Archiv für die Kategorie 'China 2013'

Cahors – Moissac 73 km
Moissac – Lectoure 54 km
Lecture – Condom 36 km
Condom – Nogaro 53 km
Nogaro – Arzacq 53 km
Arzacq – Navarrenx 58 km
Navarrenx-Saint Palais 26 km
Saint Palais – St-Jean-Pied-de Port 32 km

Ausgeruht und mit frisch gewaschener Wäsche in den Satteltaschen nahmen wir den letzten Drittel unserer Frankreichdurchquerung in Angriff. Wir verliessen das traumhafte Lot-Tal und überquerten die letzten Ausläufer des Zentralmassivs. Am Morgen zogen wir die Regenhosen an und aus und an. Da es wärmer geworden ist, genügte ein Paar Socken. Am Nachmittag hellte sich der Himmel auf, so dass wir ohne Regenjacke unsere Kilometer hinunterspulen konnten. Die grossen Obstkulturen sind längst verblüht und die Früchte haben bereits angesetzt. Zwischen den Obstkulturen findet man immer wieder kleine Rebberge, wo die Chasselas-Traube angebaut wird. Wir verliessen unseren Weg kurz und stiegen hinauf in das mittelalterliche Städtchen Lauzerte. Unter den Arkaden, am Marktplatz, in einer Bar, bestellten wir Tapas, unsere erste Vorfreude auf Spanien.

Arkaden schützen uns vor dem Regen

Es gibt noch einiges zu tun!

Es wurde ein richtig schöner „Velölitag“ den wir in Moissac, am Ufer des Tarn beendeten. Die Kathedrale von Moissac ist beeindruckend und was mit uns davor geschah, irgendwie lustig.

Kathedrale Moissac

Unzählige Male mussten wir Auskunft geben über das „Woher“ und das „Wohin“. Manche haben wir schon inspiriert mit unserem totalen Break zwischen Arbeitsleben und Rentnerdasein. Von der Kathedrale kamen wir fast nicht mehr weg. Viele Pilger und auch Touristen standen um uns herum. Jeder wollte noch etwas wissen. Welche Karten, GPS ja oder nein, wie viele Kilometer pro Tag? Kritisch wurde unsere Ausrüstung begutachtet. Ein Wunder, dass wir nicht noch abgetastet wurden, um zu prüfen ob wir wirklich von dieser Welt sind.

Die Wetterprognosen für den nächsten Tag waren nicht vielversprechend und so zeigte sich auch der Himmel uni grau, undefinierbar ob Wolken oder Nebel – was soll’s! Mit der heutigen Etappe kreuzten wir unsere Tour von 1999, „vom Atlantik ans Mittelmeer“. Heute ist diese Route als „Veloroute des deux mers“ ausgeschildert. Damals hatten wir unseren Weg noch selbst zusammen geschneidert. Wer hat’s erfunden? Zwischen dem Canal lateral und dem Fluss Garonne folgten wir 16 km lang dem Pilger- und Veloweg, fernab vom Verkehr.

An die 70 Pilger haben wir dabei überholt und ihnen fröhlich „buen camino“ gewünscht. Als sie beim Vorbeifahren unser Schweizer Kreuz auf dem Gepäck bemerkten, flüsterten sie halb laut: Oh, ce sont des Suisses! Also doch Exoten? Einige unserer Bewunderer vom Vortag waren auch dabei, so zum Beispiel der Urner, der vor 10 Monaten in Krakau (Polen) startete und jetzt noch auf den letzten 1000 km den Endspurt hinlegt, zu Fuss wohlverstanden. Nach der Überquerung der Garonne erreichten wir die Gascogne. Gascogne, das heisst: weites, hügliges Agrarland auf den Vorläufern der Pyränäen, bekannt für Gänseleber und Armagnac. Rindvieh und Schwein beherrschen das Feld nicht mehr, sondern Gänse und Enten, sogar Bio-Tafel-Schnecken werden am Strassenrad angeboten. Ob Rebbau, Obst, Gemüse oder Korn, alles gibt das Land her. Wie damals, 1999, besuchten wir den Ort Auvillars, mit der schönen Sicht über das Tal der Garonne.

Auvillars

Nur mit der Weitsicht klappte es heute nicht so ganz.

Raps-odie in grau

Im kleinen Gemüseladen im Ort wurden Erdbeeren aus Spanien angeboten, während 2 km hinter dem Ort, im Talboden, die einheimischen Beeren gepflückt wurden. Die Ortschaft Lectoure war schliesslich unser Tagesziel. Auf dem abendlichen Spaziergang durch das Dorf, hörten wir plötzlich liebliche Klänge aus der riesigen Kathedrale. Ein Chor und ein Kammerorchester aus Toulouse übte für die Aufführung am Abend das Cherubini-Requiem.

Insidern kommt das bekannt vor!

Der Chorleiter dirigierte im Wintermantel! Wir setzten uns für einen Moment in die eiskalte Kirche und erfreuten uns an der Musik. Am heutigen Tag hatten wir unseren 1000 sten selbstgefahrenen Kilometer gefahren, ein Grund zum Feiern, mit einem Glas Armagnac nach dem Nachtessen.

Anderntags, als wir aus unseren Kissen blinzelten, was war das, was in unser Zimmer schien? Etwa ein Scheinwerfer? Nein, es war tatsächlich die Sonne!

Blitzschnell verstauten wir unsere warmen, wasserdichten Socken, langärmligen T-Shirts und Regenjacke und stellten auf Sonne um. Der Reise-führer versprach uns für heute eine flache Etappe. Nun, so flach war es dann doch nicht. Beim Ver-lassen von Lectoure sah man in der Ferne die tiefverschneiten Pyränäen. In einigen Tagen werden wir vor diesen Bergen stehen. Bei unserer Fahrt über die Hügel, fiel uns schon bald die riesige Ka-thedrale von La Romieu auf, ebenfalls ein Unesco Weltkulturerbe.

Kathedrale mit Kreuzgang von La Romieu

Ein beeindruckendes Bauwerk , aber ohne Kirchenschmuck. Die Kirche wurde während den Religionskriegen im Mittelalter von den Protestanten ausgeräumt. Beim Spaziergang durch das Dorf, bei genauem Hinsehen, entdeckt man überall Steinkatzen. Sie stammen aus folgender Legende:
„ Angeline, ein Waisenkind, liebte Katzen und wurde nie ohne sie gesehen, ob sie ass, schlief oder auf dem Feld arbeitete. Doch als dann eine grosse Hungersnot das Land heimsuchte, schlachteten die Bauern auch ihre Katzen. Angeline aber versteckte eine Katze und einen Kater auf dem Dachboden und liess sie nur nachts zum Jagen hinaus. Nach ein paar Jahren trugen die Felder wieder reiche Ernte. Nun machten die Ratten den Menschen den Ertrag streitig. Da liess Angeline ihre Katzen heraus, die inzwischen zahlreichen Nachwuchs hervorgebracht hatten. Die Kätzchen fanden auf den Bauernhöfen ein neues Zuhause, und die Ratten verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.“

Angelines Katzendenkmal

Nach einigen weiteren Kilometern überraschte uns Condom (und das am Jakobsweg, oder eben erst recht?) mit einer imposanten Kathedrale.

Besser aber gefielen uns die Plastiken von Tartagnin und den drei Musketieren vor der Kirche.

Die Freude am Sonnenschein war von kurzer Dauer. Der nächste Tag endete, wie er begann, mit Dauerregen. Die Luxuspilger im Hotel begannen sich zu beklagen. Von den ergiebigen Niederschlägen der letzten Tage sind die Wanderwege aufgeweicht.

Sumpf nichts als Sumpf

Die Wanderer bleiben im Sumpf stecken und der Schlamm dringt oben in die Schuhe. Vor jedem Hotel ist abends grosse „Schuheputzete“ mit Schlauch und Bürste. Da haben wir es bequemer, unsere Schuhe bleiben sauber, wir kippen sie einfach, um das Wasser auszuleeren. Heute lernten wir eine neue Spezies von Pilgern kennen – die Taxipilger! Als wir so klatschnass in Montréal ankamen, uns unter die regengeschützten Arkaden stellten und auf unseren Landkarten orientieren wollten, sassen zwei deutsche ältere Herren, jammernd und Wunden leckend, an einem Bistrotischchen. Seit drei Tagen (!) seien sie schon unterwegs und solch schlechtes Wetter, sie möchten gerne nach Pamplona wandern, aber bei diesem Wetter würden sie das nie erreichen. Wir konnten es nicht lassen und machten trotz Regenwetter einige Witze. Der eine bedankte sich und meinte, wir hätten heute bereits eine gute Tat vollbracht, wir hätten ihn heute zum ersten Mal zum Lachen gebracht! Mit ihren Handys bestellten sie ein Taxi. Sie hatten Angst, nicht zeitig genug in Eauze anzukommen und in der Herberge keinen Platz mehr zu finden. Einige Kilometer ausserhalb von Montréal wurden wir von ihrem Taxi überholt und der Taxifahrer spritzte uns bei seinem Überholmanöver ganz gewaltig an. Anscheinend liessen sich bis kurz vor Eauze chauffieren, um dann doch noch einige Meter zu Fuss zu gehen. Jedenfalls holten wir sie kurz vor ihrem Etappenziel ein und das Gejammer ging wieder los. Wie kleine Kinder kamen sie uns vor: Mami, wie lang gahts no, bis mir det sind? Grosse Lust zum Fotografieren und kalte Kathedralen anschauen verspürten wir an diesem Tag nicht. So machten wir nur eine kurze Mittagsrast in Eauze, der Kapitale des Armagnacs. Im Café de la France sass eine echte Berliner Schnauze neben uns, die uns kaum Zeit und Ruhe zum Essen liess. Sie sass bei einer kleinen Tasse Kaffee und bettelte dann von uns das Brot, das zu unserem Imbiss serviert wurde. Ihr Brot sei nach zwei Tagen im Rucksack pampig geworden. Seit 5 Jahren lässt sie Papa jedes Jahr für 3 – 4 Wochen allein in Berlin zurück und macht sich ganz alleine auf den Jakobsweg. Gestartet ist sie damals in Salzburg. Wir könnten uns vorstellen, dass Papa diese jährliche Auszeit in vollen Zügen geniesst. Nach dem Essen nahmen wir trotz Regen nochmals 20 km unter die Räder. Kurz vor Erreichen von Nagaro setzte Petrus, betreffend Regenguss, nochmals kräftig eins drauf.

Es machte den Anschein, dass sich der Himmel am Vortag ausgeweint hätte. Die Gewässer sind inzwischen randvoll. Gut, wenn der Regen mal innehält. Ein sonniger und warmer Tag erwartete uns und wir warfen sogar richtige Schatten.

Breite Schatten

Zügig und motiviert fuhren wir übers Land und die weissen Pyränäen kommen bedrohlich näher. Am Abend, in Arzacq, im Pfarrsaal, liessen wir uns belehren, dass wenn man von dieser Ortschaft aus die Pyränäen sieht, werde es anderntags regnen! Mit der heutigen Etappe verliessen wir die Gascogne wieder. In der Landwirtschaft überwiegen nun die Maisfelder. Die Enten und Gänse brauchen ja dieses Futter, um gestopft zu werden. Kühe und Schafe übernehmen auf den Feldern ebenfalls wieder die Herrschaft. Die Kathedralen, resp. Kirchen werden wieder bescheidener. Ab und zu sieht man bereits eine Palme oder eine schattenspendende Pinie.

Der Baustil mutet südlich an. Grosse Bewässerungsanlagen auf den Feldern zeugen von Trockenperioden. Arzacq, unser Etappenziel,ist ein Beispiel dafür, dass ein bisher unbekannter Ort durch die Wiederbelebung der Via Podiensis einen beachtlichen Aufschwung erfuhr. So kann man z. B. das „Maison de Jambon“ besuchen, wo man einiges über die Herstellung von „Jambon de Bayonne“ erfährt. Heute wurde auch der 1. Mai gefeiert. Es scheint ein alter Brauch zu sein,, dass in allen Ortschaften am Strassenrand Maiglöckchensträusschen verkauft werden.

Zum Glück bewahrheitete sich die Bauernregel von Arzacq, mit der Sicht in die Pyränäenund dem Regen nicht. Mit dem Monatsnamen hatte sich auch das Wetter geändert. Da sich ein klitzekleines Sonnenbrändchen, wegen der Sonnenstrahlen vom Vortag, an unseren Armen bemerkbar machte, holten wir heute schnell unsere Sonnencrème und Sonnenbrille aus unserem Fundus. Die Radlerhosen und Socken wurden kürzer. Wir meisterten auf 57 km Hügelzug um Hügelzug, jedes Mal mit der dazugehörigen Berg- und Talfahrt. In Morlanne, aus dem Schlossgarten, tat sich eine atemberaubende Aussicht auf die kilometerlange Bergkette der Pyränäen auf. Berge, die aussehen wie Matterhorn oder Spitzmeilen kamen zum Vorschein.

Matterhorn?

Schloss Morlane

Wir kamen ins Schwärmen von einem Haus im hiesigen Baustil mit Sicht in die Berge. Erstmals seit Wochen, trat so eine komische Flüssigkeit, namens Schweiss, aus unseren Poren. Die angenehme Temperatur und das schöne Wetter verleitete uns zu einem Picknick in Arthez sur Béarn.

Im Dorfladen trafen wir auf ein Ehepaar aus dem Appenzellerland und wenig später kam ein junger, süddeutscher Bikepilger angefahren. Wir tauschten uns aus und machten den jungen Mann auf unseren Blog aufmerksam. Er war erstaunt, dass wir in unserem Alter noch so etwas machen, er hätte lange nicht gewusst, dass es so was gäbe. Tja, von den vifen Söhnen haben wir es gelernt! Am Abend, in Navarrenx am Gave d‘Oloron konnten wir zum ersten Mal ohne dicke Faserpelzschicht durch den Ort schlendern und unseren Apéro in einer Gartenwirtschaft geniessen.

Stadtmauer von Navarrenx

Ein weiterer sonniger Tag wartete auf uns. Die Höhenprofile in unserem Führer erscheinen so flach. Tatsächlich aber überwanden wir wiederum Hügelzug um Hügelzug und so ergaben 10 Mal am Tag 100 m bis am Abend auch 1000 Höhenmeter. Inzwischen sind wir im französischen Baskenland angekommen, das mit dem hügligen Appenzellerland zu vergleichen ist. Bewaldete Hügel, Weiden mit Schafen,

dichtere Bevölkerung und das Hochgebirge im Hintergrund lassen uns Vergleiche ziehen mit der Schweiz. Vor Mittag kamen wir in St. Palais an. Das sympathische Städtchen lud uns zum Verweilen ein. Deshalb entschlossen wir uns heute für eine Kurzetappe. Was soll’s´? Wir haben Zeit! So standen wir vor Mittag schon wieder unter der Dusche in einem Hotelzimmer mit Balkon, erlaubten uns ein „Mittagspfüsi“ und liessen es uns wohl sein.

Heute nahmen wir die letzte Etappe vor dem Aufstieg in die Pyränäen in Angriff. Wir passierten den Stein von Gibraltar, wo die Jakobswege von Tours, Vézelay und Le Puy-en-Velay zusammentreffen.

Stein von Gibraltar

Bis anhin sahen wir noch wenige Velopilger, aber seit dem Zusammenschluss dieser drei Wege, schossen sie wie Pilze aus dem Boden. Ab nun heisst es Ruhe bewahren und sich nicht durch die Tagesleistungen der Anderen beirren zu lassen. Oftmals ist nicht derjenige, mit der höchsten Tagesleistung am schnellsten am Ziel und schliesslich ist der Weg unser Ziel. So radelten wir gemächlich in unserem Tempo unserem letzten Etappenort in Frankreich, St. Jean-Pied-de-Port zu.

Altstadt -St. Jean-Pied-de-Port

Früher, wenn sich ein Pilgerzug der Ortschaft näherte, läuteten die Glocken und die Bewohner traten aus den Häusern um den Pilgern einen Almosen zu geben. Leider wurde dieser Brauch abgeschafft, wegen uns läuteten weder die Glocken, noch bekamen wir einen Almosen. Nein, wir mussten sogar um ein Bett kämpfen. In diesem Ort, am Fuss des Ibaneta-Passes, ist ganz schön was los. Viele Pilger wählen diesen Ort als Startpunkt. Andere beenden hier vorerst mal ihren Pilgermarsch, um nächstes Jahr hier wieder fortzufahren. Zudem ist die Umgebung ein ausgesprochenes Wandergebiet für diverse Bergtouren und „at last but not least“ gibt es noch ganz gewöhnliche Touristen. In einer Gîte d’etape (Herberge) fanden wir dann doch noch ein Bett, das heisst, wir mieteten ein 4-Bett-Zimmer für uns allein. Die Preise sind bescheiden, deshalb konnten wir uns das leisten. So mussten wir nur die sanitären Anlagen mit anderen Leuten teilen. Zum ersten Mal kamen unsere Seidenschlafsäcke zum Einsatz. Nichts nahmen wir vergebens mit. Am Abend teilten wir den Tisch mit zwei Kanadier und einem französischem Ehepaar. Die Situationen ergeben immer interessante Gespräche. So ist unser Französisch wieder fliessender geworden. Vom Besitzerpaar, beides gelernte Köche, wurden wir mit baskischer Küche verwöhnt. Unsere Wäsche wurde in dieser Unterkunft ebenfalls gewaschen und getrocknet. So machten wir wieder eine positive Erfahrung, die wir gerne weiter auf unsere Reise mitnehmen.

Seit unserer Abreise am 2. April legten wir über 1400 km bis an die spanische Grenze, ganz im Wes-ten Frankreichs zurück, wovon ca. 1100 km in Frankreich. Seit Genf fuhren wir durch viele verschie-dene Regionen mit verschiedenen kulinarischen Spezialitäten. Jede Landschaft hatte ihren ganz besonderen Reiz, trotz des schlechten Wetters. In die eine oder andere Region würden wir gerne nochmals zurückkehren. Neben der französischen Sprache sind wir noch zwei weiteren, für uns unbekannten Sprachen begegnet. In der Umgebung von Cajarc waren die Ortstafeln zweisprachig angeschrieben, französisch und okzident, im Baskenland neben Französisch noch Baskisch.

Zeisprachige Ortstafeln

Baske Armin

Trotz der Nähe zu Spanien ist die baskische Sprache überhaupt nicht verwandt mit dem Spanischen. Die französischen Basken distanzieren sich ganz und gar von den spanischen Basken. Sie würden in der Landwirtschaft und im Tourismus arbeiten, die spanischen Basken in der Industrie.
Da wir die französischen Präsidentschaftswahlen hautnah miterlebt hatten und die letzten Wochen der Himmel voller grauen Wolken war, fragen wir uns ob das ein Vorzeichen sei, für Frankreichs politische Zukunft. Wir diskutierten viel mit den Leuten, Viele warfen beim zweiten Wahlgang ihre Wahlzettel blank in die Urne. Keiner sei brauchbar, weder Sarkosy noch Hollande.
Wir sind überrascht, wie oft unser Blog besucht wird und wie doch Interesse an unserem Abenteuer besteht. Wir freuen uns über jeden Kommentar oder E-Mail. Oft kommt die Frage auf, wie es unseren Hinterteilen geht. Wir können nur sagen – sehr gut! Die Investition in neue, etwas breitere Gel-Sättel hat sich gelohnt. Manch sportliche Radfahrer mag darüber schmunzeln, aber wir sitzen wie auf einem Sofa. Zudem werden diese Körperteile täglich mit verschiedenen Salben gepflegt. Trotz der kalten und feuchten Wetterverhältnisse hatten wir nie den kleinsten Anflug einer Erkältung. Reiseapotheke und Veloreparaturtasche wurden nie geöffnet. Hoffentlich bleibt es weiter so. Wir greifen uns an den Kopf – Holz alandge! Zur Verhinderung von Wadenkrämpfen gibt es Magnesium, sowie wärmende und kühlende Gels. Einzig die Waden entwickeln sich langsam zu Betonpfeilern. Wahrscheinlich tragen wir bei unserer Heimkehr die Hosenbeinweite XXXL!

Le Puy-en-Velay – Saugues 43 km
Saugues – Aumont-Aubrac 48 km
Aumont-Aubrac – St. Chély d’Aubrac 42 km
St. Chély d’Aubrac – Estaing 33 km
Estaing – Conques 38 km
Conques – Cajarc 73 km
Cajarc – Cahors 53 km

Le Puy-en-Velay, eine sehenswerte Stadt, mitten im Massif Central auf ca. 675 m gelegen, ist sozusagen die Pilgerhauptstadt Frankreichs. Ca. 950 n. C. wurde in Santiago de Compostela in Galizien das Grab von Apostel Jakobus entdeckt. Ungefähr ein Jahrhundert später, nahm der Bischof von Le Puy-en-Velay als Erster die ca. 1500 km lange Pilgerreise an diese Grabstätte unter die Füsse. Seither ist Le Puy-en-Velay der Ausgangspunkt für viele Pilger, Tendenz zunehmend. In dieser Stadt vereinen sich diverse Wege aus allen Ecken Europas zur via Podiensis.
Le Puy-en-Velay ist nicht nur eine Pilgerstadt, sondern bietet noch einiges mehr. So wird hier die Verveine (Eisenkraut), die wir nur als Tee kennen, zu verschiedenen Genussmitteln verarbeitet, hauptsächlich zu Likör, aber auch zu Bonbons, Eiscreme und Crème brulée.

Ein Kunsthandwerk, das hier noch praktiziert wird, sind die Klöppelspitzen. In allen Gassen trifft man auf ein Geschäft, das diese kostbaren Spitzen in verschiedensten Formen vermarktet. Ab und zu sitzt eine Frau vor dem Laden und man kann ihr beim Klöppeln zusehen.

Besuchenswert sind vor allen die grosse Kathedrale und die Chapelle St. Michel-sur-Aiguilhe, die auf einen Basaltkamin eines ehemaligen Kraters, gebaut ist.
Wir nahmen uns fast zwei Tage Zeit, um uns die Stadt anzusehen. Die Frau in der Kathedrale, die uns den Stempel in die Pilgerpässe presste, erinnerte uns in einwandfreiem Baslerdialekt, dass jeweils morgens um 9:00 h die Pilgermesse stattfinde und um die hundert Pilger daran teilnehmen würden. Am anderen Morgen, machten wir uns kurzentschlossen auf den Weg, um dieser Messe beizuwohnen. Wir fanden, es würde sicher interessant sein und vielleicht gäbe es noch schöne Musik zu hören. Kurz vor 9:00 h hasteten wir die Treppe zur Kathedrale hinauf. Wir setzten uns in das Kirchenschiff, aber nichts passierte. Ab und zu huschte jemand an uns vorbei und sah uns erstaunt an, bis wir merkten, dass in einem Nebenschiff eine Messe stattfand. Als „Pilger“ waren wir zu dritt, die restlichen 9 Personen gingen an Stöcken (nicht Pilgerstöcken). Zurück im Hotel, erfuhren wir dann, dass die Pilgermesse jeweils morgens um 7:00 h stattfindet. Jedenfalls waren wir für den Rest des Tages gesegnet!
Wie wir von Anfang an festhielten, ist der Jakobsweg unser Wegweiser Richtung Westen um dem ist auch so. Es ist für uns unmöglich auf dem Wanderweg zu fahren und so folgen wir dem Weg auf den asphaltierten Strassen.

Die erfahrenen Pilger erzählten uns Schauergeschichten von Radfahrern, die den Wanderweg benutzen. Zwar entgeht uns einiges an Naturschönheiten und an Pilgerfeeling, aber auch wir haben unsere Höhenpunkte und ab und zu das Gefühl, wir wären die einzigen Lebewesen in ganz Frankreich.

Einsame Velopilger

Nach drei Tagen Veloabstinenz machten wir uns erneut an die nächsten Etappen durchs Zentralmassiv, mit Auf und Ab’s zwischen 600 m und 1340 m. Nach Le Puy-en-Velay stieg die Strasse gleich an, auf den Montbonnet (1108 m). Während die Umgebung von Le Puy-en-Velay von Vulkanen geformt war, änderte sich das Landschaftsbild rasch. Das Tal des Alliers präsentierte sich rau und schroff. Die sonst erholsamen Talfahrten in Frankreich glichen sich alle: bissiger Gegenwind und kalt, so auch heute. Bald hatten wir unser Tagesziel, Monistrol d’Allier , erreicht.

Monistrol d'Allier

Hartgesotten, wie wir sind, beschlossen wir jedoch, die 16 km nach Saugues anzuhängen. Das hiess nochmals einen Aufstieg von 620 m auf fast 1000 m unter die Räder zu nehmen. Etwas an Höhe gewonnen, kamen liebliche Alpweiden zum Vorschein.

Alpweiden zwischen Monistrol d'Allier und Saugues

Nachdem wir unsere Glieder in einem warmen Bad aufgewärmt hatten, wurde uns beim Nachtessen als Dessert köstlicher Käse aus Kuh- Ziegen- und Schafmilch serviert. Der Rotwein aus der Region und die feinen Bagettes fehlten auch nicht.

Kirche Saugues

Holzschuhe nicht nur in Holland vertreten

Am folgenden Tag führte uns die Tour weiter über die Margeride, eine Granithochebene auf 900 – 1300 m gelegen. Ein eisiger Gegenwind blies um unsere Ohren. Immer wieder taten sich uns neue Blicke auf prachtvolle Landschaften auf. Jede hat ihren ganz besonderen Reiz und bei wärmeren Temperaturen muss es hier wunderschön sein.

Esplantas in der Margeride

Obwohl uns dies zwei Etappen zwar einiges an Kräften gekostet haben, konnten sie uns den Humor nicht nehmen. Im Restaurant mit den Gault-Millau und Michelin-Punkten konnten wir uns kaum mehr halten vor Lachen, als wir in unserer Phantasie, Stefanie Glaser’s Goldfisch „Traugottli“ in unserer Wasserkaraffe schwimmen sahen.

Am anderen Morgen, der Blick aus dem Fenster verriet uns sofort: Goretex mit einigen Schichten darunter war angesagt! Trotzdem hatten wir den Ehrgeiz, den letzten Pass in Frankreich, den 1350 m hohen Col d’Aubrac zu überqueren. Es fing dann auch harmlos an, es regnete leicht, ab und zu erhellte sich der Himmel und locker kamen wir in Malbouzon an, wo wir uns mit einer heissen Schokolade aufwärmten. Bei anderen Bedingungen hätten wir hier ein kühles Bier geschlürft. Bald stachen wir in den Nebel und ohne grössere Schwierigkeiten erreichten wir Nasbinals, die letzte Ortschaft vor dem Pass, im Winter eine grosse Langlaufstation. Während wir zu Beginn dieser Etappe durch Bergland mit aufgelockerten Wäldern fuhren, wechselte sich die Landschaft in eine Bergwelt, wo es kaum mehr Schutz vor Wind und Wetter gibt.

Karge Frühlingslandschaft

Das Hochland des Aubrac besteht aus weiten Weiden ohne Baumbestand und wirkt bei diesem unfreundlichen Wetter recht trostlos. Es lässt sich aber erahnen, dass nach ein paar wärmeren Tagen die Weiden mit blühenden Narzissen übersäht sein werden.

Erste Vorboten

Kaum lag Nasbinals hinter uns, die Passhöhe war noch nicht ganz erreicht, erlebten wir den absoluten Höhepunkt an Widrigkeit, was wir schon jemals auf unseren Touren erlebt hatten: dichter Nebel, sibirische Kälte, eisiger Gegenwind und strömender Regen!

No comment!

Über die Abfahrt ins auf 808 m gelegene St. Chély d’Aubrac, müssen wir uns wohl nicht mehr äusseren. Armin ist zweimal beim Absteigen seines Vehikels gestürzt, weil die Knochen eingefroren waren. Zum Glück gab es im Hotel kein Pharisäer! Freundlich wurden wir aufgenommen. Später, in trockenen und warmen Kleidern, waren wir schon ein bisschen stolz, trotz den äusseren Bedingungen fast 40 km geschafft zu haben.

Am anderen Tag, der Blick zurück auf den Aubrac liess uns aufatmen. Er war bis weit hinunter tief verschneit. Eine Rückkehr zum Wandern oder Radeln in das Gebiet der Margeride und des Aubrac wäre bei anderen Wetterverhältnissen sicher lohnenswert. Nicht nur für uns, sondern auch für die Einheimischen waren diese Wetterkapriolen um dies Jahreszeit extrem. Der Reiseführer verhiess uns heute mit dem Erreichen von Espalion, im Lot-Tal, „das Lächeln des Südens“.

Espaniol - Das Lächeln des Südens?

Die Rückkehr in den Frühling mit den sonnigen Abschnitten, den blühenden Bäumen und Wiesen und den zwitschernden Vögeln erwärmte unsere Herzen wieder. Als Etappenort wählten wir Estaing, ein pittoresker, geschichtsträchtiger Ort mit bekanntem Adelsgeschlecht. Wegen der Freundschaft der Estaings zur einstigen Königin Marie-Antoinette durfte dieses Geschlecht die königliche Lilie in ihrem Wappen tragen. Der ehemalige Präsident Frankreichs, Valérie Giscard d’Estaing, stammte ebenfalls aus diesem Geschlecht.

Estaing

Für die folgende Etappe hatten wir zwei Varianten zur Auswahl. Der eine Reiseführer empfahl uns die Hauptstrasse, entlang des Lots, der andere Führer empfahl die Route über die Hügel. Motiviert durch die Frühlingslüfte, entschlossen wir uns für die Route über die Hügel. Das ständige bergauf- und ab über die grossen Weiden, erinnerte uns an unsere letztjährige Tour in Südwestengland – und das Wetter auch!

Was für hübsche Frauen verstecken sich unter den Pelerinen? - Flirten?

Bald waren die Sonnenstrahlen wieder Mangelware und der Himmel uni grau, der dazugehörige Regen setzte wieder ein. Angeblich sollen die Bauern froh sein um das Nass, also freuen wir uns mit ihnen! Die Einfahrt in Estaing am Tag zu vor, entlockte uns schon ein langes, begeistertes Oh. Das zweite, ein doppelt so langes Oh wurde uns bei der Ankunft in Conques entlockt. Das Dorf wirkt wie angeklebt an die steilen Felsen, hoch über dem Dourdou. Die eindrückliche Abteikirche und die alte Pilgerbrücke gehören zum Unesco Weltkulturerbe.

Basilika in Conques

Weltkulturerbe

Welche historischen Hintergründe haben da wohl eine Rolle gespielt, dass in einer so ruppigen, gottverlassenen Gegend, eine der schönsten Basilikas Frankreichs gebaut wurde?

Mit dem heutigen Tag verliessen wir definitiv das höhere Gebirge und folgten zuerst dem, von Stein und Erde rotgefärbten Dourdou. Bald vermischte sich das rotgefärbte Wasser mit dem grünen Wasser des Lots zu einer braunen Brühe. Wir folgten dem Flusslauf des Lots, zwar bei Regen, aber mit Gefühl in den Finger. Das noch enge Tal öffnete sich und auf den riesigen Feldern der Talebene, gab es bereits pflückbereiten Salat und blühende Erdbeerkulturen. Kurz vor Cajarc boten die Bauern an der Strasse frischen Spargel an. In Cajarc waren die Hotels entweder ausgebucht oder zu teuer. Deshalb entschieden wir uns, in einem Chambre et Table d’hôtes zu übernachten. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend mit den Besitzern bei selbstgebrautem Nusslikör. Cajarc ist bekannt für seine „Bodenschätze“. So findet man in dieser Umgebung den kostbaren Trüffel und ebenso teurer Safran wird hier angebaut. Bekannte Persönlichkeiten waren mit dieser Ortschaft verbunden. So wurde die erfolgreiche Schriftstellerin Françoise Sagan in diesem Ort geboren, der frühere Präsident François Mitterand besass ich Cajarc eine Ferienwohnung.

Als wir uns am anderen Morgen wieder auf den Weg machten, empfahlen uns unsere Gastgeber nach ca. 20 km die Flussseite zu wechseln und die Ortschaft St. Cirq-Lapopie zu besuchen.

St. Cirq-Lapopie

Zum Glück befolgten wir diesen Ratschlag und schoben unsere Räder bergauf in dieses schmucke Dorf. Die anschliessende Talfahrt war zum ersten Mal ein Genuss. Wir folgten weiter dem Lot, rechts die steilen schroffen Felsen, an Canyons erinnernd, links von uns, der Fluss und die fruchtbare Ebene.

Im Tal des Lot

Ruth Müller, wir verstehen deine Begeisterung für das Tal des Lots! Zum ersten Mal radelten wir bei angenehmen Temperaturen von 19° C und ohne Regen. Eines ist klar, Apostel Jakobus hat mit seinem interessanten Weg zu seiner Grabstätte gepunktet, Petrus steht im Minus, er hat einiges gutzumachen.

Unseren wöchentlichen Ruhetag zogen wir in Cahors ein. Diese Stadt wird auf drei Seiten vom Lot umflossen und bildet somit eine Halbinsel. Die mittelalterliche Brück über den Fluss, der „Pont Valentré“ ist eindrücklich und erstaunlich gut erhalten.

Pont Valentré in Cahors

Nach 10 ½ Stunden Schlaf in einem warmen, bequemen Bett, nach einem gemütlichen Frühstück schlenderten wir ohne Eile durch die Altstadt, setzten uns in riesige Kathedrale und lauschten den Klängen des übenden Organisten. Viele Läden lockten zum Einkauf, aber unser Platz ist beschränkt.

Pilger - Über diese Brücke musst du gehn.

Seit Le Puy-en-Velay hat sich die Pilgerschaft verändert. Sie ist internationaler geworden, auch die USA und Australien sind vertreten. Zwischen Genf und Le Puy-en-Velay schien das Pilgern eine Männerdomäne zu sein. Seit Le Puy-en-Velay hat die Frauenquote beachtlich zugenommen. Erstaunlich, wie viele Frauen den Mut haben, alleine zu Fuss nach Santiago de Compostela zu wandern. Dann gibt es auch die Luxuspilger, sie lassen sich das Gepäck von Etappenort zu Etappenort transportieren. Die Pilger beklagen sich selten über das Wetter, wir scheinen die Einzigen zu sein, die immer jammern. Die Meisten sind sehr gut ausgerüstet und bei Regen kuscheln sie sich unter ihre Pelerine. In der Regel übernachten sie in den öffentlichen, günstigen Herbergen. Wir sind da etwas snobistischer, wir ziehen ein einfaches Hotel oder ein Gästezimmer bei Privatpersonen vor.

Archamps (Frankreich) – Seyssel 42 km
Seyssel – St. Genix-sur-Guiers 60 km
St. Genix-sur-Guiers – La Côte-St. André 56 km
La Côte-St. André – Chavanay 57 km
Chavanay – Bourg-Argental 27 km
Bourg-Argental – Issingeaux 48 km wo von 36 km mit Auto
Issingeaux – Le Puy-en-Velay 30 km mit Bus

In der Altstadt Genf folgten wir den blauen Schildern mit der Jakobsmuschel , um aus der Stadt herauszufinden.

Die Muschel, unser Wegweiser nach Santiago de Compostella

Kurz nach Carouge war schon der erste Pilger in Sicht. Als ich ihm „bonne route“ wünschte, kamen wir ins Gespräch. Er wohnt in der Nähe von Neuenburg und führt dort ein Hotel-Restaurant. Während seiner Abwesenheit sind seine drei Kinder für den Betrieb verantwortlich. Er war schon letztes Jahr während über drei Monaten von seinem Wohnort nach Santiago de Com-postella gepilgert. Dieses Jahr möchte er die Route über Arles, die Via Tolosana abwandern.
Einige hundert Meter nach der Grenze fanden wir in Archamps, am Fusse des Salève, die nächste Unterkunft im Buffalo Grill Hotel. Ratet mal, was gab es zum Nachtessen? Richtig, ein Steak! Kaum hatten wir uns in unserem Zimmer eingerichtet und unsere Wäsche gewaschen, kam schon unser Pilger anmarschiert.

Wir assen das Frühstück mit ihm gemeinsam und erfuhren so noch einiges vom Jakobsweg, z. B. dass junge Spanier eher eine Arbeitsstelle finden, wenn sie die Bestätigung vorlegen können, dass sie letzten 200 km per Velo oder die letzten 100 km zu Fuss den Weg nach Santiago de Compostella absolviert haben. Beim Abschied notierten wir seine Adresse und versprachen ihm, ihn in seinem Hotel zu besuchen. Dann machte er sich auf seinen Weg und wir auf den Unsrigen. An diesem Tag sagte uns die Wirtin Regen voraus; es schien die Sonne! Oui, oui, les Romands et les Français et la verité! Nach dem lehrreichen Frühstück schwangen wir uns auf die Räder und erklommen den Col du Mont Sion. Oben angelangt, tat uns ein wunderbarer Blick auf, über die Berge der Savoy und die hohen Schneeberge der Haute-Savoy.

Ausblick in die Haute-Savoy

Nach der anschliessenden Abfahrt ins Rhônetal waren wir beinahe zu Eis erstarrt, es war so kalt, dass die rasante Talfahrt überhaupt keinen Spass machte. Im Talboden angelangt, erwärmten wir uns langsam wieder. Kurz vor Seyssel war plötzlich ein Radstreifen auf der Strasse aufgemalt, der später in einen separaten Radweg mündete. Siehe da, Monsieur Sarkosy hat doch nicht nur mit Frau Merkel geturtelt, er hat auch an die Radfahrer gedacht. Seyssel war schon 1998 auf unserer Rhônetour ein Etappenort.

Brücke über die Rhône in Seyssel

Damals fanden wir nur noch ein ½-Sterne-Hotel bei einer freundlichen Madame. Dieses Hotel scheint jetzt leer und geschlossen zu sein. Dafür fanden wir am gegenüber liegendem Ufer der Rhône eine Bleibe für die Nacht. Die Speisekarte verriet Delikates. Nach einem Farmerstengel zum Mittagessen freuten wir uns auf ein köstliches Nachtessen mit einem Glas Wein am Flussufer. Die Dame an der Réception erläuterte uns, dass das Restaurant heute Abend geschlossen sei und wir in der Pizzeria gegenüber unser Nachtessen einnehmen könnten. So weit, so gut, da Ostermontag war, waren sämtliche Restaurants des Dorfes, auch die Pizzeria, geschlossen. Zum Glück war noch eine Bäckerei bis 20:00 h geöffnet, so dass wir uns kurz vor Ladenschluss zwei „Eingeklemmte“ und etwas zum Trinken erhaschen konnten.

Der nächste Tag begann strahlend. Gemütlich assen wir unser Frühstück mit Sicht auf die Rhône. Zwar hatten wir unsere Route für den heutigen Tag genau studiert und auf der Karte markiert. Trotzdem kamen wir nach einigen Kilometern von der Strasse ab und landeten auf dem Pilgerwanderweg. Zuerst schien alles harmlos zu sein, aber bald einmal lag ein umgefallener Baum über dem Pfad. Zu zweit hievten wir unsere schweren Räder darüber. Etwas später mussten wir ebenfalls zu zweit, Velo für Velo einen steilen, steinigen und glitschigen Waldweg hinaufschieben. Darnach hing der Hausfriede schon mal für kurze Zeit schief! Zum Glück befanden wir uns bald wieder auf der asphaltierten Strasse. Beim Anblick des blühenden Flieders, der Glyzinien, der Goldröschen und der Japanischen Kirschen war der kleine Frust von vorher schnell vergessen. Das Landschaftsbild hat sich in der Zwischenzeit geändert. Es ist hüglig bis bergig geworden, die Dörfer liegen weit auseinander und wirken ausgestorben. In Yenne, in einem kleinen Café an der Sonne, setzten wir uns an den Tisch von drei deutschen Pilgern und assen eine kleine Tartine. Die hatten noch 5 – 6 Stunden sehr steilen Bergaufstieg zu meistern bis zu ihrer nächsten Unterkunft.

Yenne

Unser Reiseführer riet uns auf der Strasse im Tal zu bleiben und die Gorge de la Balme zu passieren. Nach dieser Passage wurden wir für unsere Mühen am Morgen belohnt: Auf der „Veloroute du Léman à la mer“ fuhren wir 18 km dem Rhôneufer entlang durch Naturschutz- und Erholungsgebiet (das gab es 1998 auch noch nicht) bis nach St.Genix-sur Guiers, unserem nächsten Etappenziel.

Gâteau Labully Hefekuchen mit Mandel-Zuckerfüllung die Spezialität der Region

Auf der Suche nach einer Unterkunft, trafen wir auf einen jungen Wanderpilger. Es stellte sich heraus, dass er aus Hermatswil oberhalb Pfäffikon ZH stammt und ein Patenkind in Madetswil hat. Wie ist doch die Welt klein! Wir fanden unser Bett im einzigen, geöffneten Hotel im Ort, dem „ Coq en velours“.

Ein elektronischer Coq weckte uns tatsächlich am anderen Morgen. Für diesen Tag war ein Ruhetag vorgesehen. Da es sich um einen etwas grösseren Ort handelt, dachten wir, es gäbe hier die Möglichkeit einen Prepaid Internetzugang für einen Monat zu kaufen, was letztes Jahr in Südwestengland für ca. Fr.25.00 überhaupt kein Problem war. Da kein entsprechender Laden im Ort vorhanden war, riet uns die Angestellte in der Touristeninformation nach Le Pont-de-Beauvoisin zu fahren. Zug gäbe es keinen, Autobus auch nicht, es bleibe nur das Taxi. Armin hatte dann die glorreiche Idee, es mit Autostopp zu versuchen und stellte sich an den Strassenrand. Die Autofahrer aber glaubten, er winke ihnen zu und winkten freundlich zurück und traten aufs Gas. So entschieden wir uns für das Taxi. Im Fachgeschäft in Le Pont- de-Beauvoisin rieten sie uns nach Chambery zu fahren, dort sei so ein Ding für Euro 60.00 für einen Monat erhältlich. So gaben wir unser Vorhaben auf. Die Internetverbindungen sind in Frankreich, besonders in den ländlichen Gegenden sehr schlecht. Eigentlich wollten wir heute unseren Blog aktualisieren, da es schon Reklamationen gegeben hat, weil man noch nichts von uns gehört hatte. Etwas haben wir von den „Langzeitpilgern“ gelernt: Weshalb diese Eile – es gibt Wichtigeres im Leben. Also zügeln wir unser Temperament und akzeptieren alles wie es kommt. Etwas anderes ist uns mit den heutigen Erfahrungen ebenfalls bewusst geworden – wie verwöhnt wir Schweizer eigentlich sind. Fast alles ist in nächster Nähe erhältlich, die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren bestens und doch sind wir immer am Reklamieren.

Den heutigen Tag ernannten wir zum „Tag des Hundes“! Die Bevölkerungsdichte hatte wieder etwas zugenommen. Wir fuhren an vielen Einfamilienhäuser und Gehöften vorbei. Aus jedem Garten wurden wir von mindestens 2 – 3 Hunden angekläfft, teils mit tiefem, teils mit heiserem Gebell. Zum Glück waren alle hinter Zäunen eingesperrt, sonst hätten wir den einen oder anderen zum Mittagessen verspeisen müssen.

Trotz Hundegebell wagten wir einen Blick zurück

Ab und zu hörten wir glücklicherweise den Kuckuck, wie er uns „bon courage“ für die Reise wünschte. Für die heutige Etappe verliessen wir für kurze Zeit das flache, gemütliche Rhônetal. Mehr oder weniger steil ging‘s bergauf und ab. Kurz vor unserem Ziel, La Côte-St.André, näherte sich uns eine grosse, dicke Regenwolke. Wir hofften, sie könnte sich mit der Begrüssung noch etwas zurückhalten – leider nein! La Côte-St. André ist der Geburtsort von Hector Berlioz und wird von diesem Komponisten auch dominiert. In der zweiten Augusthälfte finden hier die Berlioz-Festspiele statt. Dies mag wohl die Mitglieder des Männerchores der Stadt Zürich daran erinnern, dass sie sein Requiem vor einigen Jahren im KKL Luzern vorgetragen hatten.

Exklusiv-Foto für den MCZ

Am folgenden Morgen, als wir so gemütlich durch die blühenden Rapsfelder radelten, fragten wir uns, warum eigentlich Berlioz ein Requiem komponiert hatte und nicht eine Raps-odie!

Blühende Raps-odie

Am Pilgerweg

Später am Tag durchquerten wir grosse Apfelbaumplantagen, mit schön geschnittenen, blühenden Bäumen. Der Obstbauer, mit riesigem Traktor und angehängtem Giftfass, verpasste dem Blust eine Spritzung gegen allerlei Schädlinge. Er war bekleidet wie ein Mitarbeiter eines AKW‘s, der den Strahlen ausgesetzt ist, mit Helm und Maske. Bis anhin glaubten wir, Äpfel wären gesund.

Werden aus diesen bestäubten Blüten einst gesundes Obst?

Nebenbei erwähnt: Ein grosses Atomkraftwerk mit zwei Meilern ist nicht weit davon entfernt. In Chavanay, wieder im Rhônetal, hatten wir eine einfache Unterkunft gefunden. In der Bar, wo sich das Dorf so trifft, wurde lautstark diskutiert, wer wird am 22. April die Präsidentschaftswahl gewinnen: Sarkosy oder Hollande? Während wir das Gepäck abluden, wurde drinnen schon gerätselt, aus welchen Beweggründen wir wohl auf dem Jakobsweg unterwegs seien. Chagrin d’amour kann es wohl nicht sein, wir sind ja zu zweit unterwegs! Herzlich wurden wir in diesen Kreis aufgenommen, und als wir so munter mitdiskutierten und uns amüsierten, kam Marc daher, unser Pilger aus Hermatswil. So trifft man sich wieder.

Von nun an sind nicht mehr Kilometer, sondern Höhenmeter gefragt. Heute verliessen wir endgültig das Rhônetal in Richtung Massif Central.

Abschied vom Rhônetal

Durch die steilen Rebberge schoben wir unsere Räder bergauf und überquerten den Col du Banchet. Die Abfahrt, ins im Tal gelegene Bourg-Argental liess uns einmal mehr zu Eis erstarren. In unserem Führer aus dem Jahr 2010 standen in diesem Ort noch drei Hotels zur Auswahl. Jetzt, 2012, existiert keines mehr! So fragten wir uns durch, nach einem Chambre d’hôte. In einem alten Herrschaftshaus, das vor langer Zeit zu einer Seidenweberei gehörte, bei der charmanten Madame Rouchouse, fanden wir ein Bett für die nächste Nacht.

Chambre d'hôtes in Bourg-Argental

Sie entschuldigte sich, weil sie uns zum Nachtessen nicht bekochen konnte, da sie für diesen Abend Gäste eingeladen hatte. Schade, denn ein herrlicher Duft aus der Küche hatte das ganze Haus erfüllt. Als wir am Abend, auf der Suche nach einem Restaurant, mit vier Schichten Kleider auf dem Körper (T-Shirt, Faserpelzpullover, Faserpelzjacke und Regenjacke) unterwegs waren, trafen wir wieder auf Marc, unseren Hermatswiler. Er wusste schon, dass wir auch im Ort waren, er hatte im selben Haus wie wir ein Zimmer gefunden. Der Informationsfluss klappt auch in Frankreich.

Was will der Hahn uns wohl verkünden?

Es regnete in Strömen die ganze Nacht durch und eine Änderung war nicht in Sicht. Kurz nach 7:00 h morgens, sahen wir, wie Marc sich, unter einer Pelerine versteckt, zu Fuss auf den Weg nach dem 33 km entfernten Monfaucon-en-Velay machte. Diese Ortschaft wäre auch unser Tagesziel gewesen. Etwas später machten auch wir uns, von Kopf bis Fuss in Gore-Tex eingehüllt, auf den Weg. Teils fahrend, teils schiebend erreichten wir nach 12 km den 1030 Meter hohen Tracol.

Kein Weiterkommen! Kikeriki

Mit jedem Höhenmeter, den wir überwunden hatten, verwandelte sich der Regen mehr in Schnee. Der vorbeifahrende Salzwagen streute auch uns eine Portion Salz auf die Schuhe. Auf dem Pass lag der Schnee ca. 15 cm hoch auf der Strasse und an eine Talfahrt per Velo war nicht zu denken. Lustlos griffen wir dann doch zum Fotoapparat um ein Erinnerungsbild zu schiessen. Dann geschah das fast Unfassbare und wir kamen zur Erkenntnis: Es gibt sie doch noch, – die Engel! Ein Mann mit einem Renault Espace fuhr an uns vorbei, kehrte wieder, hielt bei uns an und fragte, ob er uns ein Stück weit mitnehmen könne. Und ob! Blitzschnell waren Gepäck und Räder im Auto verstaut. 36 km durften wir mit ihm fahren, direkt ins Zentrum von Yssingeaux, einem für uns unbekannten Ort.

Trübe Aussichten - Wann und wie kommen wir weiter?

Dort wurde alles in Eile wieder ausgeladen und zusammengestellt. Zähneklappernd vor Kälte stürmten wir ins nächste Hotel. Der Besitzer musterte uns von Kopf bis Fuss und sagte blasiert: Bei ihm gäbe es nur Zimmer gegen Vorbestellung! Er kam uns vor, wie ein Pharisäer! Es gibt sie immer noch, diejenigen Franzosen, die es noch nicht begriffen haben, dass Radfahrer keine Zweitklasseleute sind, sondern auch Geld einbringen. Sie haben lieber einen geleasten Mercedes vor der Türe, als ein bezahltes Velo! Diese Erkenntnisse hatten wir schon bei früheren Touren in Frankreich gemacht. Es dauerte nicht lange, bis wir ein Hotel fanden, das gerne unsere Euros nahm und buchten das Zimmer gleich für zwei Nächte. Wir zogen uns rasch um, und hatten so noch die Gelegenheit im angegliederten Restaurant zu essen. Wie Gott in Frankreich tafelten wir, mit allem Drum und Dran. Nachdem die Mahlzeit verdaut war, mussten wir uns zuerst auf der Karte orientieren, in welcher Ortschaft wir überhaupt gelandet waren. Auch die heutigen Erfahrungen gehören zum Jakobsweg und stimmten uns etwas nachdenklich. Sollte nicht jeder von uns weniger Egoist sein und dafür umso mehr als Engel wirken?

Den ungeplanten Ruhetag nutzten wir, um unsere Wäsche zu waschen und zu trocknen. Einige Meter vom Hotel entfernt befand sich eine „Self Laverie“. Während wir im Waschsalon warteten, bis der Waschgang abgelaufen war, schneite es draussen ohne Unterbruch weiter.

Bange Minuten - Passen die Kleider nach unserer Programmierung noch?

Wir konnten uns die Zeit nehmen, um mit unserem Sohn Oliver in Peking und mit unserem Nachbarn Hans zu skypen. In der Touristeninformation erhielten wir noch die positive Nachricht, dass es einen Bus nach Le Puy-en-Velay gibt, in dem wir unsere Räder mitnehmen könnten. Die Busse fahren nicht wie in der Schweiz im ½ Stunden oder Stundentakt sondern es gibt einen um 8:00 h morgens und einen um 16:00 h abends.
So beschlossen wir, uns am nächsten Morgen frühzeitig auf die Beine zu machen.

Am folgenden Tag mussten wir die Räder in der Réception des Hotels zuerst auftauen lassen. Alles war eingefroren.

Bei Minustemperaturen schoben wir unsere Velos sorgfältig über Schneehaufen und Glatteis zum Busbahnhof. Es dauerte nicht lange und Armin lag samt Velo und Gepäck am Bo-den. Der Busfahrer war zuerst nicht besonders erfreut, als er uns mit den Fahrrädern sah und wollte schon abwinken. Als wir ihm dann aber klar machten, dass wir extra im Büro nachgefragt hätten, wurde er sehr hilfsbereit und gab uns dann noch Tipps für unseren Aufenthalt in Le Puy-en-Velay. Die Fahrt durch eine herrliche Winterlandschaft, bei wolkenlosem Himmel über die Vulkanhügel des Velay dauerte ca. 45 Minuten und so kamen wir bereits um 8:45h in Le Puy-en-Velay an.

Blick zurück in die Schneeberge

Auf dem Stadtbummel begegneten wir wieder vielen Pilgern, die wir unterwegs irgendwann mal getroffen hatten, auch Marc war wieder da. Jeder hatte sein eigenes Abenteuer von den letzten Tagen im Schnee zu erzählen.

Freudiges Wiedersehen

Kathedrale mit schwarzer Madonna

Rocher et chapelle Saint-Michel-d'Aiguilhe

Eine erste kleine Zusammenfassung des Pilgerweges ab Genf:
Wir haben viele interessante Leute, die auf dem Pilgerweg unterwegs sind, getroffen. Die meisten stammen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Man trifft sich, tauscht sich aus, geht viel-leicht ein Stück gemeinsam, so lange es passt, man trennt sich wieder und freut sich bei einem Wie-dersehen. Viele begeben sich jedes Jahr für 1 – 2 Wochen auf den Weg und suchen etwas Ruhe vom so hektischen Alltag, es gehört zu ihrem Jahresplan. Andere nehmen sich die Zeit, sammeln ihre Kräfte und wandern während Wochen, Tag für Tag ihre 25 – 35 km, bei Sonnenschein, bei Kälte, bei Wind und Regenwetter, von ihrem Zuhause nach Santiago de Compostella. Unwahrscheinliche Leistungen werden da vollbracht und jedem gebührt die Ehre. Jeder CEO der grossen Finanz- und Wirtschaftswelt (auch Spitaldirektoren) sollte vor Antritt seines Postens, einen solchen Leistungsausweis mitbringen, dann stünde vielleicht wieder mehr der Mensch im Vordergrund und nicht nur der Profit.
Aber auch neben dem Weg gab es viele nette Leute, die uns gut gesinnt waren, z. Beispiel der Taxi-fahrer in St. Genix-sur-Guiers, der uns in den Nachbarort gebracht, wieder abgeholt hatte und die Spesen erst ganz am Schluss einkassierte; nicht zu vergessen der Engel vom Tracol! Daneben gab es immer wieder interessante und auch lustige Gespräche. Wir sind gespannt, was wir in den nächsten Tagen erleben werden.

Madetswil – Unterengstringen 44 km
Unterengstringen – Olten 68 km
Olten – Biel 70 km (mit Zug)
Biel – Portalban 54 km
Portalban – La Sarraz 56 km
La Sarraz – Nyon 53 km
Nyon – Archamps (France) 47 km

Wir betrachten es als gutes Omen für unsere Reise, dass Petrus zu unserem Start die Sonne scheinen liess.

Startbereit ..... fertig los!

zaghaftes Frühlingserwachen im April - wie wird es wohl bei unserer Heimkehr sein?

Froh gelaunt machten wir uns auf den Weg und mündeten bald in die Mittellandveloroute Nr. 5, zwar nicht wie geplant in Rikon, sondern in Lindau.

Unser Wegweiser durchs Mittelland nach Genf

Von der Wegführung durch das Industriegebiet von Kloten, Rümlang etc. waren wir positiv überrascht. In Regensdorf verliessen wir diese Route nach Süden um über den „Weininger“ zu kraxeln. Nach 44 km erreichten wir unser erstes Luxuslogis in Unterengstringen, nahe dem Kloster Fahr, bei Irene und Rolf, unseren langjährigen Freunden.

Kloster Fahr

Zum Nachtessen und Frühstück wurden wir fürstlich bewirtet und wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen. Eigentlich wollten wir, dass unser Pilgerausweis abgestempelt würde, aber „Bruder Rolf“ hatte den Stempel verlegt!

Unsere Freunde in Pilgersprache - Bruder Rolf und Schwester Irene

Am nächsten Morgen bepackten wir erneut unsere Drahtesel und verliessen unsere Freunde, Irene und Rolf. Nochmals vielen herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft. Gemütlich folgten wir zuerst der Limmat, vorbei an brütenden Schwänen und fleissigen Hobbygärtnern, die ihre Schrebergärten für die Aussaat vorbereiteten. Anschliessend genossen wir die Fahrt entlang der Aare, durch schmucke Dörfer, deren Namen wir bis jetzt nur von den Autobahnausfahrten kannten, vorbei an der Habsburg und Schloss Biberstein.

Schloss Biberstein

Veraltete Technik in Gösgen?

Durch den Aareauenwald begleitete uns munteres Vogelgezwitscher. Die zweite Nacht verbrachten wir in Olten. Der erste Tiefschlag: Armin hatte die Daten unseres Dataloggers, der unsere Tour aufzeichnen soll, gelöscht statt gespeichert. Das Highlight des Tages: Das Hotel Astoria in Olten gewährt uns für die Übernachtung den reduzierten Fahrradpreis.

Historische Brücke zur Altstadt Olten

Der Wetterbericht für Mittwoch liess nichts Gutes verheissen. Dauerregen war angesagt. Für den Abend hatten wir uns mit unseren Freunden Theres und André in Biel (ca. 70 km) verabredet. So hatten wir zwei Varianten zu Auswahl:
1. Der Kluge fährt im Zuge
2. De Löli fahrt Velöli
Wir entschieden uns für die erstere! So liessen wir uns vorerst mit der SBB nach Solothurn transportieren. Dort stellten wir unsere vollbepackten Räder in den bewachten Velopark (Fr. 1.–/Velo) und besichtigten locker die schöne Altstadt von Solothurn. Die barocke St. Ursen Kathedrale war leider wegen Renovation geschlossen.

St. Ursen Kathedrale in Solothurn

Vielfältiges Veloland Schweiz

Frohe Ostern auf dem Markt in Solothurn

Nach einer heissen Suppe bestiegen wir wieder den Zug nach Biel. Leider verpassten wir mit dieser Lösung das Storchendorf Altreu, beschlossen aber, dies zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.

Altstdt Biel

Am Abend erfreuten wir uns am gemütlichen Zusammensitzen mit Theres und André. Nochmals ein grosses „Merci“ an unsere Gastgeber. Dummerweise hatte auch „Bruder André“ den Pilgerstempel verlegt, sodass unsere Pilgerausweise immer noch leer sind.

In Pilgersprache Bruder André und Schwester Theres

Der folgende Tag war trüb, aber trocken. So führte unsere Velofahrt entlang des Bielersees, vorbei an den bekannten Dörfern Erlach und Ins durch das fruchtbare Berner Seeland.

Erlach

Nachdem zu Hause auf 660 m der Frühling noch zaghaft Einzug hält, erstaunte es uns, wie im Mittelland Obstbäume und Raps schon kurz vor der Blüte stehen.

Kirschenblüten

In Portalban, am Neuenburgersee fanden wir unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Nebst einer Dusche für uns, war auch eine Dusche für unsere Räder angesagt. Die nassen Naturstrassen hatten ihnen schwer zugesetzt.

Am Freitagmorgen gab’s grosse Aufruhr bei Meilis! Armin wollte seine Radlerhosen wechseln, aber der ganze Beutel mit den neugekauften Ersatzhosen blieb unauffindbar. Das ganze Gepäck von beiden wurde mehrere Male auseinandergenommen und durchsucht. Nichts! Der Anruf bei Theres und André blieb ebenfalls erfolglos, das Hotel in Olten ist über Ostern geschlossen! Fazit: Armin fährt jetzt während Monaten mit seinen warmen Langlaufhosen um die iberische Halbinsel! Ich freue mich schon auf Südspanien! Zwar werde ich (Susi) wegen meiner Packweise als „Kesselflicker“ betitelt, aber ich bin lieber ein „Kesselflicker“ als ein „Hosenverlierer“. Langsam kommt in mir das Gefühl auf, dass das eine kurzweilige Tour wird. Wir liessen uns deswegen die gute Laune nicht verderben und zogen mit unseren frischgeölten Rädern, bei kühlem, nebligen Wetter los. Wir durchquerten gepflegte Villenquartiere am Neuenburgersee und bald sahen wir die Türme des historischen Städtchen Estavayer-le-Lac, wo vor etlichen Jahren unser Sohn Philipp zum Korporal vereidigt wurde.

Estavayer-le-Lac

Nach einer Fotopause ging’s weiter Richtung Yverdon-les-Bains, der Pferdehauptstadt der Schweiz, wo sich sonst die Schönen und Reichen treffen.

Theater Yverdon-les -Bain

Der Nebel hatte sich inzwischen aufgelöst und so machten wir Mittagsrast in einer Gartenwirtschaft an der Sonne. Anschliessend führte uns der Weg weiter durch die weiten Felder der Kornkammer der Schweiz; das Waadtländer Hinterland.

Typisches Waadtländer Bauernhaus

In La Sarraz, unweit vom Schloss, fanden wir unser Nachtlager.

Schloss La Sarraz

Die Wirtin vom Hotel de la Croix blanche hatte uns für den Samstag wechselhaftes, aber trockenes Wetter prophezeit. Schon früh am Morgen hörten wir, wie draussen der Regen auf die Strassen prasselte. Trotzdem entschieden wir uns für „ de Löli fahrt Velöli“. Wir zogen unsere Regenkleider an und machten uns auf den Weg. Bei strömendem Regen fuhren auf der „Route du Vignoble“ durch die Region des „La Côte“, vorbei an günstigen Villen mit Sicht auf Lac Léman und Savoyer Alpen.

La Côte bei Hudelwetter

Unser Tagesziel wäre eigentlich Rolle gewesen. Aber wir waren noch zu wenig müde um im einzigen Hotel in diesem Ort zu übernachten. Sooo viel Geld wollten wir noch nicht ausgeben und so radelten wir weiter nach Nyon.

Über den Dächern von Nyon .....

thront das Schloss

Dort angelangt hatte sich dann die Situation geändert und wir beschlossen, weder wählerisch noch knausrig zu sein und bald hatten wir ein „günstiges“, trockenes Zimmer mit Seesicht bezogen.

Am nächsten Morgen starteten wir, bei trüben, aber trockenen Wetter zur letzten Etappe in der Schweiz, nach Genf. Zuerst pedalten wir über die weiten Felder, links der Genfersee in Sicht, rechts der verschneite Jura.

Erster Kontakt mit dem Jakobsweg am Genfersee

Einige Kilometer vor Genf wurde uns diese Sicht von noch grösseren und noch günstigeren Villen mit ihren grossen Pärken verdeckt. Auf dem sicheren Radweg fuhren wir kurz vor Mittag in Stadtzentrum von Genf ein. Aus dem Foto des „Jet d’eau“ wurde leider nichts, er war abgestellt.

Zentrum von Genf mit verschneiter Jurakette

In Genf machten wir uns zuerst auf die Suche nach der Basilika Notre Dame, wo der „Chemin de Compostelle“ von Genf nach Le Puy- en- Velay beginnt und wo auch der Pilgerausweis abgestempelt wird. Wir wären die Dritten an diesem Tag, die sich auf den Weg machten, meinte der schwarze Sigrist in der Kirche.

Stolzer Besitzers des ersten Stempels im Pilgerausweis

Ein Kompliment an das Veloland Schweiz für die gut beschilderten und angelegten Radwege. Nun sind wir gespannt, was Monsieur Sarkosy zu bieten hat.

Adieu notre patrie

An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen, die uns für unsere Reise, entweder persönlich, telefonisch, per Mail, direkt im Blog oder per SMS viel Glück wünschten. Wir freuen uns, wenn uns möglichst viele virtuell begleiten werden.

Armin

2. April 2012

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen (Aristotoles)

Nun ist er endlich da, der Tag, an dem wir uns endgültig verabschieden aus dem so hektischen Arbeitsleben, wo je länger je mehr kein Platz mehr ist für Wertschätzung oder für ein Dankeschön. Am Cruz de Ferro auf dem Camino Francés wird auch jeder von uns einen Stein von zu Hause hinlegen, um sich symbolisch von all den Altlasten aus dem Erwerbsleben zu entledigen und mit dem Verbrennen eines Kleidungsstückes am Capo Finisterre beginnt dann für uns ein ganz neues Leben.
Die Vorbereitungen auf diesen Tag sind nicht zu unterschätzen. Tausend Dinge sind uns am Schluss noch in den Sinn gekommen, die noch organisiert sein sollten. Vielleicht machten wir uns aber auch zu viele Gedanken über das „Was geschieht, wenn diese oder jene Situation eintreffen würde“. Nun ist für uns alles geregelt, aufgeräumt, gepackt und langsam macht sich eine innere Ruhe breit. Wissend, dass zu Hause alles in besten Händen ist, starten wir unsere Open-End-Fahrrad-Tour um die iberische Halbinsel. Im Voraus schon ein grosses Dankeschön an Hans, Claudia und Philipp, die zu Hause die Stellung halten werden.
Nach dem Motto:
„Die Entfernung ist unwichtig, nur der erste Schritt ist wichtig“ (Marquise du Deffand), mit Wind in den Haaren, den Lenker fest in der Hand, treten wir voll Optimismus in die Pedalen. Wir fragen uns, ob wir unsere Tour realistisch geplant haben, wie wir die körperliche Herausforderung meistern werden, was wir alles sehen und erleben werden, und hoffen, dass die Reise nicht wegen einer ernsten Krankheit oder eines Unfalls abgebrochen werden muss. Sicher wird es Momente geben, da wir am liebsten in den Lenker beissen oder das Fahrrad ins Meer werfen würden.
Im speziellen „Spanischkurs für die Reise“ bei Margarita haben wir im letzten halben Jahr, neben der Sprache noch vieles über Sitten und Bräuche in Spanien gelernt. Dank diesem Sprachkurs sind wir auch gerüstet für die Suche nach Unterkünften, können in den Restaurants unsere Wünsche anbringen, uns im Bahnhof oder im Touristenbüro verständigen und unsere Einkäufe tätigen. Muchisimas gracias, Margarita!

Wir sind dann mal weg!
Aufbrechen – Mut fassen
Aufbrechen – Vertrautes verlassen
Aufbrechen – Neues wagen

Es war vor ungefähr 10 Jahren, als wir uns entschlossen, jeden Monat einen bescheidenen Betrag zur Seite zu legen, um dann schliesslich am Ende unseres Arbeitslebens, als Einstieg in den neuen Lebensabschnitt, irgendetwas Verrücktes damit zu unternehmen. In der vergangenen Zeit sind unsere Ersparnisse zu einem beachtlichen Betrag herangewachsen und unsere Pläne und Vorbereitungen sind gereift und weder Armins Unfall, noch Finanzkrisen oder sonstiges Ungemach konnten uns von unseren Plänen abhalten.
Nach dem wir in den letzten Jahren Europa von Südwestengland bis Apulien, von La Rochelle, an der französischen Atlantikküste bis Budapest, von Berlin bis Sardinien mit dem Fahrrad bereist und dabei so vieles gesehen und erlebt haben, blieb noch eine Ecke Europas von uns unentdeckt:

Die iberische Halbinsel

Spanien ist das Land mit der zweitgrössten Anzahl an UNESCO Weltkulturerbestätten auf der ganzen Welt. Also durchaus interessant und sehenswert.
Unsere Drahteselausrüstung haben wir nach und nach für unser Unternehmen aufgemöbelt: gefederte Fahrräder mit Scheibenbremsen, wasserdichte Satteltaschen, funktionelle Wäsche, Radführer von Spanien und Portugal, Landkarten, GPS, Fotokamera, Netbook etc. etc. Alle möglichen Informationen haben wir gesammelt, uns mit der spanischen Sprache auseinandergesetzt, auf dem Velosattel, bei Aqua-Fit und Walken haben wir unseren Kreislauf in Hochform gebracht. – Und nun ist es endlich soweit!
Anfangs April, je nach Wetterlage, starten wir unsere Velotour rund um die iberische Halbinsel und zwar open end! In Rikon im Tösstal begeben wir uns auf den Mittelland-Radweg bis Lausanne, von dort folgen wir dem Rhone-Radweg bis Genf. Ab Genf wird mehr oder weniger der Jakobsweg Richtung Westen unser Wegweiser sein. Er führt quer durch Frankreich, über die Pyrenäen, durch Nordspanien nach Santiago di Compostela. Am Capo Finisterre, nach ca. 2400 km, werden wahrscheinlich auch wir, obwohl keine wirklichen Pilger, eine Jakobsmuschel in den Atlantik werfen. Anschliessend begeben wir uns auf den Camino portugués, der uns nach Portugal führt. Dort werden wir durchs Douro-Tal (die Mosel Portugals) nach Porto kurven. Lissabon werden wir sicher auch besuchen. Weiter radeln wir südwärts durchs portugiesische Alentejo, durch die Algarve und schliesslich nach Tarifa, der südlichsten Spitze der Halbinsel. Wir werden kreuz und quer durch Andalusien pedalen. In Granada gegeben wir uns auf den mozarabischen Jakobsweg, der uns durch Cordoba nach Merida führt. Dort mündet der Weg in die Via de la Plata. Dieser folgen wir Richtung Norden bis nach Salamanca. Städte wie Avila, Segovia,Toledo, Madrid und Cuenca werden unsere Ziele sein, bevor wir Zaragoza und unser Endziel Barcelona anpeilen. Meiden werden wir sicher die Touristenmeilen am Mittelmeer! Unser Ziel ist, täglich ca. 50 km zurückzulegen. Geplant ist pro Woche auch ein Ruhetag, der aber ohne weiteres auch ausgedehnt werden kann. Vielleicht nimmt uns gelegentlich auch einmal ein Bus oder ein Zug einige Kilometer mit. Je nach Lust und Laune wird uns am Ende unserer Reise ein Flugzeug oder eine Eisenbahn nach Hause bringen. Vielleicht lassen wir unsere Erlebnisse auch auf der Fähre von Barcelona nach Genua revuepassieren. Wie wir aus Erfahrung wissen, gibt es ab dort einen direkten, bequemen Velozug nach Arth-Goldau.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen – und übrigens:
Man kann uns auch unterwegs besuchen!

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Unsere Fahrrad-Tour von Bath zum Land’s End

Planung und Anreise:

Eigentlich hegten wir schon seit Jahren den Wunsch, mal Cornwall zu durchradeln. Da wir am liebsten mit unseren eigenen Rädern fahren, ist die Anreise und die Heimreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln immer ein spezielles Unterfangen. Unsere Erfahrungen in Italien und Frankreich zeigten, dass Fahrräder im Zug nicht immer einfach mitzunehmen sind, auch wenn nach Fahrplan Fahrräder erlaubt sind. Auch das Umsteigen erwies sich nicht immer als einfach. Eines Tages kam uns die Idee, mal zu schauen, welche Fluggesellschaften den Airport Bristol anfliegen. Easy Jet war die Lösung! Diese Gesellschaft fliegt in 1 ½ Stunden von Genève Airport direkt nach Bristol. Wir wussten, dass der Verlad mit der SBB kein Problem war. So buchten wir im 2008 unsere Reise nach Südwestengland. 10 Tage vor den Ferien verunglückte dann Armin mittelschwer, so dass alles annulliert werden musste. Nach diesem Ereignis entschlossen wir uns, vorerst einfachere Touren zu machen (2009 Wien – Budapest, 2010 Prag – Berlin) Anfangs 2011 nahmen wir wieder alle Unterlagen aus dem Jahr 2008 zur Hand und planten unseren Trip erneut. Die Bahnfahrt von Winterthur, dem Jura Südfuss entlang, nach Genf war schon ein Erlebnis. Die Verpackung unserer Räder in Trans-Bags im Flughafen Genf war zwar schweisstreibend, aber klappte einwandfrei. Im Flughafen Bristol warteten wir gespannt auf unser Gepäck. Selbst die Räder kamen auf dem Förderband. Dieser Transport lehrte uns, für den Heimweg die Veloständer besser zu demontieren.

Route:

Beim Durchstöbern eines Reiseführers erfuhren wir, dass es in Grossbritannien 10 000 Meilen Radwege gibt, teilweise auf alten Bahntrassees und dass bei der Firma Sustrans die entsprechenden Karten erhältlich sind. Im Internet fanden wir dann heraus, dass es einen West Country Way (von Bristol nach Padstow) und einen Cornish Way (von Padstow nach Land’s End), zusammen ca. 600 km, gibt. Beide Wege sind als „National Network Nr. 3“ bestens ausgeschildert. Die Karten, sowie die Wahl des Radweges erwiesen sich als ausgezeichnet. Der Weg führte über wenig bis gar nicht befahrene Strassen. Oft waren wir ganz allein unterwegs. Selbst in den Städten wurde der Weg so gewählt, dass man nie auf Hauptstrassen fahren musste.
Etwas naiv gingen wir schon an dieses Projekt. Wir wussten zwar, dass Südwestengland hüglig ist, aber dass die Hügel so steil sind, haben wir nicht erahnt. 25 % und mehr Aufstieg und Abstieg, das mehrmals täglich, hat uns ganz schön gefordert. Bald sahen wir ein, dass unsere Tagesleistung von 50 km reine Utopie war. So haben wir bald unseren Plan, in 12 Tagen am Land’s End zu sein und dann noch ein Stück zurückzufahren, bald geändert. Wir beschlossen, ganz gemütlich Richtung Land’s End zu radeln und dafür links und rechts noch einen Abstecher an sehenswerte Orte zu machen. Von Bodmin nach Truro gibt es zwei Routen, eine durch Nord Cornwall, die andere der Südküste entlang. Nachdem wir in Somerset und Devon der rauheren Nordküste gefolgt sind, entschieden wir uns in Bodmin für den sanfteren Süden.

Land und Leute:

Die grossen, saftigen Weiden, mit Gebüschen eingezäunt, mit unzähligen Kühen und Schafen haben uns besonders beeindruckt. Wie glücklich müssen doch diese Tiere sein! Nach einem harten Aufstieg, die Fahrt durchs Exmoor, ganz allein auf der alten römischen Strasse, nur einige wilde Pferde links und rechts, die mystische Stimmung, das alles war ein ganz besonderes Erlebnis für uns. Brombeeren von Bristol bis zum Land’s End haben uns den schmalen Strassen entlang begleitet. Besonders in Somerset und Devon liessen uns die fülligen, wunderschönen „Hanging Baskets“ oft die Fotokamera zücken. Verschiedene Sorten von Hortensien, in allen Arten von Blautönen haben uns begeistert. Die Fahrt auf dem Engine House Trail, ein Unesco Weltkulturerbe, war ein besonderer Höhepunkt für uns. Einzig das Land’s End hat uns enttäuscht. Wenn es nicht unser Ziel gewesen wäre, hätte sich ein Besuch nicht gelohnt. Ein kitschiger Vergnügungspark wurde dort gebaut, nicht einmal einen schönen Leuchtturm gibt es dort zu sehen. Es gibt viele schönere Orte in Cornwall zu sehen, als diese Touristenattration, z. B. das nur wenige Kilometer entfernte Minack Theatre, das von einer Müllerstochter während 50 Jahren in die Klippen gehauen und gemauert wurde.
Die kühlen Engländer sind wahrscheinlich ausgestorben oder leben an einem anderen Ort. Kaum standen wir an einer Strassenecke, unsere Karte studierend, wurde uns Hilfe angeboten. Viele suchten den Kontakt mit uns, fragten, woher wir kommen und welches unser Ziel sei. So kamen viele nette und lustige Gespräche zustande. Auf den Radwegen zeigten sich auch die Hunde, wie ihre Besitzer sehr diszipliniert. Keiner schimpfte über die Radfahrer, sondern pfiff seinen (Kampf-)Hund sofort zu sich oder nahm ihn an die Leine. Geduldig, ohne Hupen, fuhren die Autofahrer, auf den schmalen Strassen hinter uns her, bis es eine geeignete Ausweichstelle gab.
Auch die Gastronomie hat uns nicht enttäuscht. Zwar hörten wir mal eine Diskussion zweier deutschsprachigen Frauen, die England als „kulinarische Katastrophe“ bezeichneten. Das englische Frühstück ist halt wie es ist – eine Kalorien- und Cholesterinbombe. Aber man kann ja weniger bestellen. Verschiedenste Fische, Meeresgetier und Fleischgerichte haben wir probiert. Alles hat bestens geschmeckt und war einwandfrei gekocht. Das gute Essen hatte auch einen höheren Preis, aber immer noch günstiger als bei uns. Unsere Devise: Wenn man so essen will wie zu Hause, bleibt man am besten daheim!
Obwohl in allen Reiseführern gemahnt wird, dass während der Hauptsaison (bis Ende August) alle Unterkünfte ausgebucht sind, haben wir es gewagt, ohne Vorreservierungen, uns auf die Reise zu begeben. Meistens problemlos haben wir immer ein B + B oder ein kleines Hotel gefunden. Nur an den Wochenenden, wie z. B. Bank Holiday, brauchte es etwas mehr Flexibilität, Ueberzeugungskraft und Glück.
Abgesehen vom englischen Wetter-Mix, sind wir total positiv und begeistert von Südwestengland nach Hause gekommen und können diese Tour jedem empfehlen.

von Bristol nach Bristol Airport

 

Im Zug von Penzance via Plymouth nach Bristol wude uns unsere Radtour im Eiltempo nochmals in Erinnerung gerufen. Das letzte Teilstück mit dem Rad zu bewältigen war für uns Ehrensache.
 

Die Fahrräder wollten unbedingt in unserm Schlafzimmer im Holiday Inn in Bristol übernachten.

 

Wassertreppe im Zentrum von Bristol.

 

auch Neptun ist dabei.....

 

Farbenfrohe Siedlung am Stadtrand.

 

Unmiittelbar neben dem Flughafen verbringen wir die letzte Nacht in Südwestengland.

EasyJet fliegt der Sonne engegen auch in die wolkenlose Schweiz.

Armin

Eindrücke von Penzance

Piraten belagern den Pub von Admiral Benbow.

 

Schiff ahoi!

 

Ein Tipp für Feinschmecker unscheinbar aber oho.

 

Bei dieser Auswahl an frischem Gemüse sind köstliche Mahlzeiten vorprogrammiert .

 

Unigrauer Himmel ladet nicht zum Bade!

 

Nur die Fahrräder haben nicht's gegen das Wasser!

Busrunfahrt um die Halbinsel Penwith

 

Bei englischem Wettermix starten wir unsere Rundreise in Penzance

 

Tosende Brandung bei Sennen Cove

 

Besichtigung der 1990 stillgelgten Zinnmine Geevor an der Westküste.

 

Eingang zur Mine "Mexico Wheal"

 

Schmaler Minengang

 

Zinnader

 

So wurde das zinnhaltige Gestein vor ca. 300 Jahren aus der Grube gefördert.

 

vor der Schliessung des Werkes Abtransport per Tunnelbahn.

Umgebung des Zinnbergwerkes.

 

Typische Reihenhäuschen der Minenarbeiter.

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