegsgreueltaten. Zwischen 200 000 – 300 000 Zivilisten wurden von den Japanern massakriert oder gezielt ermordet. 20 000 Frauen im Alter zwischen 11 – 76 Jahren wurden vergewaltigt. Frauen die sich wehrten oder Kinder, die störten, wurden brutal mit dem Bajonett niedergestochen. Heute erinnert noch eine Gedenkstätte an diese Geschehnisse.
Über dem östlichen Stadtrand erhebt sich der Berg Zijin. Es ist ein stark bewaldeter Park, in dem sich die meisten Sehenswürdigkeiten Nanjings liegen, so zum Beispiel das Mausoleum des Dr. Sun Yatsens. Dr. Sun gilt bei den Kommunisten als Vater des modernen Chinas. 1925 starb er in Beijing, es war aber sein Wunsch in Nanjing beigesetzt zu werden. Dabei dachte er wahrscheinlich eher an ein schlichtes Grabmal, als an das gewaltige Mausoleum im Ming-Stil, das ihm seine Nachfolger errichteten. 392 Stufen sind wir den Berg hinauf gestiegen, bis wir bei seiner Krypta angelangt waren.

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Unweit des Mausoleums steht der Tempel Linggu, eine Anlage aus der Ming-Zeit.

Figur aus dem Tempel

Figur aus dem Tempel

Beachtlich ist die balkenlose Halle, die im 14. Jahrhundert mit Ziegeln und Steinen gebaut und ohne Balken gestützt wurde.

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Zu dieser Zeit wurde jeweils mit Holz gebaut. Wegen der Verknappung des Bauholzes mussten die Baumeister auf Ziegel und Steine zurückgreifen. Früher standen in dieser Halle hauptsächlich verschiedene Buddhas. In den 1930-er Jahren wurde die Halle in eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Widerstandes gegen die Japaner umgewandelt. Gleich in der Nähe steht die farbenfrohe, 9-stöckige, 60 m hohe Linggu-Pagode. Sie wurde im Jahr 1933 als Erinnerung an die Toten der Kuonmingtan-Revolution errichtet.

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Um die schöne Aussicht über den Wald und die nähere Umgebung zu geniessen, sind wir nochmals 300 Stufen hinauf gestiegen.
Gleich um die Ecke, bei unserem Hotel, liegt der Konfuziustempel.

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Er war über einen Zeitraum von 1500 Jahren ein Zentrum konfuzianischer Studien. Da das Wetter bereits wieder in Regenschauer umgeschlagen hatte, war der Tempel ein geeignetes Ziel für uns. Als wir durch die verschiedenen Hallen gingen, hörten wir plötzlich aus einer grösseren Halle Musik. Da wir draussen ja nichts verpassten, setzten wir uns in die Bänke. Eine 5-köpfige Girl-Band spielte chinesischer Geige, chinesischer Laute und Bambusflöte, ansprechliche Musik.

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Leider dauerte das Konzert nur kurze Zeit und wir standen wieder im Regen.

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Es war schon dunkel, als wir in Shanghai, der Megacity mit 19 Millionen Einwohnern landeten. Die Stadt empfing uns nicht gerade freundlich, wiederum regnete es in Strömen. Am Flughafen stellten wir uns artig in die Reihe, um uns einen Taxi zu ergattern. Natürlich waren auch die schwarz gekleideten Männer da, die uns zu einer überteuerten Taxifahrt anwerben wollten. Wir lernen jeden Tag etwas dazu in China und hielten uns an die offiziellen Taxifahrer, auch wenn wir etwas warten mussten. Im Taxi sitzend, waren wir uns aber nicht ganz sicher, ob der Fahrer den Weg zu unserem Hotel kannte und uns direkt ins Hotel führte oder ob er noch ein paar Zusatzschleifen drehte, während der Taxameter gleichmässig tickte. Trau nie einem Chinesen! Er muss sein Geld heute verdienen, morgen ist es vielleicht zu spät. Als der Fahrer so gemütlich durch die Stadt bummelte, nahm Armin sein Smartphone hervor, schaltete den Stadtplan von Shanghai auf, der Fahrer sah dies und plötzlich drückte er aufs Gas und siehe da, in kürzester Zeit standen wir vor unserem Hotel.
An die Wolkenkratzer haben wir uns in den letzten Tagen längst gewöhnt. Aber in Shanghai kratzten die Häuser wirklich an den Wolken, so tief hingen die Wolken und der Nebel.

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Mit Regenschirm und Regenschutz ausgerüstet machten wir uns zu Fuss auf den Weg, die Stadt zu entdecken. An einer Ecke folgten wir dem falschen Wasserlauf und verirrten uns total in die falsche Richtung. Dafür haben wir ein Stück altes Shanghai gesehen, wo nicht jeder Tourist hinkommt, ein Viertel, das längst für eine Erneuerung bereit wäre.

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Müde von der Lauferei suchten wir nach einem gemütlich Café oder Teehaus.

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Aber in diesem Quartier glich dies einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Chinesen sind keine Kaffeetrinker und oft ist der Kaffe doppelt so teuer wie ein ganzes Mittag- oder Nachtessen. Endlich glaubten wir, fündig geworden zu sein, das Lokal sah gediegen aus. Es war aber eine Antiquitätensammlung mit vielen Tischen und Stühlen. Viele Kilometer sind wir marschiert bis wieder uns wieder orientieren konnten und am Bund angelangt waren.

Wonnemonat Mai in Shanghai

Wonnemonat Mai in Shanghai

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Der Bund ist die bekannteste Meile der Stadt. Er ist das Symbol für das Kolonial-Shanghai, einst die Wall Street der Stadt, dort wo Vermögen gewonnen, aber auch verloren werden.Hier am Ufer des Huangpu Flusses stehen alle im Kolonialstil erbauten Häuser aus Frankreichs und Englands Kolonialzeit.

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Selbst der asiatische Big Ben fehlt nicht.

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Fanieren und sinnieren auf dem Bund

Fanieren und sinnieren auf dem Bund

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Auf der gegenüber liegenden Seite des Flusses türmen sich die modernen Hochhäuser der heutigen, einflussreichen Finanzwelt in die Höhe. Ein Rekord an Höhe scheint den anderen zu jagen.

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Am Abend hatten wir die Möglichkeit, erneut eine Akrobatikshow zu besuchen. Wie schon in Guilin, war es wiederum eine Vorstellung von Präzision, Muskelkraft, Mut und Perfektion. Die Gruppe ist international tätig und gehört zum chinesischen Nationalzirkus. Einige Nummern konnten wir life erleben, die wir schon vom Fernsehen kannten.
Shanghai ist nicht übersät mit Tempeln. Hier gibt es viele andere Ablenkungen und Vergnügungen, als sich dem Buddha zu widmen. Aber mitten in der geschäftigen Stadt, zwischen modernen Hochhäusern, am Jing’an Platz, steht eine vergoldete Tempelanlage, die mitten in der Hektik des Alltages eine gewisse Ruhe ausströmt.

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Auch Mönche kommen nicht mehr ohne Handy aus

Auch Mönche kommen nicht mehr ohne Handy aus

Von unserem Hotel aus war diese Anlage mit dem Bus einfach zu erreichen.

Am Nachmittag peilten wir den Shiliupu Fabric Market in der Altstadt an. Der Markt ist bekannt für günstige Seiden-, Kaschmir-, Leinen- und Baumwollstoffe. Da schlägt das Herz einer Näherin leicht höher. In diesem Markt werden auch massgeschneiderte Herrenanzüge verkauft und ist deshalb auch das Ziel vieler Touristen. Mit der U-Bahn fuhren wir zur nächstgelegenen Haltestelle, setzten uns auf ein Mäuerchen und studierten den Stadtplan. Es dauerte nicht lange und wir wurden von zwei jungen Chinesen angesprochen Das ist nichts Aussergewöhnliches. Dies kommt oft vor, einerseits sind die Chinesen neugierig, sie wollen wissen aus welchem Land wir kommen, wo unsere Reise hinführt etc., andererseits wollen sie sich im Englischsprechen üben. Viele haben nicht die Möglichkeit und das Geld, um ins Ausland zu reisen. Wir dienen auch oft als Fotomotive. Die beiden jungen Leute stellten sich uns vor, sie seien Studenten und für eine Woche in Shanghai im Urlaub. Auf die Frage, was unser Ziel sei, antworteten wir wahrheitsgetreu, der Shiliupu Fabric Market. Weiter fragten sie uns, ob wir gehört hätten, dass zurzeit in Shanghai ein Tee-Festival stattfinde. Es sei nur 2 Minuten von der U-Bahnhaltestelle entfernt und liege auf unserem Weg. Man erfahre alles über die Teegeschichte, die Kultur und den Anbau. Irgendwie kam mir im Unterbewusstsein der Gedanke auf, für Touristen kennen die sich aber gut aus in Shanghai. Erst zögerten wir, schliesslich sagten wir zu, es könnte ja interessant sein und ich stellte mir wirklich ein Festival im grösseren Stile vor. Die junge, sympathische Dame nahm sich selbstverständlich Armin an, verwickelte ihn in ein angeregtes Gespräch, der junge Mann nahm sich meiner an, wohlbedacht, dass Armin und ich genügend Abstand hatten, um nicht miteinander kommunizieren zu können. Schliesslich bogen wir in eine schmudlige Strasse ein. Da bekam ich ein mulmiges Gefühl im Bauch, blieb einige Male beunruhigt stehen und wollte wissen, ob Armin noch hinter mir ist. Armin wurde nicht misstrauisch und merkte nichts von meiner Nervosität. Ich dachte, ich sei wieder einmal überängstlich und machte gute Miene zum bösen Spiel. Schliesslich führten sie uns in einem kleinen Laden in ein hinteres Zimmer. Ich dachte mir, oh Gott, nur keine K.O-Tropfen oder dergleichen.

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Armin hegte immer noch keinen Verdacht. Sie nahmen uns geschickt in die Mitte, so dass ein Entkommen in diesem kleinen Raum unmöglich war. Sie hielten uns kurz eine Preisliste vor die Nase, ohne uns Zeit zu lassen, sie genau zu studieren. Sie gaben uns 5 verschiedene Tees aus winzig kleinen, Fingerhut ähnlichen, Tässchen zum Probieren. Am Schluss wurde eine horrende Rechnung präsentiert. Gütig meinten die Studenten, wir würden ja die Rechnung teilen, aber keiner von beiden bezahlte etwas. Obwohl wir Aufstand machten, mussten wir unseren Teil bezahlen, damit wir so schnell wie möglich aus diesem Loch herauskamen. Zum Glück waren es keine K.O-Tropfen. Unsere Moral war total am Boden. Wir hätten es ja wissen müssen. Ich war wütend auf mich, weil ich meinem Bauchgefühl nicht gefolgt bin. Wir versuchten es mit Humor zu tragen, es gelang uns aber nicht wirklich. Mit hängenden Köpfen gingen wir dann doch noch zum Shiliupu Fabric Market. Lustlos schlichen wir durch die vielen Stoffe und Angebote und mussten feststellen, dass wir für den Betrag der Teedegustation, einen massgeschneiderten Anzug für Armin hätten kaufen können. Wir schliefen schlecht in dieser Nacht und wir fragten uns, mit welchem miesen Trick wir das nächste Mal über den Tisch gezogen werden. Wenn mir zu Hause jemand diese Geschichte erzählt hätte, hätte ich gesagt, das würde mir nie passieren. Einmal mehr wurden wir von der Situation überrascht.
Am anderen Morgen um 7:15 h wurden wir abgeholt für den Besuch der Insel Putuo Shan. Dort liegt ein weiterer heiliger Berg der Buddhisten. Guanyin, die stets mitfühlende Göttin der Barmherzigkeit soll dort beheimatet sein. Es soll eine gepflegte, üppig grüne Insel, auf dem Zhoushan-Archipel, vor Shanghai gelegen, sein und wir wollten dort eine Nacht verbringen. Ohne viele Worte drückte uns ein deutschsprechender Führer zwei Billette, alles in Chinesisch geschrieben in die Hand und setzte uns an einem Busbahnhof in einen Bus. Ca. 1 ½ Stunden dauerte die Fahrt, vorbei an einem riesigen Windpark, über die längste Brücke Chinas (35 km) zu Shanghais grossem Frachthafen. Dort wurden wir in eine Wartehalle geschleust. Völlig apathisch und in Gedanken versunken, wegen der Ereignisse des Vortages, sassen wir dort und warteten auf die Weiterfahrt. Plötzlich standen alle Leute auf und gingen zum Ausgang, so auch wir. Wir zeigten unsere Tickets und wurden durchgewunken. Am Pier stand nur ein ein Schiff, eine grosse Fähre.

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Nach ca. 2 ½ Stunden erreichten wir eine Insel, nur so gepflegt, wie im „Lonely Planet“ beschrieben, sah sie nicht aus. Verrostete alte Kähne schwammen im Hafen, üppig grün sah es auch nicht aus und es lachte uns kein Buddha entgegen.

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Schei…., wir waren auf der falschen Insel, mit einem Fuss beinahe in der Militärsperrzone, gestrandet. Eine direkte Verbindung nach Putuo Shan gab es nicht. Über komplizierte Wege hätten wir diese Insel um 17:00 h abends erreicht. Wir beschlossen, mit dem nächsten Schiff, nach Shanghai zurückzukehren, mussten aber unsere Reiseagentur darüber informieren, damit wir wieder am Busbahnhof abgeholt werden und wir am Abend wieder unser Hotelzimmer hatten. Ein hilfsbereiter Mann, der die englische Sprache beherrscht, half uns mit den Telefonaten. Er konnte den Leuten in der Agentur erklären, auf welcher Insel wir uns wirklich befanden. In der Agentur hatte noch keiner etwas von dieser Insel „Qushan“ gehört und sie kamen in Panik wegen der zwei verirrten Schweizer Touristen. Bis nach Peking wurde der Vorfall gemeldet und es gab einen Aufruhr durch alle Chefetagen. Die Agentur in Shanghai bekam einen Riesenzusammensch…… von der obersten Stelle. So etwas dürfe einfach nicht passieren mit Gästen. Wir sahen das Ganze nicht so eng, wir waren froh, dass wir wieder am Busbahnhof abgeholt wurden und dasselbe Zimmer im Hotel beziehen durften. Es hat nicht sollen sein. Vielleicht waren wir der Göttin der Barmherzigkeit an diesem Tag nicht hold gesinnt. Es tönte auch wie ein Hohn in unseren Ohren.
Irgendwie war in Shanghai der Wurm drin und diese Stadt scheint nicht das Pflaster der Familie Meili zu sein.
Durch dieses Missgeschick hatten wir einen weiteren Tag in Shanghai zur Verfügung. Als Entschädigung bot die Agentur in Shanghai uns einen kostenlosen Tag an, unter kundiger Führung, durch die Stadt. Es bestand ja die Möglichkeit, dass wir uns ein zweites Mal verirren könnten. Es wurde ein entspannter Tag. Der Reisleiter zeigte uns einen Markt, wo er einkauft. Bei uns wäre es unvorstellbar, dass ein Metzger, eine Zigarette rauchend, die Fleischstücke zuschneidet und um die Schlangen in den Netzen würde ich mich auch nicht reissen.

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Wir flanierten durch die französische Konzession, wo noch viele, geschützte Villen aus Frankreichs Kolonialzeit stehen.

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Er führte uns in einen Teegeschäft, wo die Teedegustation kostenlos ist und wo wir gute Qualität kaufen konnten. Wir stiegen im Finanzviertel im Hyatt Hotel in den 54. Stock, um die Aussicht über die Stadt zu geniessen. Dieses Gebäude war bis zum Bau des 7-Sterne Hotels in Dubai, das höchste Gebäude der Welt.

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Innenhof Hyatt Hotel 56. bis 87. Etage im Hochhaus

Innenhof Hyatt Hotel
56. bis 87. Etage im Hochhaus

Aussicht vom Hyatt Hotel

Aussicht vom Hyatt Hotel

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Ein weiterer Tagesausflug von Shanghai aus, war der Besuch des Wasserdorfes Zhujiajiao, das Venedig Chinas. Es ist ein reizvolles Städtchen aus der Zeit der Ming- und Qingdynastie, mit vielen Gassen, Brücken und Altstadtarchitektur.

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Der Ort wird von vielen chinesischen Touristen überrannt. In den Imbissbuden wurde fleissig gekocht und gebraten.

Klebereis und Schweinefleisch in Blättern gekocht

Klebereis und Schweinefleisch in Blättern gekocht

Aber der Duft regte unsere Magensäfte absolut nicht an. Unser Hirn schaltete auf „kein Hunger“! In Kübeln krabbelten grosse Käfer herum, bereit für den Verzehr.

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Es sind Schädlinge, sie graben grosse Löcher in den Feldern und können ganze Reiskulturen zerstören, weil das Wasser durch die Löcher ausfliesst. Sie werden nicht mit Insektizid behandelt, sondern ganz einfach aufgegessen. Die Chinesen essen alles, was kreucht und fleucht auf unserer Erde. Sie essen alles, was zwei Beine hat, ausser Menschen, sie essen alles was vier Beine, ausser Tische und Stühle und sie essen alles was schwimmt, ausser Schiffe. Da alles verwertet wird, gibt es für jeden genügend zu essen.
Wir verliessen Shanghai mit dem Zug. Mit 300 km pro Stunde flitzten wir unserem nächsten Ziel, Hangzhou, entgegen. Nach einer guten Stunde trafen wir dort im Bahnhof ein. Gleich nach der Ankunft wurden wir gleich wieder von einer Horde Taxischwarzfahrer überfallen und sie verfolgten uns hartnäckig. Hello, hello, hello Taxi, hello Taxi schrien sie uns in die Ohren. Ebenso hartnäckig kämpften wir uns durch, zum offiziellen Taxistand. Hangzhou, mit „nur“ 6,2 Millionen Einwohnern, ist ein beliebtes Touristenziel in China. Die Stadt liegt am idyllischen Westsee, umgeben von grünen Hügeln. Ganze Armeen von Strassenkehrern und Müllsammlern sorgen für peinlichste Sauberkeit. Auf der gepflegten Uferpromenade, umgeben von blühenden Blumenbeeten und alten grossen Bäumen, wird gesungen, musiziert und getanzt. Jeder glaubt, ein grosser Star zu sein.

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Jede halbe Stunde findet ein Wasserspiel statt, eine perfekte chinesische Choreografie zu verschiedenen Musikstilen.

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Die Stadt ist bekannt für den „Longjing“-Grüntee, der in der üppigen, feuchten Umgebung kultiviert wird und für die Seidenherstellung. Im Prospekt der Stadt, wurde ich aufmerksam auf die China Silk Town, eine 1,1 km lange Fussgängerzone, wo sich Seidenladen an Seidenladen reiht. Auch die Busse, die dort hinführen, waren angegeben. Wir fragten an der Reception im Hotel, wo wir die Bushaltestellen finden würden. Es konnte uns niemand Auskunft geben. Sie lösten das Problem auf einfache Weise, indem sie uns sagten, in der Stadt gebe es andere Seidengeschäfte, wir sollen doch dort etwas kaufen. Wir machten uns zu Fuss auf den Weg und fanden diese Strasse ohne grosse Hilfe.

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Es ist noch zu sagen, dass die Stadtpläne sehr schlecht sind. Die kleinen Strassen sind gar nicht aufgezeichnet und es ist oft schwierig, sich zu orientieren und die Distanzen einzuschätzen. Jedenfalls habe ich 2 Blusen gekauft, billiger als Tee! Ob es wirklich Seide ist, wird sich zu Hause zeigen. Das Dessin gefällt mir, teuer waren sie auch nicht, also was soll’s. Zu diesem Preis hätte ich zu Hause nicht einmal eine Baumwollbluse gekriegt.
Da wir beide etwas kränkeln, die feuchte Wärme und die Klimaanlagen hatten ihre Wirkung, machten wir keine grossen Sprünge. Den „Longjing“-Grüntee hatten wir ja bereits in Shanghai eingekauft. So begnügten wir uns mit Spaziergängen, entlang der Seepromenade und einer Schifffahrt.

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Wir bewunderten die Wasserspiele und lauschten all den verschiedenen musikalischen Darbietungen. Durch die Feuchtigkeit liegt immer etwas Dunst in der Luft und die klaren Tage waren bis jetzt gezählt.

An unserem letzten Tag in Chongqing hatten wir genügend Zeit um etwas umher zu trödeln. Die Einschiffungszeit für unsere Schifffahrt auf dem Jangtse-Fluss war erst um 17:45 h. Die ganze Nacht hatte es in Strömen geregnet und der Morgen sah auch nicht besser aus. So beschlossen wir, uns etwas Zeit für unseren Blog zu nehmen und die ausgewählten Fotos zu laden. Sorgsam machten wir uns an die Arbeit, fast alle Fotos waren geladen, dann ein falscher Griff in die Computertasten und alles war wieder gelöscht. Gefrustet packten wir diese teuflische Computermaschine zusammen und hofften, auf dem Schiff etwas Zeit dafür zu haben.
Pünktlich wurden wir von einem deutsch sprechenden Chinesen abgeholt. Das Nervenbündel begleitete uns zum Schiff.

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Am Hafen wollte er uns einen Kofferträger andrehen.

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Entschieden lehnten wir ab und schoben unser Gepäck selbst zum Schiff. Wir sind ja keine Weicheier. Kopflos rannte er einer Gruppe Leute hinterher und lotste uns aufs falsche Schiff. Endlich auf dem richtigen Schiff, erlebten wir innerhalb einer halben Stunde mehr, als in einem halben Jahr zu Hause. Die verschiedensten Informationen prasselten auf uns hernieder, die es in wenigen Sekunden zu begreifen galt. Die Hostess zeigte uns, unser reserviertes Zimmer in der untersten Schiffsetage. Das Schiff sei nicht ganz belegt und wir hätten die Möglichkeit für ein Upgrade. Sie nannte uns den Preis, wir verstanden Yuan, sie aber meinte Dollars. Entscheiden mussten wir uns in Blitzeseile. Ich sagte nein, brauchen wir nicht, Armin sagte ja. So zogen wir in ein grosses, komfortables Zimmer in der 4. Etage. Bei jeder Stufe standen zwei Bedienstete, die uns warnten: watch your step oder mind your head. Kaum im Zimmer, ertönte eine unverständliche, englische Durchsage aus dem Lautsprecher in der Decke. Zur gleichen Zeit klingelte das Telefon. Noch einmal eine chinesisch-englische Information, die wir nicht verstanden. Während Armin immer noch am Telefon versuchte die Information zu verstehen, klopfte es an der Zimmertür. Kleiderwaschservice zu horrenden Preisen wurde angeboten. Keine Minute später klopfte es erneut. Dieses Mal wollte man uns ein Getränkepackage für 800 Yuan andrehen. Schnellstens mussten wir uns für die fakultativen Ausflüge entscheiden und diese, sowie das Upgrade bezahlen. Das Schiff könnte ja untergehen und es wäre eine Katastrophe, wenn die Rechnungen nicht vorher beglichen worden wären. In der Zwischenzeit stand das Nachtessen bereit (natürlich nicht im Preis inbegriffen). Schliesslich blieb uns dann doch noch etwas Zeit, vom Schiff aus Chongqing by Night zu bewundern.

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Das Schiff legte um 21:30 ab. Eine halbe Stunde später fand die nächste Information über alle Angebote auf dem Schiff statt. Jeder wurde wieder bearbeitet, sich doch einen Termin für eine Massage oder Akupunkturbehandlung geben zu lassen. Das Internet wurde für 200 Yuan pro Tag angeboten. Bei diesem Wucherpreis entschieden wir, uns für drei Tage von der Aussenwelt abzumelden. Total erschöpft fielen wir ins Bett, dabei glaubten wir bis jetzt, eine Kreuzfahrt sei etwas Gemütliches.
Am nächsten Morgen wurden wir bereits um 6:30 h mit leiser Musik ermahnt, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Zwischen 7:00 h und 8:00 h wird Frühstück serviert. Um 8:15 h mussten wir in die richtige Gruppe stehen für den ersten Landausflug. Die Geisterstadt Fengdu, 170 km von Chongqing entfernt, war auf dem Programm. Die Ortschaft Fengdu ging 2009 in den Fluten des Jangtse unter, als der Fluss gestaut wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde die Stadt neu aufgebaut und die Bewohner mussten umziehen. Was geblieben ist, ist die auf Geister fokusierte, teils buddhistische, teils taoistische Tempelanlage Ming Shan. Über 400 Stufen mussten wir hinaufsteigen, um die Geister, Dämonen und Monster zu besuchen.

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Jedem, der diese Anlage besucht hat, soll ein langes Leben beschieden sein. Wir sind ja mal gespannt! Die Besichtigung dauerte genau von 8:15 h bis 11:00 h, keine Minute länger, keine Minute weniger. Um 12:00 h war das Mittagsmahl bereitet. Die Zeit reichte gerade zum Hände waschen und Haare kämmen. Nach dem Mittagessen durften wir während 3 Stunden die Beine strecken, bevor es zum nächsten Landausflug ging. Dieses Mahl besuchten wir Shibaozhai, eine 56 m hohe, hölzerne Pagode, die an einen, vom Flusswasser umspülten, Felsen geklebt ist.

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Nach unserer Rückkehr im strömenden Regen, hatten wir gerade Zeit für eine Dusche, bevor der Kapitän zum Bankett lud. Endlich hatte ich Gelegenheit, meine „Jack Wolfskin Designer-Klamotten“ und die eleganten „Ecco-Jerusalem“ anzuziehen. Die Talent Show der Crew nach dem Essen liessen wir aus und zogen uns in unser grosszügiges Zimmer zurück.
Der zweite Morgen begann wie der Erste, mit leiser Musik um 6:30 h. Wiederum Frühstück von 7:00 bis 8:00 h und wieder in die richtige Gruppe einstehen für den Besuch der halbversunkenen Stadt des weissen Kaisers, am Eingang der ersten Schlucht.

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Bei den Anlegestellen ist es jedes Mal ein Spiessrutenlauf, vorbei an den Händlern. Einmal sind es Vogelpfeifen oder Holzspielsachen, ein anders Mal überteuerte Früchte oder getrocknete Fische, die angeboten werden.

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Der Spaziergang über die kleine Insel des Weissen Kaisers war entspannend und interessant. Zurück auf dem Schiff, reichte die Zeit wiederum gerade fürs Händewaschen, bevor es an den Mittagstisch ging. Dieses Mal durften wir 2 Stunden nichts tun.

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Nachdem das Schiff die Qutang-Schlucht und die Wu-Schlucht durchfahren hatte, hielt es in Badong. Dort wurden wir in ein kleineres Boot umgeladen für die Besichtigung der drei kleinen Schluchten auf dem Shennong-Strom.

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Eine Stunde dauerte die Fahrt, bis wir kleine Holzboote besteigen mussten. Ca. 20 Personen pro Boot wurden von 4 muskulösen Chinesen noch weiter in die Schlucht gerudert.

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Als diese ihre Arbeit getan hatten, banden sie ihre Boote am Ufer fest und rannten auf schmalen Trampelpfaden ca. 500 Höhenmeter steil den Berg hinauf zu ihren Häusern.

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Hängende Särge der Ureinwohner in den Felsspalten

Hängende Särge der Ureinwohner in den Felsspalten

Wieder reichte die Zeit gerade zum Händewaschen und schon war es Zeit für das Nachtessen. Bei jeder Mahlzeit teilten wir den Tisch mit sieben aufgestellten, sympathischen Australiern. Es gab immer viel zu lachen. An diesem Abend beschlossen wir, uns die Talent Show der Passagiere anzusehen. Es war eher peinlich als wirklich schön. Einzig ein junger Amerikaner, der auf dem Flügel Chopin spielte, erhielt von uns die Note gut, bei den restlichen Teilnehmern meinten wir „leider nein“. Mitten in der Nacht, kam es zu einem weiteren Spektakel. Wir hatten die grosse Staumauer am Jangtse-Fluss erreicht. Unser 135 m langes Schiff wurde über 5 Schleusenstufen um 110 m abgesenkt.

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Der Tag begann wieder früh, denn wir mussten bereits wieder unsere Koffern packen und um 8:15 h bereitstehen für die Besichtigung der grossen Staumauer.

Befestigungsteine für die Flussumleitung wärend des Dammbaues

Befestigungsteine für die Flussumleitung wärend des Dammbaues

Schiffshebewerk Bauvollendung voraussichtlichn 2015

Schiffshebewerk
Bauvollendung voraussichtlichn 2015

Um 12:30 h verliessen wir das Traumschiff in Yichang, um nach Shanghai weiter zu fliegen.

Der Jangtse-Fluss
Der Jangtse-Fluss ist nach dem Amazonas und dem Nil, der drittgrösste Fluss der Welt. Der 6300 km lange Fluss fliesst durch 7 chinesische Provinzen. Von ca. 700 Nebenflüsse wird er gespeist, bevor er nördlich von Shanghai in das chinesische Meer mündet. Der berühmteste Abschnitt liegt zwischen Chongqing und Yichang, wo er sich in drei Schluchten eingefressen hat. Etwa 40 km vor Yichang wurde die berühmt-berüchtigte Staumauer gebaut. Durch den Bau des Dammes ist der Pegelstand durch die Schluchten um ca. 80 m gestiegen und hat den Schluchten einiges an Gefährlichkeit genommen. 1,2 Millionen Menschen mussten umgesiedelt werden. Diese Menschen hätten dies gerne getan, wurde uns übermittelt. In früheren Zeiten kam es am Unterlauf immer wieder zu verheerenden Überschwemmungen, bei denen tausende Menschen ums Leben kamen. Durch den Dammbau wurde der Fluss am Unterlaufgebändigt. In Europa hätten diese Umsiedelungen zu einem Aufstand geführt, Chinesen seien aber gute Leute. Die Menschen oberhalb des Dammes wussten, dass sie der Bevölkerung am Unterlauf durch den Dammbau das Leben retten konnten und waren mit den Umsiedelungen ohne Einwände (!) einverstanden. 30 m2 Wohnfläche habe jede umgesiedelte Person vom Staat geschenkt bekommen.
Die ersten Pläne für den Dammbau stammen aus dem Jahr 1919. Schon damals wurde erkannt, dass in diesem Fluss ein gewaltiges Potenzial zur Energiegewinnung liegt. Heute ist der Drei-Schluchten-Damm der grösste, von Menschhand erbaute Generator für elektrischen Strom aus erneuerbarer Quelle. 32 Turbinen stellen Strom her für die Bevölkerung in einen Umkreis mit einem Radius von 1000 km.

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Die saubere Energie wird viel gerühmt. Etwas leiser erzählt man, dass, seit diesem Mammutbau der chinesische Störfisch und das chinesische Krokodil und wahrscheinlich noch vieles mehr, ausgestorben sind.
Wir hatten uns immer vorgestellt,die Fahrt auf dem Jangtse führe durch eine Schmutzkloake und das Schiff müsse sich durch leere Petflaschen, Ölteppiche und weiteren Unrat navigieren. Aber nichts dergleichen. Die chemische Zusammensetzung des Wassers konnten wir nicht beurteilen. Wir empfanden den Fluss ebenso „sauber“, wie Rhein, Rhone und Donau.

Erst dachten wir, Chengdu sei ein kleines Provinznest. Unsere Meinung mussten wir bereits auf der Fahrt vom Flughafen ins Hotel revidieren. Es war schon am Einnachten. Über viele Kilometer hatten sich auf der rechten Strassenseite alle renommierten Automarken aus Europa und Asien in modernen Bauten niedergelassen. Wie wir informiert wurden, sollen täglich 1000 Neuwagen in Chengdu verkauft werden. Auf der linken Seite erhebt sich Wohnturm an Wohnturm, alle fantasievoll und exklusiv beleuchtet. Chengdu ist eine aufstrebende 4-Mio.-Stadt, wo immer noch fleissig gebaut wird.

Die Pandabären
Nach einem guten Tiefschlaf, machten wir uns zur naheliegenden Panda-Aufzucht-Station auf. Ziel und Zweck dieser Station ist, die sexuell wenig aktiven Pandabären zur Paarung zu bewegen. Es gibt heute weniger als 1000 wildlebende Pandabären , die noch in 5 Bergwäldern in den Provinzen Sichuan, Shanxi und Gansa leben. Dabei stehen sich die Tiere selbst im Weg. Sie sind Einzelgänger und während der Paarungszeit müssen sie meilenweit gehen um ein Weibchen oder Männchen zu finden, zudem sind sie noch wählerisch. Sympathie und Liebe spielt eine grosse Rolle. Bei Mehrlingsgeburten zieht die Bärenmutter nur ein Junges auf. Um die restlichen kümmert sie sich nicht und so werden diese Opfer anderer wilden Tiere. Die Bärenmutter wiegt ca. 150 kg, die Neugeborenen nur gerade etwa 100 g. Daher haben sie oftmals eine geringe Überlebungschance. Rund 99 % der Nahrung besteht aus Bambus. Pandas aber haben fleischfressenden Vorfahren und fressen selbst, wenn auch nur selten, kleine Nagetiere. Weil Bambus einen sehr geringen Nährwert hat, müssen sie täglich 16 Stunden lang ca. 40 kg Bambus verzehren, damit sie gesund bleiben. Etwa alle 25 Jahre blüht der Bambus und stirbt danach ab. Dann müssen die Pandas ein neues Futterareal suchen, wenn sie überleben wollen. Mitte der 1970-er Jahre blühte in Sichuan der Bambus und vertrocknete danach. Ca. 130 Panda-Bären wurden anschliessend tot aufgefunden. In der wunderschönen und grosszügig angelegten Parkanlage der Aufzucht-Station scheinen sich die Tiere wohl zu fühlen. Die sympathischen und drolligen Kuscheltiere raspelten ohne Unterbruch an ihren Bambusstücken.

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Weniger bekannt sind die roten Pandabären

Weniger bekannt sind die roten Pandabären

Sie erinnerten mich an meinen Tischnachbar zu Hause, wenn er Guetzli shreddert!

Das Sanxingdui Museum
Im 20. Jahrhundert fanden Bauern in der Nähe der Stadt Guanghan, ca. 40 km nördlich von Chengdu immer wieder Keramikstücke und andere schmutzverkrustete Überreste aus alter Zeit. Doch Krieg, Geldmangel und andere Ereignisse verhinderten, dass diese Funde ernst genommen wurden. Schliesslich begannen 1986 die Archäologen mit umfangreichen Ausgrabungsarbeiten und machten erstaunliche Entdeckungen. Sie legten eine bedeutende Fundstätte aus einem alten Königreich frei, das als Wiege der chinesischen Kultur am Oberlauf des Jangtse-Flusses gilt. Für manche chinesische Wissenschaftler sind diese Funde bedeutender als die Terrakottaarmee in Xi’an.

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Obwohl wir beide eigentlich als Museumsmuffel gelten, besonders, wenn es ums Altertum geht, liessen wir uns für einen Besuch dieses Museums hinreissen. Was uns mehr beeindruckte, als die Ausstellungsgegenstände, waren die Architektur und die grosszügigen Parkanlagen rund ums Museum.

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Chengdu
Nur einen Katzensprung von unserem Hotel entfernt, liegt das Kloster Wenshu. Es ist Chengdus grösstes und am besten erhaltenes Tempelkloster. Die Luft ist schwer, von den unzähligen Räucherstäbchen, die dort angezündet werden. Das Tempelkloster wird überwiegend von den Einheimischen besucht. Wir beobachteten erstaunlich viele Jugendliche bei ihren Ritualen.

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Auch im idyllischen, grünen Park, rund um die Tempelanlage, sieht man Leute bei ihren meditativen Bewegungen und Tänzen.

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Trotz der vielen Leute, fühlt man sich in einer Oase der Ruhe und des Friedens. Die Park- und Tempelanlage liegt inmitten eines der wiederaufgebauten alten Vierteln, wo die engen Strassen gesäumt sind von Teehäusern und Imbissbuden.

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Ein weiteres interessantes Ziel, ist der Volkspark. Es ist die älteste Grünfläche im Zentrum der Stadt. Dort wird getanzt, gesungen,

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China sucht den Superstar

China sucht den Superstar

Tai-Chi geübt oder in den Teehäusern wird mit Würfeln gespielt.

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Besonders ältere Leute geben sich dem Würfelspiel hin, damit sie im Kopf beweglich bleiben. Gespielt wird natürlich, wie könnte es in China anders sein, um Geld. Es wird nicht nur an einem Tisch gespielt, sondern an mehr als 50 verschiedenen Tischen, immer zu viert. Im Park gibt es auch eine „Matchmaker“-Ecke, wo man den richtigen Partner fürs Leben finden kann.

Bauer ledig - sucht ....

Bauer ledig – sucht ….

Mitten zwischen Bonsai-Pflanzen steht das Denkmal für die“ Märtyrer der Bewegung zum Schutz der Eisenbahn“. Ein Obelisk erinnert an einen Volksaufstand im Jahre 1911 gegen korrupte Beamte, die Geld in die eigenen Taschen wandern liessen, das für den Eisenbahnbau bestimmt war.

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In einem Warenhaus, in der Nähe des Tianfu-Squares hielten wir Ausschau nach einem zweiten Rucksack. In der obersten Etage wurden wir fündig, Marke „Swisswin“ mit allen Kantonswappen und Matterhorn auf der Etikette, der Preis von 800 Yuan auf 250 Yuan reduziert, plus 5 Jahre Garantie. Klar, dass wir da zugriffen, nur die Marke sagte uns nichts und auf der Etikette gibt es keine Angaben, wo die Firma „Swisswin“ ihren Sitz hat.

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So sahen wir während der 2 Tage in Chengdu einiges.

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Wir sind ganz stolz, wie wir uns selbstständig mit U-Bahn und Bus zurechtfinden und wie wir gelernt hatten, uns beim Überqueren der Strassen in den Verkehr einzufädeln. Auf den Strassen Chinas hat immer der Stärkere den Vortritt. Als Fussgänger ist man also das schwächste Glied. Von der Luxuskarosse

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bis zum 2-, 3- oder 4-rädrigem, rostigen Vehikel, alles tummelt sich auf der Strasse.

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Überholt wird links oder rechts, wo es gerade Platz hat. Doppelte Sicherheitslinien werden überfahren, man sieht das nicht so eng. Auf einer 2-spurigen Strasse fahren oft drei Autos nebeneinander, 2 Räder eben auf der Gegenfahrbahn. Ist eine Fahrbahn holprig, weicht man auf die Gegenfahrbahn aus. In der Stosszeit sind tausende von lautlosen Elektrorollern und Fahrrädern unterwegs. Sie sind unerbittlich, keiner würde für einen Fussgänger nur mit dem kleinen Finger die Bremse berühren. Es wird viel gehupt, aber nie geschimpft. Wie das so ist im chinesischen Leben, auch auf der Strasse findet man immer eine Lösung und schlängelt sich durch.

Leshan – Emei Shan
Am Mittwochmorgen machten wir uns auf nach Leshan, um den grössten Buddha der Welt zu bestaunen. Der 1200 Jahre alte Buddha ist beim Zusammenfluss der beiden Flüssen Dadu und Min in eine Felswand gehauen. Er ist 71 m hoch, seine Ohren sind 7 m lang, seine Schultern überspannen 28 m und jeder seiner Zehen ist 8,5 m lang.

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Ein buddhistischer Mönch namens Haitong begann 713 n. Chr. mit dem Bau der Statue, in der Hoffnung, dass der Buddha die unberechenbare Strömung des Flusses besänftigen und die Schiffer vor den tödlichen Untiefen beschützen würde. Das Vorhaben wurde erst 90 Jahre nach dem Tod Haitongs vollendet. Das Wasser des Flusses beruhigte sich tatsächlich. Die Einheimischen sind überzeugt, dass dies dem grossen Buddha zu verdanken ist. Die Skeptiker dagegen sind der Meinung, dass dies eher auf die lange Bauzeit zurück zu führen ist, bei der die Flusstiefen mit Bauschutt aufgefüllt wurden.

Opfergaben im Tempel hinter der Buddha-Statue

Opfergaben im Tempel hinter der Buddha-Statue

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Die nächste Nacht verbrachten wir in Emei Shan City, am Fuss einer der vier buddhistischen, heiligen Berge. Fürs Nachtessen streiften wir durch die Seitenstrassen, bis wir auf ein sauberes, kleines Lokal stiessen. Der Nachteil war nur, es sprach niemand ein Wort Englisch und auf der Speisekarte gab es keine Bilder von Menus. Auf dem einzigen Bild, das es gab, waren Hühnerfüsse abgebildet, eigentlich nicht das, worauf wir Lust hatten. Einmal mehr, griffen wir zu unserem „Survival-Guide“ und Translator auf dem Smartphone und machten den freundlichen Leuten klar, dass wir Rind- und Schweinefleisch, sowie Gemüse wünschen. Lachend zogen sie uns in die Küche, wo wir gleich selbst unsere Zutaten auslesen konnten. Nach dem Essen wurden wir aufs Herzlichste von den Gastleuten verabschiedet.

Für den Besuch des heiligen Berges „Emei Shan“ ermahnte uns unser Führer, gutes Schuhwerk, warme Kleider und einen Regenschutz mitzunehmen. Gut ausgerüstet standen wir bereit. Der Führer kam im Hemd, darüber ein lausiges Gilet, in der Hosentasche ein kleiner Schirm. Der Tempel und die goldene Buddhastatue liegen auf über 3000 m über Meer. Eine kurvenreiche Strasse führt durch ein ruppiges Tal, von ca. 600 m über Meer hinauf 2300 m. Privatautos dürfen dort nicht hinauf fahren, nur der öffentliche Bus und die wenigen Anwohner. Bei strömendem Regen fuhr unser Busfahrer in halsbrecherischem Tempo den Berg hinauf. Zwei Stunden dauerte die Fahrt. Von der Busstation bis zur Talstation der „Doppelmayer/Garaventa-Gondelbahn“ ging es nochmals ca. 200 Höhenmeter hinauf. Auf diesem Teilstück sind wieder die fleissigen und geschäftstüchtigen Chinesen präsent. Bei Regenwetter werden Plastik-Regenschütze, sowie Plastiküberzüge für die Schuhe in aufdringlicher Art angepriesen, aber auch chinesische Heilkräuter und Wurzeln werden angeboten. Selbst die kleinen, frechen Affen, die dort in einer Schlucht wohnen, verlangen ihren Wegzoll und würden einem am liebsten die Tasche ausräumen.

Heimat der frechen Affen

Heimat der frechen Affen

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Auf diesem Wegstück kaufte sich unser Herr Ming erstmals einen dünnen Plastik-Regenschutz für 5 Yuan, der aber die Kälte auch nicht wirklich fernhielt. Mit der Gondelbahn überwanden wir die letzten 500 Höhenmeter bis zur Berstation. Als wir oben ausstiegen, tanzten bereits kleine Schneeflocken vom Himmel. In einer Imbissbude stärkten wir uns mit einer heissen Nudelsuppe, bevor wir zum goldenen Buddha auf dem Gipfel hochstiegen. Währenddessen änderte sich die Wetterlage, ein starker Wind kam auf und vertrieb den Nebel um die glitzernde Statue.

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Das Ganze hatte aber eine Kehrseite, des starken Windes wegen stellte die Gondelbahn den Betrieb ein. Unser guter Herr Ming hatte gar keine Freude. Man sah ihm an, dass er für den steilen Abstieg zu Fuss gar keine Lust hatte, ausserdem klapperte er vor Kälte. Nach einer Stunde Wartezeit war der stärkste Wind vorbei und wir konnten glücklicherweise wieder zu Tale fahren und Herr Ming wurde wieder gesprächiger. Die Talfahrt mit dem Bus verlief weniger halsbrecherisch als die Bergfahrt.

Die Eintritte für den Besuch des grossen Buddhas und den Berg Emei Shan, sowie die Busfahrt und die Fahrt mit der Gondelbahn hatte uns einiges an Geld gekostet. Überhaupt kosten die Eintritte zu den Sehenswürdigkeiten in ganz China ziemlich viel. Auf unsere Frage, ob sich dies ein Durchschnitts-Chinese überhaupt leisten kann, bekamen wir zur Antwort, dass die Eintrittspreise extra so hoch angesetzt werden, damit man den (inländischen)Touristenstrom reduzieren kann. In der Hochsaison muss man angeblich bis zu 3 Stunden in der Schlange stehen, bis man den grossen Buddha zu Gesicht bekommt.

Chongqing
Am Samstagmorgen standen wir in der ultramodernen Chengdu East Railway Station pünktlich bereit für die Weiterreise. Hier wird eingecheckt und geboardet, wie auf einem Flughafen.

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Chinesisches Reisegepäck

Chinesisches Reisegepäck

Mit fast 200 km/Std. fuhren wir auf leisen Geleisen durch Reis- und Maisfelder nach Chongqing.

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Die beiden Bauerntrampel aus Madetswil staunten nicht schlecht, als sie in dieser Stadt ankamen. Auf unsere Eindrücke von Chengdu wurde noch eins drauf gegeben. In den Häuserschluchten fühlten wir uns wie in Manhattan. Das Stadtzentrum wird modernisiert, alte Häuser abgerissen und neue Hochhäuser werden in rasantem Tempo aufgestellt.

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Selbst am Sonntagabend um 19:00 h ratterten die Baumaschinen um altes Gemäuer dem Erdboden gleich zu machen um neuen immer noch höheren und noch höheren Wolkenkratzern Platz zu machen. Sämtliche renommierten Schweizer Uhren, sowie alle Top-Designer aus Europa sind hier vertreten. Wer leistet sich all das, wenn man bedenkt, dass die westlichen Luxusartikel mit einer sehr hohen Steuer belastet sind? In Chengdu schliefen wir im 9. Stockwerk und fühlten uns beinahe im Himmel, hier in der 26. Etage, gefrühstückt wird auf der 7. Etage!
Chongqing hat 5 Millionen Einwohner, mit der ganzen Agglomeration 32 Millionen!

Neben Gucci, Armani, Hugo Boss, Cartier, Omega, Rolex etc. haben wir auf unserem Fussmarsch durch die Stadt dann doch noch ein kleines Stück altes Chongqing gefunden. Wahrscheinlich ist es eine Zeitfrage, bis diese dunklen Löcher abgerissen werden. Manchmal braucht es auch etwas härtere Nerven, durch diese Quartiere zu gehen. Bei einem kleinen Markt lag ein ganzer Haufen tote Frösche, für den Verzehr bestimmt, auf Eis gelegt auf der schmutzigen Strasse.

Das Zentrum Chongqings liegt auf einer Halbinsel zwischen den dem Yangtse-Fluss und dem Jialing-Fluss und ist auch Ausgangspunkt für die Flusskreuzfahrten auf dem Yangtse-Fluss. Dort, wo die beiden Flüsse zusammen fliessen, liegt der Chaotianmen-Platz. Es war spannend, dort zu beobachten, wie die chinesischen Senioren sich ihrem Hobby, dem Drachenfliegen widmen.

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Die Stadt ist ein heisses Pflaster. Einerseits des Klimas wegen, sie ist bekannt als der Backofen Chinas. Andererseits isst man in Chongqing den „Hot Pot“ (Feuertopf). Diese kulinarische Spezialität ist eine ganz heisse Sache. Ähnlich wie beim Fondue Chinoise wird Fleisch und Gemüse in einer Brühe gekocht. Nur, die Brühe ist sehr scharf mit Chilischoten gewürzt. Um dem Essen etwas die Schärfe zu nehmen, zieht man die gekochten Speisen, vor dem Genuss, erst durch Sesamöl. Peinlich für uns, wie unser Tischtuch nach dem Mahl aussah!

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Eindrücke von der Foodstreet

Eindrücke von der Foodstreet

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Buddhistische Grotten Dazu
Am unserem 41. Hochzeitstag beabsichtigten wir, von Chongqing aus, einen Ausflug nach Dazu zu den buddhistischen Grotten zu unternehmen. Der Einfachheit halber schlossen wir uns einer kleinen Gruppe chinesischer Sonntagsausflügler an. Chinesischer Führer, Busfahrt, Mittagessen und Eintrittsgelder, alles inklusive! Mit chinesischer Pünktlichkeit (30 Minuten zu früh) wurden wir vom Kleinbus im Hotel abgeholt. Da wir nur „Bahnhof“ verstanden, was der Führer erklärte, liessen wir uns einfach einmal treiben. Gut 2 Stunden dauerte die Busfahrt ohne Stossdämpfer. Bei einem kleinen Tempel hielt der Fahrer an, und wie alle anderen, stiegen auch wir aus.

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Wir haben schon grössere und schönere Tempel gesehen, aber irgendwie musste diese Anlage etwas besonderes sein. Wie ein Wasserfall redete die Frau, die alles erklärte. Im ersten Stock befand sich ein kleiner Versammlungsraum, wo ein Mönch sass. Kleinmütig setzten wir uns in die hinterste Bank und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Der Mönch sprach irgendein Gebet, anschliessend rief er Paar um Paar zu sich. Wahrscheinlich hatte er ein paar gute Worte für sie. Uns winkte er einfach durch, gab uns jedoch als Einzigen, ein Räucherstäbchen in die Hand. Wir verneigten uns höflich und zündeten draussen das Stäbchen ehrfurchtsvoll an, in der Hoffnung, das sei gutes Karma für die folgenden gemeinsamen Jahre.

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Nach diesem Halt war bald das Mittagessen an der Reihe. Unsere chinesischen Mitreisenden waren besorgt um uns, damit wir ja von allem probieren und genug zum Essen hatten. Nebst einer riesigen Schüssel Reis wurden noch weitere 6 Schüsseln mit Gemüse und Fleisch aufgetischt. Gut hat es geschmeckt, nur der ganze Zauber war in Blitzeseile vorbei. Das Ganze hat kaum 20 Minuten gedauert und schon wurde zu den Grotten weitergehetzt. Typisch in China, bevor man realisiert hat, was geschieht, ist es schon vorbei. Der Ausflug zu den Grotten hatte sich wirklich gelohnt. Die fantastischen Steinschnitzereien von Dazu sind ebenfalls Bestandteil des Unesco Weltkulturerbes und gehören zu Chinas vier grössten, buddhistischen Tempelgrotten. Die Skulpturen wurden während 70 Jahren, zwischen 1174 und 1252 n. Chr. in Stein geschnitzt. Das Glanzstück bildet ein 31 m langer und 5 m hoher ins Nirwana eingegangener Buddha.

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Lebensrad Buddhas

Lebensrad Buddhas

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Wie die meisten Sehenswürdigkeiten hier in China, befinden sich auch diese Grotten in einem wunderschönen, kühlen Park.
Nachdem wieder alle im Bus versammelt waren, ging es weiter, jedoch nur einige wenige Kilometer, dann schwenkte der Fahrer von der Strasse ab und hielt vor einem Gebäude. Armin jubilierte schon und meinte jetzt gäbe es ein „Zvieriplättli“ und ein grosses Bier. Doch weit gefehlt! Schnell wurden wir in eine Messerfabrik geschleust. Während einer Viertelstunde wurden ergonomische Küchenmesser, Sparschäler und Rasierapparateangepriesen. Am energischen Tonfall der geschäftstüchtigen Dame, war zu entnehmen, dass sie unsere Mitreisenden überzeugte, dass sie unbedingt diese Werkzeuge brauchen, denn es wurde fleissig eingekauft.

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Die Meisten hatten beim Verlassen des Geschäftes eine volle Tasche. Kaum waren wir draussen, wurde die nächste Busladung von Leuten in den Laden getrieben. Auch dieses Mal hat das Ganze höchstens 20 Minuten gedauert. Endlich konnten wir einmal an einer Werbefahrt teilnehmen. Obwohl wir nichts gekauft hatten, wurden wir trotzdem zurück nach Chongqing gebracht.
Solche spannende Hochzeitstage erlebt man nicht jedes Jahr!

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Am Montagmorgen früh verliessen wir die grüne, üppige Provinz Guangxi wieder gleich nass, wie wir sie betreten hatten. Unser Flug führte über Chongqing nach Shangri-La in der Provinz Yunnan. In Chongqing trafen wir Lenka und Oliver. Sie haben über den 1. Mai einige Tage frei. Wir wollten zusammen auf den Ausläufern des tibetanischen Hochplateaus einiges unternehmen. Mit etwas Verspätung landeten wir in Shangri-La auf 3200 m über Meer. Hier weht bereits tibetanische Luft, die angesichts der Höhe recht dünn ist. Deshalb gingen wir den folgenden Tag gemütlich an.

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Shangri-La beheimatet eines der sehenswertesten Klöster der Provinz Yunnan. Mit dem Bus fuhren wir einige Kilometer zum 300 Jahre alten tibetanischen Kloster Ganden Sumtseling Gompa, in dem etwa 600 Mönche leben.

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Zurück in der Stadt besichtigten wir gemütlich die pittoreske Altstadt. Wir spazierten durch die kopfsteingepflasterten Strässchen. Der Duft des gebratenen Yakfleisches aktivierte unsere Magensäfte. Die vielen Händler, die verschiedene Produkte von den Yaktieren , seien es Leder- oder Fellartikel, getrocknetes, gewürztes Fleisch oder verschiedene Artikel aus Horn anboten, fielen uns positiv auf.

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Gebetsmühlen

Gebetsmühlen

Oliver hilft die riesige Gebetsmühle in Gang zu halten

Oliver hilft die riesige Gebetsmühle in Gang zu halten

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Sie waren weniger aggressiv als in Yangshuo und so konnten wir die Auslagen in Ruhe bewundern. Nach zwei Nächten in Shangri-La ging es dann schon wieder weiter. Wiederum klingelte der Wecker um 5:15 h morgens, denn um 7:10 h fuhr der Bus auf der Teestrasse Richtung Süden. Trotz der frühen Morgenstunde sassen wir vier im Bus und plauderten fröhlich drauf los, bis uns der Chauffeur zur Ruhe mahnte. Schon wieder etwas gelernt – anscheinend spricht man in chinesischen Bussen nicht! Früher wurde der Pu’er Tee, der in Yunnan kultiviert wurde, auf dieser Strasse über den Tibet nach Indien transportiert. In Qiaotau wechselten wir in einen kleinen Bus, der uns nach Walnut Garden, in der Tigersprungschlucht brachte. Die 16 km lange Tigersprungschlucht ist eine der tiefsten Schluchten der Welt. Sie misst schwindelerregende 3900 m vom Wasser des Jinsha Flusses bis zu den schneebedeckten Bergen des Haba Shan im Westen und des Yulong Xueshan im Osten. Der Namen der Schlucht kommt daher, dass ein Tiger an der schmalsten Stelle von der einen auf die andere Seite der Schlucht springen kann.

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In einem gemütlichen Guesthouse fanden wir ein Bett für die Nacht. Am Strassenrand stand eine Reklametafel: 25 Stunden warme Dusche pro Tag! Anscheinend erwischten wir die 26. Stunde, denn wir duschten mit kaltem Wasser! Für die Wanderung in der Schlucht teilten wir uns auf. Lenka und Oliver wanderten steil bergab, in den Talboden des Flusses, über wacklige Brücken und über eine Leiter wieder steil bergauf. Eher etwas für stärkere Nerven! Armin und ich liessen den Adrenalinspiegel nicht so hoch steigen. Wir spazierten gemütlich bergauf, um die Aussicht über die imposante Schlucht zu geniessen und um dem Gesang des Kuckucks zu lauschen.

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Auch in dieser hintersten Ecke Chinas trafen wir auf ein sympathisches Schweizer Paar, Jörg und Miriam, die zurzeit in Shanghai wohnen. Weg vom Massentourismus, dort wo Individualismus gefragt ist, treffen wir immer wieder auf abenteuerlustige Schweizer. Nach einer Nacht verabschiedeten wir uns bereits wieder von der Schlucht und mit einem Kleinbus ging es talabwärts weiter nach Richtung Lijiang. Auf einer holprigen Strasse fuhr unser Fahrer durch authentische kleine Dörfer und durch die fruchtbare Landschaft. Schöne, rote Erdbeeren wurden am Strassenrand angeboten. Überall auf den kleinen Terrassen wird Weizen angebaut, alles in Handarbeit. Fleissige Frauen waren eben dabei, den Weizen zu schneiden. Die kleinen Felder können nicht mit grossen Maschinen bearbeitet werden. Zum Glück überstanden wir die holprige Fahrt heil und ohne Achsenbruch.
Lijiang liegt immer noch 2300 m über Meer. Im 13. Jahrhundert wurde die schmucke Altstadt gebaut und gehört heute zum Unesco Weltkulturerbe. Lijiang ist das Hauptsiedlungsgebiert der Naxi Nationalität.

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Die Naxi

Lijiang war in den vergangenen 1400 Jahren die Heimat der aus 28600 Stammesmitgliedern bestehenden Naxi. Sie stammen tibetischer Herkunft ab und lebten bis vor Kurzem in einer matriarchalischen Gesellschaftsform. Da die lokalen Herrscher stets Männer waren, handelt es sich nicht um ein Matriarchat im strengen Sinne, aber die Frauen hatten hier offensichtlich dennoch das Sagen.
Ihre Macht über die Männer bezogen die Naxi-Frauen aus flexiblen Arrangements für Liebesbeziehungen. Das Freund-System ermöglichte es einem Paar, eine Beziehung zu führen, ohne in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Beide Partner lebten weiter in ihrem bisherigen Heim; der Freund verbrachte die Nacht im Haus der Freundin, kehrte aber tagsüber ins Haus der Mutter zurück, wo er lebte und arbeitete. Bekam das Paar Kinder, so gehörten diese zur Frau, die dafür verantwortlich war, sie gross zu ziehen. Der Mann unterstützte sie dabei, wurde die Beziehung jedoch beendet, war es dann auch mit der Unterstützung vorbei. Kinder lebten bei ihren Müttern und niemand bemühte sich sonderlich um die Anerkennung der Vaterschaft. Frauen erbten alle Besitztümer und Streitereien wurden von älteren Frauen geschlichtet.
Das Matriarchat hinterliess auch in der Sprache der Naxi starke Spuren. Substantive erhalten eine stärkere Bedeutung, wenn das Wort für „Frau“ angehängt wird; umgekehrt schwächt der Zusatz „Mann“ ihre Bedeutung ab. So bedeutet zum Beispiel das Wort „Stein“ plus „Frau“ so etwas wie Felsbrocken, während „Stein“ plus „Mann“ eher einen Kieselstein meint.
Auch die Naxi haben bald bemerkt, dass die Frauen stärker als die Männer sind!

Ein weiteres Merkmal von Lijiang ist der ca. 20 km entfernte, mächtige Schneeberg Yulong. Wegen der Fülle an Gletscherformen wird dieser Berg als Chinas „natürliches Museum für Gletscher“ bezeichnet. Des regnerischen und trüben Wetters wegen, kennen wir ihn nur von Fotos. Auch am Sonntag, als kaum eine Wolke den Himmel trübte, zierte sich der Berg und hüllte sich schmollend in Nebel.

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Eine besondere Attraktion ist, das Spiegelbild des Berges im „Teich des schwarzen
Drachen-Parkes“ zu sehen. Auch dieser Anblick war uns vergönnt, nicht nur des trüben Wetters wegen, sondern ganz einfach, weil der Teich gar kein Wasser enthielt.

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Die Altstadt zerschneidet ein Netz arterienartiger Kanäle, die einst das Trinkwasser aus der Yuguan-Quelle zum heutigen „Teich des schwarzen Drachen Parkes“ führten.

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Mehrere im Umkreis liegende Brunnen und Becken sind heute noch im Gebrauch. Dort wo es drei Becken hintereinander gibt, werden diese für die Trinkwassernutzung, zum Gemüseputzen und das letzte zum Wäschewaschen benützt.

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Das „Weisse Pferd Drachen Becken“ wird heute noch von den Anwohnern zum Gemüse- und Wäschewaschen benutzt.

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Hinter dem alten Marktplatz erhebt sich ein Hügel, mit einer Art Wach- und Aussichtsturm mit einem einzigartigen Design mit Dutzenden von Säulen, die das vierstöckige Gebäude stützen. Das Holz dafür stammt aus den Wäldern im Norden Yunnans.

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Die Tage, zusammen mit Lenka und Oliver waren im Flug vorbei. Wir profitierten viel von ihren China-Erfahrungen. Sie kehrten nach Beijing zur Arbeit zurück, wir flogen weiter in die Provinz Sichuan, nach Chengdu, die Heimat der Pandabären.

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Am heutigen Morgen klingelte der Wecker schon um 05:00 Uhr. Wir mussten unsere Koffer bereits wieder packen, denn um 08:50 h startete unser Flieger nach Guilin, in der Provinz Guangxi, im Südwesten Chinas, etwa 3 Flugstunden von Beijing entfernt. Von nun an müssen wir ohne Oliver’s Hilfe zurechtkommen. Halb verschlafen erreichten wir per Taxi den Flughafen. Wir hielten Ausschau nach dem richtigen Check-in-Schalter und schon wurden wir von einem hilfsbereiten, in einem schwarzen Anzug gekleideten Chinesen, überrumpelt. Erst glaubten wir, es sei ein offizieller Angestellter des Flughafens. Vor jedem Check-in-Schalter gab es eine lange Schlange reisefreudiger Passagiere, die darauf warteten, dass ihr Gepäck abgefertigt wird. Unser ranke Chinese nahm uns Pass und Gepäck ab, schlüpfte unter den Absperrungen hindurch, steuerte auf den ersten Schalter zu und keine 5 Minuten später waren wir im Besitz der Boardingkarte. Es ist ja klar dass dieser kleine Service nicht umsonst war. Er zog uns in eine ruhige Ecke, holte seinen Taschenrechner hervor und zeigte uns die stolze Zahl 600. Soviel Yuan (ca. Fr. 100.00) wollte er von uns für diese Dienstleistung, die wir nicht von ihm verlangt hatten. Man kann es ja versuchen, aber nicht bei Meilis, denn die haben in den wenigen Tagen schon einiges gelernt. Wohl oder übel musste er sich mit 100 Yuan zufrieden geben. Nach Oliver hätten 20 Yuan genügt! Wir sind wieder um eine Erfahrung reicher geworden. Eigentlich hätten wir gar keinen Express-Check-in gebraucht, denn wir waren früh genug am Flughafen. Aber als wir merkten, worum es ging, war alles schonpassiert. Wir denken, für das nächste Mal sind wir gewarnt. Es wird der erste und letzte Express-Check-in in China gewesen sein.
Trotz vielen Blumen ist Guilin keine Stadt zum Verweilen, deshalb blieben wir nur für eine Nacht dort. Am nächsten Morgen, pünktlich um 08:30 h holte uns unser Fahrer ab, um uns an die Schiffsstation am Li-River zu chauffieren. Im morgendlichen Stossverkehr steuerte er uns durch die Strassen von Guilin, dann übers Land, durch üppig grüne Felder. Armin und ich sahen uns an und wir waren uns einig, er bringt uns direkt nach Yangshuo und die Schifffahrt auf dem Li-River können wir uns abschminken. Doch siehe da, nach einer knappen Stunde waren wir doch bei der Schiffsstation angekommen. Einmal mehr wurde uns klar, dass die chinesischen Dimensionen eben anders sind.
Leider hatte uns der Sonnenschein seit der Landung in Guilin schon wieder verlassen, doch der Nebel verlieh der einzigartigen Natur einen mystischen Anstrich. Die 4-stündige Schifffahrt von Guilin nach Yangshuo, durch die einmalige Karstlandschaft, war trotz des trüben Wetters ein Erlebnis.

Während wir das einmalige Karstgebirge bestaunen, wird in der Bordküche eifrig gekocht

Während wir das einmalige Karstgebirge bestaunen, wird in der Bordküche eifrig gekocht

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Yangshuo, mitten im Karstgebirge gelegen, ist ein beschauliches Städtchen. Obwohl es von Touristen überrannt wird, hat es doch seinen Charme. An der Strasse von der Schiffsanlegestelle ins Zentrum reiht sich Souvenirladen an Souvenirladen. Angesichts des Touristenstromes sind die Händler entsprechend aggressiv und feilschen ist ein absolutes „muss“.

Eindrücke aus dem Alltag

Eindrücke aus dem Alltag

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Am zweiten Tag wir wurden vom Wetterglück total verlassen. Trotz der dunklen Wolken stiegen wir in den Bus, um das historische Städtchen „Fuli“ zu besuchen.

BfU geprüfter Notsitz im Kleinbus

BfU geprüfter Notsitz
im Kleinbus

Die Hinfahrt kostete 20 Yuan, für die Rückfahrt wollten sie uns 30 Yuan abnehmen. Während wir noch im Bus sassen, kam es zu einem monsunartigen Wolkenbruch . Als wir vor einem Laden Schutz suchten, wurden uns 2 ca. 30 cm hohe Stühlchen zum Sitzen angeboten. Gegenüber sassen zwei ältere Chinesen auf ebenso niedrigen Stühlen.

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Erst lächelte man sich zu, dann gaben wir, dank Olivers Survival Guide, den beiden zu verstehen, dass wir Schweizer sind und das erste Mal China bereisen. Das Lachen wurde breiter und ihre Reaktion war sofort: Ah, Rolex und Omega!
Meinen Regenschirm hatte ich im Hotel gelassen, in der Annahme, dass Goretex-Jacke mit Kapuze genügen würde. In kürzester Zeit war ich so nass, dass eben ein Schirm doch nützlich gewesen wäre- und – siehe da – schon kamen 2 junge Leute auf einem Roller angefahren und verkauften uns einen Knirps. Das ist eben die Flexibilität der Chinesen, wenn es regnet, verkauft man Regenschirme und Plastikjacken, wenn die Sonne scheint, werden blitzschnell die Sonnenhüte hervorgeholt.
Auch am dritten Tag in Yangshuo schüttete es den ganzen Tag vom Himmel. So fielen die geplante Fahrradtour und die Schifffahrt mit dem Bambusboot buchstäblich ins tiefe Wasser. Selbst die Besteigung eines Karsthügels lohnte sich nicht, denn die viel gepriesene Aussicht war im Nebel und in den Wolken verschwunden. So trieben wir uns in den verschiedenen Märkten umher, kauften einige Souvenirs in der Händlermeile und hatten unseren Spass beim Handeln.

Einige Impressionen vom Marktgeschehen

Einige Impressionen vom Marktgeschehen

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Der Süden Chinas ist ja bekannt für seine Küche. Die hiesige Spezialität ist der Bierfisch. In den Gassen, vor den Restaurants, stehen Plastikkübel mit lebenden Fischen. Bei Bestellung wird ein armes Tier getötet und ganz frisch mit einer Biersauce zubereitet. Bezahlt wird je nach Gewicht des Fisches. Dieses Gericht schmeckte uns ausserordentlich gut. Aber für Hundefleisch und gefüllte Schnecken konnten wir uns nicht begeistern.

Chinesische Fortbewegungsmittel

Chinesische Fortbewegungsmittel

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Am nächsten Morgen, um 9:00 h holten uns unser Fahrer und die deutschsprechende Reiseleiterin ab. Erst fuhren wir zurück nach Guilin, wo wir eine Seidenfabrik besuchten, anschliessend ins ca. 80 km entfernte Ping’an in den Bergen. Der Fahrer raste mit uns auf der kurvenreichen, holprigen Strasse auf 850 m ü. M. hinauf. Kurz vor dem Dorf war dann fertig mit Autofahren, das letzte Stück muss zu Fuss zurückgelegt werden, das heisst, man kann sich auch den Luxus leisten und sich per Sänfte den Berg hinauf tragen lassen.

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Baustoffe, wie auch Lebensmittel werden von Pferden oder Menschen ins Dorf getragen.

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Wenn man bedenkt, welch zierlichen Körperbau die Einheimischen haben, glaubt man kaum, welche Kraft sie besitzen. Ping’an ist ein 600 Jahre altes Dorf, wo das Zhuang-Volk beheimatet ist. Die Zhuang-Frauen schneiden ihre Haare nur zweimal in ihrem Leben. Das erste Mal mit 18 Jahren, das zweite Mal bei der Heirat. Sie glauben, je länger die Haare werden, desto länger leben sie. Auch die Haartracht wird vermarktet. Für 10 Yuan öffnen die Frauen ihren kunstvoll gebundenen Haarschopf, um fotografiert zu werden.

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Wir hatten die Absicht von Ping’an durch die Drachenknochenreisterassen nach Dazhai, ins Dorf der Yao-Minderheit, zu wandern. Da sich Lenka und Oliver letzten Februar in dieser Gegend verirrt hatten, zogen wir es vor, dies mit einer Führerin zu tun. Das Wetterglück war auf unserer Seite. Es war trocken und kein greller Sonnenschein begleitete uns. Mit bandagiertem Knie und Knöchel und einer Dosis Ponstan intus, machten wir uns um 8:30 h auf die 5-stündige Wanderung über die Hügel zwischen 850 m – 1150 m.

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Nach ca. 3 Stunden Marsch erreichten wir das Dorf Zhongliu, ebenfalls von fahrbaren Strassen abgeschnitten. Dort hatte eine Bauersfamilie ein Mittagessen für uns vorbereitet. Die Bauersfrau, ebenfalls eine Angehörige der Zhuang und traditionell gekleidet, wollte sicher sein, dass wir kommen und wartete deshalb schon am Ausgang von Ping’an auf uns. Während wir gemächlichen Schrittes vorwärtsgingen, hüpfte sie zwischen den Gebüschen hin und her und pflückte Farnsprossen, die wir später dann gekocht assen. Ein Bündel Holz das am Weg lagerte,stemmte sie so mir nichts, dir nichts, auf die Achseln und trug es in ihr Dorf zu ihrer Mutter.

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Armin vermochte das Bündel nicht zu heben! Die glatte, frische Haut der Frau liess sie jung erscheinen, ich schätzte sie so ca. 35 Jahre alt. Sie war 47 und bereits Grossmutter. Das letzte Stück zu ihrem Hof ging nochmals steil bergan. Die Familie möchte gerne ein Guesthouse eröffnen und hat deshalb ein neues Haus gebaut, mit dem Geld, das Sohn und Schwiegertochter in Kanton verdienen. Das Haus wird in chinesischer Manier gebaut: zuerst wird gebaut, dann geplant. Am Boden in der Küche hat es eine Feuerstelle, wo gekocht wird, einen Rauchabzug gibt es nicht, dafür hängt ein Stück Rauchfleisch über dem Feuer.

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In oberen Stock, in den Schlafzimmern, stehen Betten und Kleiderschränke, WC und Duschen kommen dann noch.
Das für unser Mittagessen vorgesehene Huhn hatte der Bauer bereits eingefangen. Unsere Führerin bestand darauf, dass er das Huhn erst nach unserer Ankunft schlachtet, damit es ja frisch ist.

Kurz vor dem Kochtopf

Kurz vor dem Kochtopf

Das Huhn wurde gerupft, in kleine Stücke geschnitten geschnitten und gekocht (mit Magen, ohne Darm). Dazu gab es noch Räucherfleisch mit Farnsprossen, Wildschnittlauch mit Eiern, frittierte Süsskartoffelscheiben und Reis. Obwohl alles am Boden und nicht gerade professionell zubereitet wurde, schmeckte dieses Menü doch ganz lecker. Nach dem Essen öffnete die Bauersfrau noch stolz ihre Haare für uns – natürlich gegen Bezahlung.

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Anschliessend ging es auf schmalen Pfaden, vorbei an vielen Zhuong-Gräbern, weiter nach Dazhai.

Traditionelles Haus der Zhuong

Traditionelles Haus der Zhuong

Dort, wie auch schon in Ping’an gab es im Guesthouse keinen elektrischen Strom. Angeblich müssen vor dem 1. Mai alle Leitungen in der Region kontrolliert werden, so fehlte auch hier das Licht bis ca. 21:00 h. Im Guesthouse in Dazhai gesellte sich noch Sabine aus Neuchâtel zu uns. Im Dämmerlicht sangen wir zusammen französische und Schweizer Volkslieder zur Freude der anwesenden Chinesen. Beim Abschied am nächsten Morgen wollte die Wirtsfrau noch ein Foto von uns machen. Wir wären so sympathisch gewesen!

Eingangsportal von Dazhai

Eingangsportal von Dazhai

Diese Wanderung und alle Erlebnisse werden, wie auch die Schifffahrt auf dem Li-River, ins Dossier der Highlights unserer Chinareise abgelegt.
Zurück in Guilin, bildete der Besuch einer Vorstellung des New Ballet Circus, eine Mischung von Ballet und Akrobatik, den krönenden Abschluss unseres Aufenthaltes in der Provinz Guangxi. Beindruckend, was da an Körperkraft, Grazie, Kleidern, Musik und Lichttechnik geboten wurde.

Am Vorabend unserer Abreise trat doch noch plötzlich Nervosität auf. Koffer wurden bepackt und wieder ausgepackt. Am Schluss mussten wir Kompromisse machen und einiges zu Hause lassen, was wir unseren Jungen mitbringen wollten.

Bei strahlendem Wetter und endlich angenehmen Temperaturen machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg Richtung Zürich Airport. Am Check-in wurden wir ausserordentlich freundlich begrüsst, unsere bereits reservierten Plätze gegen bessere Sitze ausgetauscht und unsere schweren Koffer ohne Probleme akzeptiert. Irgendwie schien bei diesem herrlichen Frühlingsmorgen für Alle die Welt in Ordnung zu sein. Selbst der Kassier im Duty Free Shop war zum Spassen aufgelegt. Auch der chinesische Pilot, der strammen Schrittes an uns vorbei marschierte, schenkte uns ein Lächeln. Pünktlich um 13:20 h wurden die Türen der A330 der Hainan Airlines geschlossen und wir starteten Richtung Osten in unser neues Abenteuer: China!

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Vergnügt wollten wir nach dem Start mit einem Glas Rotwein auf unser Unternehmen anstossen, aber Armin verschüttete seines schneller als es serviert wurde. Der Pilot lenkte seine Maschine über Prag, Warschau, Moskau, Jektarinenburg und Irkursk nach Beijing. Nach knapp 10 Stunden und einem angenehmen Flug, ohne Turbulenzen landeten wir zur Freude unseres Morgenmuffels Oliver um 05:30 h in der 20-Millionenstadt Beijing.
Trotz der frühen Morgenstunde wurden wir von ihm froh gelaunt begrüsst. Am Zoll kümmerte sich kein Mensch um unser Gepäck. So haben Käse, Kirsch etc. das Ziel perfekt erreicht.

Unsere ersten Erfahrungen und Gehversuche in China.

Nach dem Verlassen des Flughafengebäudes begann das Feilschen mit den Taxifahrern. Oliver zahlte 54 Yuan für die Fahrt zum Airport. Die freundlichen Chinesen rochen das Geschäft mit den ausländischen Touristen. Zwischen 100 – 400 Yuan wollten sie von uns, das Gepäck sei das Problem. Oliver, bereits ein Fachmann im Feilschen wartete bis einer bereit war uns für 80 Yuan zu Olivers Wohnort zu chauffieren.

Lenka's und Oliver's Wohnung im  10.Stock

Lenka’s und Oliver’s Wohnung im 10.Stock

Nach dem langen und kalten Winter freuten wir uns, auf angenehme Temperaturen in Beijing, ist es doch auf demselben Breitengrad wie Rom gelegen. Doch ein kalter, giftiger Wind blies uns um die Ohren und wir klapperten vor Kälte, wie letztes Jahr im französischen Massif Central e. In China ist die Heizperiode bereits anfangs März beendet, ob kalt oder warm. So konnten wir uns in Olivers Wohnung auch nicht wirklich aufwärmen. Bevor unser Sohn zur Arbeit ging, erklärte er uns noch einiges, wie zum Beispiel das Verschliessen der elektronischen Wohnungstür, wo man Bargeld beziehen kann und in welcher Strasse wir etwas Essbares finden würden. Nach einem kurzen Schlaf wagten wir uns auf die Strasse. Ein ganzes Requiem an Fehlermeldungen hat uns das Schloss an der Wohnungstüre vorgespielt, bis wir zur Hotline in Olivers Büro griffen. Nach einigen Versuchen gelang es uns auch Bargeld zu holen. Mit vollem Portemonnaie machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. In der beschriebenen Strasse fanden wir ein kleines sympathisches Restaurant, doch keiner sprach Englisch. Das Personal wusste sich zu helfen indem ein Kellner ein Telefon holte und wir einer englisch sprechenden Dame per Telefon erklären konnten, was wir zum Essen und Trinken wünschten. Diese übersetzte dies dem Servierpersonal und so kamen wir zu unserer ersten Mahlzeit in China.
Nach einem langen Jetlag-Schlaf schien uns am anderen Morgen etwas wärmende Sonne zaghaft durch den Beijinger Smog ins Gesicht. Ein Tag des Lernens stand bevor. Oliver brachte uns das Verkehrssystem, wie U-Bahn und Bus bei. Wir lernten „Danke“ in Chinesisch zu sagen und wir merkten bald, dass auch Flexibilität gefragt ist. Mit der U-Bahn fuhren wir zum Yuyuantan-Park, wo die Kirschbäume in voller Blüte standen. Auf einer Tafel vor dem Eingang war schwarz auf weiss vermerkt, dass Rentner über 65 Jahren kein Eintrittsgeld bezahlen müssen, doch am Schalter hiess es dann, dass diese Regelung erst ab 70 Jahren gelte. Es ist üblich hier, dass täglich, je nach Befinden irgendeiner Person die Regeln geändert werden. Die geschäftstüchtige Mentalität müssen wir erst noch richtig verstehen lernen. Schnell mussten wir feststellen, dass es neben vielen Schlitzaugen ebenso viele Schlitzohren gibt. Es kommt auch durchaus vor, dass wir selbst in der Grossstadt als „Homo Langnase“ angestarrt oder gar fotografiert werden.

Glocke am Eingang des Parkes

Glocke am Eingang des Parkes

Frühlingsfreude

Frühlingsfreude

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Frühlingsmode oder Notwendigkeit?

Frühlingsmode oder Notwendigkeit?

Die chinesische Mauer

Ca. 8000 km zieht sich das gewaltige Bauwerk von Ost nach West, über Berge und Täler. Mit dem Bau wurde ca. 200 Jahre v. C. begonnen. Bereits vorher hatten regionale Könige isolierte Mauernstücke gebaut, um plündernde Nomaden fernzuhalten. Kaiser Qin liess die Mauerstücke durch hunderttausende Arbeiter – meist politisch Gefangene- mit einander verbinden. Die zehnjährige harte Arbeit leitete General Meng Tian. Er baute den Kern der Mauer aus ca. 180 Mio. m3 gestampftem Lehm, nach der Überlieferung, versetzt mit den Knochen verstorbener Arbeiter.

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Um dieses gewaltige Bauwerk zu besuchen, klingelte unser Wecker um 05:30 h. Wir kauften uns Billette für 120 Yuan, Busfahrt hin und zurück, Eintritt sowie Gondelfahrt vom Tal auf die Mauer, inbegriffen. Schwarz auf weiss stand es wiederum auf dem Ticket geschrieben. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir Jinshanling. Dieses Mauerstück ist noch nicht so ein grosser Touristenmagnet, deshalb war die Fahrt im halbvollen Bus angenehm. Bei der Talstation der Gondelbahn kam das nächste Aha -Erlebnis. Wir mussten nochmals 40 Yuan für die Bergfahrt bezahlen, ist plötzlich nicht mehr inbegriffen! Oben auf der Mauer angelangt, hatten wir bald eine freundliche Chinesin im Schlepptau. Sie wollte der alterden, weisshaarigen Dame behilflich sein über die teilweise hohen Treppen zu steigen und natürlich ihre Souvenirs zu verkaufen. Es dauerte recht lange, bis sie begriff, dass ich ihre Hilfe nicht nötig hatte. Es blieb uns genügend Zeit, auf dem imposanten Bauwerk herum zu klettern, an der Sonne einen Pic Nic zu geniessen und anschliessend wieder ins Tal zur Bushaltestelle zu spazieren.

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Vielleicht hätte ich die Hilfe der freundlichen Chinesin doch annehmen sollen, denn beim steilen Abstieg rutschte ich aus und verdrehte mir Knie und Knöchel. Erst dachte ich, dies wäre bereits das Ende meiner Reise. Doch nun humple ich in den nächsten Wochen durch China. Kaum zu glauben, letztes Jahr fuhr ich mit dem Fahrrad 4300 km, ohne einen Kratzer abzubekommen, dieses Jahr muss das am dritten Tag passieren.

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