Armin

2. April 2012

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen (Aristotoles)

Nun ist er endlich da, der Tag, an dem wir uns endgültig verabschieden aus dem so hektischen Arbeitsleben, wo je länger je mehr kein Platz mehr ist für Wertschätzung oder für ein Dankeschön. Am Cruz de Ferro auf dem Camino Francés wird auch jeder von uns einen Stein von zu Hause hinlegen, um sich symbolisch von all den Altlasten aus dem Erwerbsleben zu entledigen und mit dem Verbrennen eines Kleidungsstückes am Capo Finisterre beginnt dann für uns ein ganz neues Leben.
Die Vorbereitungen auf diesen Tag sind nicht zu unterschätzen. Tausend Dinge sind uns am Schluss noch in den Sinn gekommen, die noch organisiert sein sollten. Vielleicht machten wir uns aber auch zu viele Gedanken über das „Was geschieht, wenn diese oder jene Situation eintreffen würde“. Nun ist für uns alles geregelt, aufgeräumt, gepackt und langsam macht sich eine innere Ruhe breit. Wissend, dass zu Hause alles in besten Händen ist, starten wir unsere Open-End-Fahrrad-Tour um die iberische Halbinsel. Im Voraus schon ein grosses Dankeschön an Hans, Claudia und Philipp, die zu Hause die Stellung halten werden.
Nach dem Motto:
„Die Entfernung ist unwichtig, nur der erste Schritt ist wichtig“ (Marquise du Deffand), mit Wind in den Haaren, den Lenker fest in der Hand, treten wir voll Optimismus in die Pedalen. Wir fragen uns, ob wir unsere Tour realistisch geplant haben, wie wir die körperliche Herausforderung meistern werden, was wir alles sehen und erleben werden, und hoffen, dass die Reise nicht wegen einer ernsten Krankheit oder eines Unfalls abgebrochen werden muss. Sicher wird es Momente geben, da wir am liebsten in den Lenker beissen oder das Fahrrad ins Meer werfen würden.
Im speziellen „Spanischkurs für die Reise“ bei Margarita haben wir im letzten halben Jahr, neben der Sprache noch vieles über Sitten und Bräuche in Spanien gelernt. Dank diesem Sprachkurs sind wir auch gerüstet für die Suche nach Unterkünften, können in den Restaurants unsere Wünsche anbringen, uns im Bahnhof oder im Touristenbüro verständigen und unsere Einkäufe tätigen. Muchisimas gracias, Margarita!

Wir sind dann mal weg!
Aufbrechen – Mut fassen
Aufbrechen – Vertrautes verlassen
Aufbrechen – Neues wagen

Es war vor ungefähr 10 Jahren, als wir uns entschlossen, jeden Monat einen bescheidenen Betrag zur Seite zu legen, um dann schliesslich am Ende unseres Arbeitslebens, als Einstieg in den neuen Lebensabschnitt, irgendetwas Verrücktes damit zu unternehmen. In der vergangenen Zeit sind unsere Ersparnisse zu einem beachtlichen Betrag herangewachsen und unsere Pläne und Vorbereitungen sind gereift und weder Armins Unfall, noch Finanzkrisen oder sonstiges Ungemach konnten uns von unseren Plänen abhalten.
Nach dem wir in den letzten Jahren Europa von Südwestengland bis Apulien, von La Rochelle, an der französischen Atlantikküste bis Budapest, von Berlin bis Sardinien mit dem Fahrrad bereist und dabei so vieles gesehen und erlebt haben, blieb noch eine Ecke Europas von uns unentdeckt:

Die iberische Halbinsel

Spanien ist das Land mit der zweitgrössten Anzahl an UNESCO Weltkulturerbestätten auf der ganzen Welt. Also durchaus interessant und sehenswert.
Unsere Drahteselausrüstung haben wir nach und nach für unser Unternehmen aufgemöbelt: gefederte Fahrräder mit Scheibenbremsen, wasserdichte Satteltaschen, funktionelle Wäsche, Radführer von Spanien und Portugal, Landkarten, GPS, Fotokamera, Netbook etc. etc. Alle möglichen Informationen haben wir gesammelt, uns mit der spanischen Sprache auseinandergesetzt, auf dem Velosattel, bei Aqua-Fit und Walken haben wir unseren Kreislauf in Hochform gebracht. – Und nun ist es endlich soweit!
Anfangs April, je nach Wetterlage, starten wir unsere Velotour rund um die iberische Halbinsel und zwar open end! In Rikon im Tösstal begeben wir uns auf den Mittelland-Radweg bis Lausanne, von dort folgen wir dem Rhone-Radweg bis Genf. Ab Genf wird mehr oder weniger der Jakobsweg Richtung Westen unser Wegweiser sein. Er führt quer durch Frankreich, über die Pyrenäen, durch Nordspanien nach Santiago di Compostela. Am Capo Finisterre, nach ca. 2400 km, werden wahrscheinlich auch wir, obwohl keine wirklichen Pilger, eine Jakobsmuschel in den Atlantik werfen. Anschliessend begeben wir uns auf den Camino portugués, der uns nach Portugal führt. Dort werden wir durchs Douro-Tal (die Mosel Portugals) nach Porto kurven. Lissabon werden wir sicher auch besuchen. Weiter radeln wir südwärts durchs portugiesische Alentejo, durch die Algarve und schliesslich nach Tarifa, der südlichsten Spitze der Halbinsel. Wir werden kreuz und quer durch Andalusien pedalen. In Granada gegeben wir uns auf den mozarabischen Jakobsweg, der uns durch Cordoba nach Merida führt. Dort mündet der Weg in die Via de la Plata. Dieser folgen wir Richtung Norden bis nach Salamanca. Städte wie Avila, Segovia,Toledo, Madrid und Cuenca werden unsere Ziele sein, bevor wir Zaragoza und unser Endziel Barcelona anpeilen. Meiden werden wir sicher die Touristenmeilen am Mittelmeer! Unser Ziel ist, täglich ca. 50 km zurückzulegen. Geplant ist pro Woche auch ein Ruhetag, der aber ohne weiteres auch ausgedehnt werden kann. Vielleicht nimmt uns gelegentlich auch einmal ein Bus oder ein Zug einige Kilometer mit. Je nach Lust und Laune wird uns am Ende unserer Reise ein Flugzeug oder eine Eisenbahn nach Hause bringen. Vielleicht lassen wir unsere Erlebnisse auch auf der Fähre von Barcelona nach Genua revuepassieren. Wie wir aus Erfahrung wissen, gibt es ab dort einen direkten, bequemen Velozug nach Arth-Goldau.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen – und übrigens:
Man kann uns auch unterwegs besuchen!

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Unsere Fahrrad-Tour von Bath zum Land’s End

Planung und Anreise:

Eigentlich hegten wir schon seit Jahren den Wunsch, mal Cornwall zu durchradeln. Da wir am liebsten mit unseren eigenen Rädern fahren, ist die Anreise und die Heimreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln immer ein spezielles Unterfangen. Unsere Erfahrungen in Italien und Frankreich zeigten, dass Fahrräder im Zug nicht immer einfach mitzunehmen sind, auch wenn nach Fahrplan Fahrräder erlaubt sind. Auch das Umsteigen erwies sich nicht immer als einfach. Eines Tages kam uns die Idee, mal zu schauen, welche Fluggesellschaften den Airport Bristol anfliegen. Easy Jet war die Lösung! Diese Gesellschaft fliegt in 1 ½ Stunden von Genève Airport direkt nach Bristol. Wir wussten, dass der Verlad mit der SBB kein Problem war. So buchten wir im 2008 unsere Reise nach Südwestengland. 10 Tage vor den Ferien verunglückte dann Armin mittelschwer, so dass alles annulliert werden musste. Nach diesem Ereignis entschlossen wir uns, vorerst einfachere Touren zu machen (2009 Wien – Budapest, 2010 Prag – Berlin) Anfangs 2011 nahmen wir wieder alle Unterlagen aus dem Jahr 2008 zur Hand und planten unseren Trip erneut. Die Bahnfahrt von Winterthur, dem Jura Südfuss entlang, nach Genf war schon ein Erlebnis. Die Verpackung unserer Räder in Trans-Bags im Flughafen Genf war zwar schweisstreibend, aber klappte einwandfrei. Im Flughafen Bristol warteten wir gespannt auf unser Gepäck. Selbst die Räder kamen auf dem Förderband. Dieser Transport lehrte uns, für den Heimweg die Veloständer besser zu demontieren.

Route:

Beim Durchstöbern eines Reiseführers erfuhren wir, dass es in Grossbritannien 10 000 Meilen Radwege gibt, teilweise auf alten Bahntrassees und dass bei der Firma Sustrans die entsprechenden Karten erhältlich sind. Im Internet fanden wir dann heraus, dass es einen West Country Way (von Bristol nach Padstow) und einen Cornish Way (von Padstow nach Land’s End), zusammen ca. 600 km, gibt. Beide Wege sind als „National Network Nr. 3“ bestens ausgeschildert. Die Karten, sowie die Wahl des Radweges erwiesen sich als ausgezeichnet. Der Weg führte über wenig bis gar nicht befahrene Strassen. Oft waren wir ganz allein unterwegs. Selbst in den Städten wurde der Weg so gewählt, dass man nie auf Hauptstrassen fahren musste.
Etwas naiv gingen wir schon an dieses Projekt. Wir wussten zwar, dass Südwestengland hüglig ist, aber dass die Hügel so steil sind, haben wir nicht erahnt. 25 % und mehr Aufstieg und Abstieg, das mehrmals täglich, hat uns ganz schön gefordert. Bald sahen wir ein, dass unsere Tagesleistung von 50 km reine Utopie war. So haben wir bald unseren Plan, in 12 Tagen am Land’s End zu sein und dann noch ein Stück zurückzufahren, bald geändert. Wir beschlossen, ganz gemütlich Richtung Land’s End zu radeln und dafür links und rechts noch einen Abstecher an sehenswerte Orte zu machen. Von Bodmin nach Truro gibt es zwei Routen, eine durch Nord Cornwall, die andere der Südküste entlang. Nachdem wir in Somerset und Devon der rauheren Nordküste gefolgt sind, entschieden wir uns in Bodmin für den sanfteren Süden.

Land und Leute:

Die grossen, saftigen Weiden, mit Gebüschen eingezäunt, mit unzähligen Kühen und Schafen haben uns besonders beeindruckt. Wie glücklich müssen doch diese Tiere sein! Nach einem harten Aufstieg, die Fahrt durchs Exmoor, ganz allein auf der alten römischen Strasse, nur einige wilde Pferde links und rechts, die mystische Stimmung, das alles war ein ganz besonderes Erlebnis für uns. Brombeeren von Bristol bis zum Land’s End haben uns den schmalen Strassen entlang begleitet. Besonders in Somerset und Devon liessen uns die fülligen, wunderschönen „Hanging Baskets“ oft die Fotokamera zücken. Verschiedene Sorten von Hortensien, in allen Arten von Blautönen haben uns begeistert. Die Fahrt auf dem Engine House Trail, ein Unesco Weltkulturerbe, war ein besonderer Höhepunkt für uns. Einzig das Land’s End hat uns enttäuscht. Wenn es nicht unser Ziel gewesen wäre, hätte sich ein Besuch nicht gelohnt. Ein kitschiger Vergnügungspark wurde dort gebaut, nicht einmal einen schönen Leuchtturm gibt es dort zu sehen. Es gibt viele schönere Orte in Cornwall zu sehen, als diese Touristenattration, z. B. das nur wenige Kilometer entfernte Minack Theatre, das von einer Müllerstochter während 50 Jahren in die Klippen gehauen und gemauert wurde.
Die kühlen Engländer sind wahrscheinlich ausgestorben oder leben an einem anderen Ort. Kaum standen wir an einer Strassenecke, unsere Karte studierend, wurde uns Hilfe angeboten. Viele suchten den Kontakt mit uns, fragten, woher wir kommen und welches unser Ziel sei. So kamen viele nette und lustige Gespräche zustande. Auf den Radwegen zeigten sich auch die Hunde, wie ihre Besitzer sehr diszipliniert. Keiner schimpfte über die Radfahrer, sondern pfiff seinen (Kampf-)Hund sofort zu sich oder nahm ihn an die Leine. Geduldig, ohne Hupen, fuhren die Autofahrer, auf den schmalen Strassen hinter uns her, bis es eine geeignete Ausweichstelle gab.
Auch die Gastronomie hat uns nicht enttäuscht. Zwar hörten wir mal eine Diskussion zweier deutschsprachigen Frauen, die England als „kulinarische Katastrophe“ bezeichneten. Das englische Frühstück ist halt wie es ist – eine Kalorien- und Cholesterinbombe. Aber man kann ja weniger bestellen. Verschiedenste Fische, Meeresgetier und Fleischgerichte haben wir probiert. Alles hat bestens geschmeckt und war einwandfrei gekocht. Das gute Essen hatte auch einen höheren Preis, aber immer noch günstiger als bei uns. Unsere Devise: Wenn man so essen will wie zu Hause, bleibt man am besten daheim!
Obwohl in allen Reiseführern gemahnt wird, dass während der Hauptsaison (bis Ende August) alle Unterkünfte ausgebucht sind, haben wir es gewagt, ohne Vorreservierungen, uns auf die Reise zu begeben. Meistens problemlos haben wir immer ein B + B oder ein kleines Hotel gefunden. Nur an den Wochenenden, wie z. B. Bank Holiday, brauchte es etwas mehr Flexibilität, Ueberzeugungskraft und Glück.
Abgesehen vom englischen Wetter-Mix, sind wir total positiv und begeistert von Südwestengland nach Hause gekommen und können diese Tour jedem empfehlen.

von Bristol nach Bristol Airport

 

Im Zug von Penzance via Plymouth nach Bristol wude uns unsere Radtour im Eiltempo nochmals in Erinnerung gerufen. Das letzte Teilstück mit dem Rad zu bewältigen war für uns Ehrensache.
 

Die Fahrräder wollten unbedingt in unserm Schlafzimmer im Holiday Inn in Bristol übernachten.

 

Wassertreppe im Zentrum von Bristol.

 

auch Neptun ist dabei.....

 

Farbenfrohe Siedlung am Stadtrand.

 

Unmiittelbar neben dem Flughafen verbringen wir die letzte Nacht in Südwestengland.

EasyJet fliegt der Sonne engegen auch in die wolkenlose Schweiz.

Armin

Eindrücke von Penzance

Piraten belagern den Pub von Admiral Benbow.

 

Schiff ahoi!

 

Ein Tipp für Feinschmecker unscheinbar aber oho.

 

Bei dieser Auswahl an frischem Gemüse sind köstliche Mahlzeiten vorprogrammiert .

 

Unigrauer Himmel ladet nicht zum Bade!

 

Nur die Fahrräder haben nicht's gegen das Wasser!

Busrunfahrt um die Halbinsel Penwith

 

Bei englischem Wettermix starten wir unsere Rundreise in Penzance

 

Tosende Brandung bei Sennen Cove

 

Besichtigung der 1990 stillgelgten Zinnmine Geevor an der Westküste.

 

Eingang zur Mine "Mexico Wheal"

 

Schmaler Minengang

 

Zinnader

 

So wurde das zinnhaltige Gestein vor ca. 300 Jahren aus der Grube gefördert.

 

vor der Schliessung des Werkes Abtransport per Tunnelbahn.

Umgebung des Zinnbergwerkes.

 

Typische Reihenhäuschen der Minenarbeiter.

Armin

von St. Buryan nach Penzance

von St. Buryan nach Penzance

 

Entschädigung für das enttäuschende Land's End - Porthcurno mit seinen malerischen Buchten und dem einmaligen Minack Open Air Theater

 

Berühmte Klassiker und Musicals werden hier augeführt "Fiddler on the Roof" haben wir leider verpasst.

 

dafür stand Susanne die erfolgreiche Radfahrerin auf der Bühne.

 

auf der Zuschauertribühne der faszinierte Göttergatte - weitere Details zum Theater unter www.minack.com

 

Blumen denen wir schon auf Madeira begegneten, wachsen auch hier im Freiland

von Hayle nach St_Buryan

 

St. Michael's Mount - Das englische Pendant zum Mont St. Michel in der Normandie

 

Unser Ziel, Land's End bei strömendem Regen erreicht....

 

 

Da ein schöner Leutturm fehlt und der Vergnügungspark auch keine Rarität ist, haben wir als Wahreichen die vorgelagerten Felsen fotografiert.

von Hayle nach St. Yves und zurueck

 

Der Kluge reist im Zuge - infolge fehlendem Radweg und stark befahrener Hauptstrasse

 

Hafen von St. Yves am Vormittag bei Flut

 

am Nachmittag bei Ebbe. Zwischen Ebbe und Flut kann der Höhenunterschied bis 10 Meter betragen.

 

einer der kleinen und sauberen Sandstrände um St. Yves

Armin

von Truro nach Hayle

von Truro nach Hayle

 

Open Air Church Gwennap Pit aus dem Jahre 1836

 

Der Engine House Trail ist Teil des Cornish Mining Weltkulturerbes

 

Überreste einer stillgelegten Zinnmine

 

Verschiedenste Arten von blauen Hortensien begleiten uns von Somerset bis Cornwalll

 

Erker rechts, oberes Fenster - Unser Zuhause für 2 Tage

 

Abendstimmung in Hayle

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